Waldbrunn. Nachdem die freiwilligen Feuerwehrleute in Waldbrunn für 24 Stunden ihren Dienst einstellten, weil sie unzufrieden mit den Haushaltsberatungen waren, bekommen der Gemeindebrandinspektor oder sein Stellvertreter nun ein offizielles Anhörungsrecht ...
Bild: Zeugnis des Feuerwehr-Protestes: Noch in der Sitzung der Gemeindevertretung hatten die Wehrleute ihre Melder abgeliefert - Foto: Heike Lachnit
Streik der Ehrenamtlichen
Von HEIKE LACHNIT
Nach der letzten Gemeindevertretersitzung gab es den großen Knall: Die freiwillige Feuerwehren in Waldbrunn legten ihren Dienst nieder und waren für 24 Stunden nicht einsatzbereit. Sie fühlten sich nicht genügend gewürdigt von den Kommunalpolitikern.
Was folgte, waren intensive Gespräche mit dem Kreisbrandinspektor, dem Regierungspräsidenten, zwischen den Kommunalpolitikern und der Feuerwehr. Nun soll die Feuerwehr stärker mit eingebunden werden.
Woran sich der Streit genau entzündete, ist schwer zu sagen. Die Gemeindevertreter stimmten im Dezember dafür, den Kauf eines Wasserfaltbehälters ebenso zu streichen wie Ersatzbekleidung für die Wehrleute (Kostenpunkt: 6400 Euro). Dafür stockten die Gemeindevertreter jedoch die Sondermittel von 9000 auf 12 000 Euro auf. Die Anschaffung eines Einsatzleitwagens sowie eines Löschfahrzeugs im Wert von 380 000 Euro wurden mit dem Vermerk versehen, dass eine Kommission bis Mitte des Jahres nach gebrauchten Fahrzeugen sucht. Wenn die Kommission nicht fündig würde, werden am 1. Juli Neuwagen bestellt.
Neue Geschäftsordnung
In der Gemeindevertretersitzung am Dienstag beschlossen die Kommunalpolitiker eine Änderung der Geschäftsordnung der Gemeindevertretung und der Ausschüsse dahingehend, dass bei Entscheidungen, die die Feuerwehr betreffen, der Gemeindebrandinspektor oder sein Stellvertreter einzuladen und anzuhören sind. Dies betrifft speziell die Haushaltsberatungen. Aber der Feuerwehr-Chef kann auch zu jeder anderen Sitzung kommen. Manfred Lischeck (Bürgerliste) äußerte damit verbunden die Hoffnung, dass damit Ruhe einkehrt und das Verhältnis auf ein normales Niveau zurückkehrt. Auch wenn die Anwesenden mit einer Enthaltung dieser Änderung zustimmten, äußerte der CDU- Fraktionsvorsitzende Wolfgang Erler noch einmal sein Unverständnis zu dem ganzen Verlauf. Alle Positionen außer zwei Punkte seien genehmigt geworden und daher habe er kein Verständnis für die ganze Diskussion.
Gebrauchtwagen gesucht
Für die Suche nach einem gebrauchten Einsatzleitwagen sowie Löschfahrzeug soll eine Kommission gebildet werden. Als Gemeindevertreter wurde Peter Krahl mehrheitlich bei neun Gegenstimmen der Bürgerliste bestimmt. Die Bürgerliste lehnt diesen Antrag ab. Nach den intensiven Gesprächen sind sie mehr denn je der Meinung, keine gebrauchten Fahrzeuge anzuschaffen, sondern Neuwagen. Diese hätten technisch wie auch von der Ausstattung her eine längere Lebenszeit. Wolfgang Erler wie auch der SPD-Fraktionsvorsitzende Peter Krahl widersprachen dem. Sie führen nur den Beschluss der Gemeindevertretung durch. Es sei nichts verloren. Wenn bis zum 30. Juni keine gebrauchten Fahrzeuge gefunden werden, gibt es die Neuanschaffungen noch in diesem Jahr.
Kommentar - Von Christof Hüls
Bild: Christof Hüls - Foto: (FNP)
Das Feuer der Aufregung nach dem eintägigen „Streik“ der Waldbrunner Feuerwehrleute scheint gelöscht. Ob die Glut im Untergrund weiter schwelt, wird die Zukunft zeigen. Die Überraschung in der Dezember-Sitzung im Politiker-Rund zeigt, wie weit Kommunalpolitik und Wehr in der Groß-Gemeinde Waldbrunn auseinander liegen. Dabei loderten kurz vor Weihnachten nicht zum ersten Mal die Flammen auf im Verhältnis zwischen Gemeindevertretung und der größten Bürgerinitiative am Ort. Hier wie dort stehen Ehrenamtliche ihren Mann oder ihre Frau und opfern zum Gemeinwohl ihre Freizeit. Die Politiker streiten um beste Lösungen und halten den Kopf hin für unangenehme Sparbemühungen. Die Wehrleute gefährden oft ihr eigenes Leben, um das anderer zu retten.
Sicher sind Haushaltsberatungen kein Wunschkonzert. Niemand, auch die Feuerwehr, hat Anspruch, 100 Prozent seiner Wünsche erfüllt zu bekommen. Zumal die recht teuer sind. Aber es geht nicht um irgendwelches technische Spielzeug für große, blaulichtversessene Kinder. Diese Vorstellung scheint in manchen Köpfen vorzuherrschen. Es geht mindestens um hohe Sachwerte und um Leben und Tod. Das umstrittene Gerät fehlt vielleicht nur alle zwei oder drei Jahre wirklich. Aber genau dann kommt es drauf an. Geschädigte Bürger werden dann mit Recht fragen: Warum musste mein Dorf an der Sicherheit sparen?
Natürlich soll über Prioritäten und Zeitpläne diskutiert werden. Dabei durften die eigentlich Betroffenen bisher nicht mitreden. Der nun beschlossene Schritt, die eigenen Fachleute einzubeziehen, war längst überfällig. Die Kritik des CDU-Fraktionschefs macht allerdings deutlich: Freiwillig gibt Politik die Entscheidungshoheit nicht ab. Schade. So lassen sich keine Ehrenamtlichen gewinnen. Emotionen zu kühlen, um weitere Brände zu vermeiden, geht anders.
Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.
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