
Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.
... Obwohl außer Gemeindebrandinspektor Andreas Heep und seinem engsten Helferstab niemand vorher von der Aktion gewusst hatte, waren die ersten Einsatzkräfte bereits neun Minuten nach Alarmierung vor Ort. Eine Aktive war gerade auf dem Weg von der Arbeit nach Hause, ein anderer saß in der Badewanne, als der Piepser los ging. «Ich bin immer sehr kritisch, aber das ist schon eine Riesenleistung, wenn hier so viele Leute ohne Vorwarnung pünktlich auf der Matte stehen», meinte Heep. Alle seien bei dem Einsatz sehr besonnen vorgegangen, und bei der Koordination merke man, dass sich die Aktiven der vier Beselicher Ortsteilwehren über Jahre kennen würden. Auch wenn das Vorgehen manchmal chaotisch aussehe, sitze doch jeder Handgriff, so Heep.
Der Gemeindebrandinspektor hatte seinen Leuten die Arbeit wahrlich nicht einfach gemacht. Der Melkstand des Hofes war dicht vernebelt, und die Verletzten waren zum Teil unter Schutt eingeschlossen. Die Grube des Melkstandes hätte für jeden Feuerwehrmann zu einer gefährlichen Stolperfalle werden können, der in der Hektik die gebotenen Sicherheitsvorschriften wie Krabbeln über den Boden nicht eingehalten hätte. Doch die Freiwilligen erwiesen sich als echte «Profis» und fanden in ordentlicher Zeit die Opfer. Heep hatte sogar zwei menschengroße, 70 Kilo schwerer Dummies versteckt, um seine Leute auf die Probe stellen zu können. Ein Fehler bei der Übung hätte allerdings im Ernstfall zu einem Todesfall führen können. Einer der Dummies wurde erst nach 30 Minuten gefunden. Wenn es bei einem echten Brand ein Mensch gewesen wäre, wäre er laut Heep erstickt. Zur Ehrenrettung des Suchtrupps muss man aber sagen, dass der Dummie sich eher wie ein Sack als ein Mensch anfühlt und auch noch unter Bauschutt begraben war. «So was ist ja normal eher selten», so der Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbandes, Franz-Josef Sehr, der bei der Alarmierung schnell die Uniform über seinen Sakko gezogen hatte.
Der Theresienhof war nach Angaben Heeps ein sehr gutes Übungsobjekt, nicht nur, weil er bis auf das Wohnhaus 1986 wirklich schon einmal abgebrannt war. Auch dass er einer der größten Beselicher Höfe ist, schwer zu finden mitten im Feld liegt und einen hohen Viehbestand hat, sprach für dieses Übungsobjekt. Jedoch wurde aus Sicherheitsgründen ohne Tiere geprobt. Die nervös werdende Pferde hätten auch die Feuerwehrleute gefährden können. Das sei eines der schlimmsten Szenarien, die er kenne, brennende Tiere aus Ställen holen zu müssen, meinte Heep.
Andere Dinge konnte er aber erfolgreich überprüfen. Zehn Fahrzeuge waren zeitnah da. Durch das mitgebrachte Wasser sowie Zisternen am Irmtrauter Hof und Theresienhof selbst sowie Hydranten hätten nach Ausagen Heeps in den ersten zehn Minuten 110 000 Liter Wasser zur Verfügung gestanden. Die wurden nach dem Aufbau der Wasserleitung über 450 Meter natürlich nicht aufs Gebäude abgegeben. Nach bereits eineinhalb Stunden war alles unter Kontrolle.rok
