Runkel-Ennerich. Regungslos hängt der Pferde-Dummy am langen Arm des mächtigen Krans und wird langsam hoch gehievt. "Rettung" geglückt. Angehörige der Runkeler Feuerwehr lernten in einem Spezialseminar, wie Großtieren im Ernstfall geholfen werden kann ...

Bei manchen Einsatzlagen hilft nur die Bergung des Tiers per Kran - Foto: Robin KlöppelBild: Bei manchen Einsatzlagen hilft nur die Bergung des Tiers per Kran - Foto: Robin Klöppel

Spezialseminar für Feuerwehrangehörige über das richtige Verhalten bei Unfällen mit Großtieren VON ROBIN KLÖPPEL

Die Kuh vom Eis bringen müssen die Runkeler Feuerwehraktiven bei zunehmendem Klimawandel auf der Lahn künftig wohl eher selten. Da Pferde und Rinder aber immer mal in unglückliche Lagen kommen können, hat das Ennericher Unternehmen "rescue-tec Feuerwehrbedarf" erstmalig für Einsatzkräfte ein Seminar über Großtierrettung angeboten.

Geübt wurde aus Tierschutzgründen nur mit einem 200 Kilo schweren Pferde-Dummy. Auch von der Feuerwehr Runkel/Schadeck nahmen zwei Aktive teil. Arne Kasselmann kann sich noch gut erinnern, dass seine Einsatzabteilung auch einmal in eine Großtierrettung verwickelt gewesen sei. Das sei aber schon vor etwa 20 Jahren gewesen, als eine Kuh in eine Grube gefallen sei. Damals konnten die Runkeler Feuerwehrleute laut Kasselmann die Kuh auch ohne Großtierretter-Seminar retten.

Großes Gefahrenpotenzial

Kasselmann betonte aber, dass er das Seminar interessant finde. Denn auch in der Region gebe es viele Rinder und Pferde, mit denen immer mal wieder etwas passieren könne. Lutz Hauch, der als einziger Aktiver in Deutschland Großtierrettungs-Seminare anbietet, erzählte, dass der Themenbereich in anderen Ländern wie Österreich, Tschechien oder der Schweiz schon viel besser als in Deutschland organisiert sei. In England besitze jede Kommune ausgebildete Großtierretter.

Das Ziel des Experten ist es, mit seinen Seminaren möglichst viele andere Einsatzkräfte zu zertifizierten Großtierrettern auszubilden, damit es künftig in möglichst jeder Kreis-Feuerwehr in Deutschland eine solche Fachgruppe geben kann. Ein enormes Gefahrenpotenzial sieht Hauch in der großen Zahl von Turnierpferden, die an den Wochenenden in Transportern über die Autobahn gefahren würden. Wenn dann mal irgendwo ein solcher Transporter in einen Verkehrsunfall gerät und ein Pferd aus einem kaputten Anhänger geholt werden muss, dann ist Lutz Hauchs Wissen sehr hilfreich.

Unkalkulierbare Risiken

Auf keinen Fall dürfe die Tür des Transporters einfach geöffnet werden, betonte Hauch. Denn Pferde seien Fluchttiere. Falls sie in Panik seien, bestehe die Gefahr, dass sie Menschen verletzen oder sich einfach los reißen und quer über die Autobahn laufen. Hauch machte die Seminarteilnehmer darauf aufmerksam, dass es das Wichtigste bei einer Großtierrettung sei, dass sich die Einsatzkräfte und vor allem vor deren Eintreffen die Tierbesitzer nicht selbst in Lebensgefahr begeben. Denn vielen Leuten sei ihr eigenes Tier so wichtig, dass sie für dessen Rettung unkalkulierbare Risiken einzugehen bereit seien.

Am besten sei es, von oben durch die Luke einen Blick in den Transporter werfen, wie es dem Pferd nach dem Unfall geht. "Wenn möglich, dann solange warten, bis ein anderer Transporter da ist, auf den man das Pferd dann direkt umladen kann", erläuterte Hauch. Wichtig sei auch, immer einen Tierarzt zu dem Unfall zu rufen, dass er das Tier umgehend von seinen Leid erlösen könne, wenn es nicht mehr zu retten sei.

Hauch zeigte den Feuerwehrleuten, wie man ein Nothalfter aus Seilen knoten kann, um das Pferd sicher wegführen zu können. Der Experte machte die Feuerwehraktiven darauf aufmerksam, dass man dem Pferd genügend Leine geben müsse. Halte man es direkt am Kopf fest, so dass es diesen kaum bewegen kann, werde das Pferd unruhig und versuche sich möglicherweise loszureißen. Denn Pferde wollten immer sehen, was um sie herum passiert.

Den Schweif sichern

Ebenfalls wurde den Wehrleuten gezeigt, wie man den Schweif eines Pferdes sichern kann, damit sich das Tier nicht verletzt, weil es mit dem Schweif irgendwo hängen bleibt. Dass Tiere mit Hebeseilen aufgerichtet werden müssen, kommt nicht nur bei Autounfällen vor. Hauch hat schon Fälle erlebt, wo Pferde bei Ausritten im Morast steckengeblieben seien und sie sich nicht mehr hätten aus eigener Kraft aus dem Schlamm befreien können. In der Eifel wurde mal ein Pferd nach Hauchs Vorgaben acht Meter in die Höhe gezogen. Das machten 15 Männer per Hand, da man bei Handarbeit besser erkennen könne, wenn irgendwo ein Widerstand sei und dann sofort das Ziehen stoppen könne. Das Pferd mit maschineller Kraft schnell hochzuziehen würde die Gefahr bergen, dass das Pferd gegen eine Hindernis geschleudert werden könnte. Hauch sagte, ohne Ausbildung könnten Feuerwehrleute in einer solchen Situation mit ihrem Erlernten sicher auch ein Tier bergen. Nur ohne fachliche Ausbildung könne es passieren, dass das Tier beim Ziehen dann derart verletzt werde, dass es am Ende doch getötet werden müsse.

So zieht man mit Manneskraft per Haltegurt ein Pferd in Sicherheit - Foto: Robin KlöppelBild: So zieht man mit Manneskraft per Haltegurt ein Pferd in Sicherheit - Foto: Robin Klöppel

Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.

 

 

 


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