Limburg-Weilburg. Begleiten, stabilisieren, trösten, die Mimik reflektieren, falls dem von einer Notsituation Betroffenen die Worte fehlen - all das gehört zum Alltag der Männer und Frauen, die sich in der Notfallseelsorge engagieren ...

Hedi Sehr aus Obertiefenbach leitet seit 2003 die Notfallseelsorge Limburg-Weilburg. Ihr Einsatzort ist jetzt der Schreibtisch. . .foto: K. KaminskyBild: Hedi Sehr aus Obertiefenbach leitet seit 2003 die Notfallseelsorge Limburg-Weilburg. Ihr Einsatzort ist jetzt der Schreibtisch. . .foto: K. Kaminsky

LIMBURG-WEILBURG Corona erschwert auch die Hilfe der Notfallseelsorge

Oft gehören dazu auch eine Berührung und ein Händedruck. Seit Mitte März ist durch die Corona-Pandemie die Begleitung von Menschen nach einem akut belastenden Ereignis schwieriger geworden.

"Die nonverbale Konversation ist eines unserer wichtigsten Werkzeuge. Das können wir aktuell nicht mehr einsetzen", sagt Hedi Sehr aus Obertiefenbach. Die 67-Jährige gehört zu den Gründungsmitgliedern der Notfallseelsorge Limburg-Weilburg und leitet das Team seit 2003.

Nachdem im Landkreis die allgemeinen Schutzmaßnahmen immer schärfer wurden, hatte sich die Notfallseelsorge bei der Polizei, den Feuerwehren und den Rettungsdiensten gemeldet und darum gebeten, vorerst nur noch in besonders tragischen Fällen alarmiert zu werden. Gegebenenfalls stünde man für eine telefonische Betreuung zur Verfügung.

"Seit Anfang April haben wir bis auf fünf besonders ausgebildete Mitarbeiter alle unsere Notfallseelsorger zu ihrem eigenen Schutz vom Bereitschaftsdienst befreit", berichtet Hedi Sehr. Zum Glück habe es seither kein Ereignis gegeben, das nicht auch von diesem kleinen Kreis gemeistert werden konnte.

Gebraucht wurde die Unterstützung der Notfallseelsorge aber trotzdem, zum Beispiel nach einem tragischen Todesfall, bei dem eine ca. 60-jährige Tochter plötzlich verstarb. Die Verstorbene lebte mit ihrer hochbetagten und stark pflegebedürftigen Mutter zusammen und hatte sich bis dato um die alte Dame gekümmert. "Natürlich war der plötzliche Tod für ihr Umfeld ein Schock, doch vor allem ging es jetzt um die Pflege der Mutter", blickt Hedi Sehr zurück. Mehr als anderthalb Stunden habe sie rumtelefoniert, ehe sie ein Heim mit freien Kapazitäten fand. "Doch verständlicherweise war die Heimleitung in großer Sorge, dass bei der verstorbenen Tochter Corona im Spiel sein könnte. Von daher musste der Hausarzt eingeschaltet werden und eine diesbezügliche Klärung herbeiführen."

In diesem Fall war die praktische Hilfe der Notfallseelsorge problemlos fernmündlich zu leisten. Anders bei einer Begebenheit kurz später: Im Beisein ihrer Tochter war eine Seniorin zusammengebrochen. Geistesgegenwärtig unternahm die Jüngere alle wichtigen Wiederbelebungsmaßnahmen, doch leider ohne Erfolg. "Ich hatte Dienst, als sich ein Angehöriger dieser Frau meldete und anfragte, ob wir der Betroffenen ein Stück weit über das vermeintliche Versagen hinweghelfen können", erinnert sich Hedi Sehr. Unter normalen Umständen wäre ihr das persönliche Gespräch mit der Angehörigen sehr wichtig gewesen, um auch auf all das eingehen zu können, was sich über Mimik und Gestik ausgedrückt. "Unsere Arbeit basiert auf Nähe. Niemand hätte sich je vorstellen können, dass wir unsere Unterstützung irgendwann einmal ausschließlich auf Distanz leisten müssen", sagt sie. Nichtsdestotrotz sei es in Telefonaten gelungen, der traumatisierten Frau klar zu machen, dass die bedrückenden Bilder in ihrem Kopf als Reaktion auf das Erlebte zunächst ganz normal sind.

Vielleicht bald wieder in Alarmbereitschaft

"Kürzlich haben wir vom Gesundheitsamt Masken zur Verfügung gestellt bekommen und denken darüber nach, ob wir wieder in die Alarmbereitschaft zurückkehren", so die Vorsitzende. Allerdings sei es die freie Entscheidung eines jeden Mitarbeiters, unter Beachtung des Eigenschutzes auf diese Weise mitzuarbeiten. Derzeit würde man auch dann nur zum Einsatz fahren, wenn der Rettungsdienst vor Ort zunächst bestätigt, dass im direkten Umfeld keine Corona-Infektion vorliegt. Aber sicher ist man trotzdem nie, ob die Erkrankung eines Patienten im späteren Verlauf doch positiv getestet wird und Angehörige ohne ihr Wissen bereits infiziert sind.

"Unsere Kollegen im Rheingau/Taunus haben sogar Schutzanzüge, um auch bei einem eventuellen Corona-Verdacht Unterstützung leisten zu können", weiß Hedi Sehr. Bisher gab es noch keinen solchen Einsatz, bei dem sie sie einsetzen mussten. So wird das Team der Notfallseelsorge Limburg-Weilburg sich auch den Herausforderungen der nächsten Wochen stellen und über entsprechende Vorkehrungen entscheiden müssen. kerstin kaminsky

Informationen: Auf der Homepage www.notfallseelsorge-limburg-weilburg.de und 01 70 / 7 3 33 2 22.

Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.

 

 

 


Infoseite STEIG EIN des Kreisfeuerwehrverbandes Limburg-Weilburg e.V.Interesse am Mitmachen bei der Freiwilligen Feuerwehr?

Das kann bei uns JEDER, zumindest als Unterstützer im Feuerwehrverein und wer geistig und körperlich in der Lage und Willens ist, kann auch aktiv in einer Kinder- oder Jugendfeuerwehr, in einer Einsatzabteilung oder bei der Feuerwehrmusik mitmachen!

Mehr Infos auf www.steig-ein.info per Klick auf das nebenstehende Logo. 


Zurück