Limburg-Weilburg. Ein Jahr ohne Übungen und ohne Lehrgänge: Die Pandemie hat fatale Folgen für die freiwilligen Feuerwehren ...

VON SABINE RAUCH

Georg Hauch - foto: privatUnd so langsam wird es gefährlich, sagen die Experten. Deshalb hoffen sie auf klare Ansagen aus Wiesbaden, damit Übungen wenigstens in kleinen Gruppen wieder möglich sind.

Die Maschinistenlehrgänge sind komplett ausgefallen, die Truppmann-Ausbildungslehrgänge ebenfalls, genau wie die Truppführerlehrgänge, die Lehrgänge Technische Hilfeleistung beim Verkehrsunfall und der Lehrgang Absturzsicherung. Gerade mal einen Atemschutz- und zwei Sprechfunkerlehrgänge konnte die Feuerwehr in den vergangenen zwölf Monaten auf Ebene des Kreises Limburg-Weilburg anbieten - das waren drei von den geplanten 28 Lehrgängen. Ein Grundausbildungslehrgang musste nach zwei Wochen abgebrochen werden, weil der Inzidenzwert stieg.

"Die Feuerwehrangehörigen warten dringend auf eine zumindest verträgliche Inzidenz, um wieder mit dem Ausbildungsplatz- und Übungsbetrieb beginnen zu können", sagt Kreisbrandinspektor Georg Hauch. Alle hatten gehofft, dass es nach Ostern wieder losgehen kann - zumindest in kleinen Gruppen. Denn die Feuerwehrleute sind aus der Übung. Eigentlich komme das einem Neustart gleich, sagt Georg Hauch. "Ob und in welchem Zeitraum die zum Systemerhalt der freiwilligen Feuerwehren erforderlichen fehlenden Ausbildungen nachzuholen sind, bleibt abzuwarten." Und ob die Kameraden überhaupt alle wiederkommen, steht ja auch noch nicht fest.

Die Feuerwehren haben sich mit Online-Schulungen über die Runden gerettet und versucht, die Kameraden bei der Stange zu halten. Aber alle sind sich einig, dass das nicht wirklich ein Ersatz sein kann. "Feuerwehr ist Handwerk", sagt Hauch. Das Arbeiten mit Gerät könne man nicht online üben. Und Feuerwehr ist Teamarbeit. Damit das Team ein Team bleibt, muss es gemeinsam Hand in Hand arbeiten können.

Bild rechts: Georg Hauch - foto: privat

Hoffen auf Schnelltests

Jürgen Schmidt - foto: privatAber das geht im Moment nur, wenn es wirklich brennt: Laut Erlass des Landes darf die Kreisausbildung erst wieder aufgenommen werden, wenn der Inzidenzwert über einen Zeitraum von 14 Tagen kleiner als 35 ist - und davon ist der Landkreis Limburg-Weilburg derzeit weit entfernt. Für die Ausbildung in den Kommunen sind die jeweiligen Bürgermeister zuständig: Sie können entscheiden, ob sie Übungen erlauben oder nicht und unter welchen Bedingungen. Sie müssen sich aber natürlich auch an die gesetzlichen Vorgaben halten. Deshalb sind die Forderungen der Feuerwehrleute klar: "Das Land muss die Verordnungen so ändern, dass die Bürgermeister Lockerungen erlauben können", sagt Georg Hauch. Damit die Bürgermeister auf der sicheren Seite sind, wenn doch mal was passiert. Ob und wann das passiert, werde noch beraten, sagt Georg Hauch. Jetzt hoffen die Wehren erst einmal auf Schnelltests. "Das wäre ein erster Schritt." Denn geimpft sind die Feuerwehrleute noch lange nicht.

Deshalb sind die Abstands- und Hygieneregeln das A und O, sagt Jürgen Schmidt, der Dornburger Gemeindebrandinspektor - selbst im Einsatz. Die Autos seien nicht voll besetzt, die Umkleideräume sowieso nicht, alle seien mit FFP2-Maske unterwegs, gerade mal der Fahrer darf zur Not auf die Maske verzichten, wenn die Brille sonst beschlägt.

"Corona fordert uns heraus", sagt Jürgen Schmidt. "Denn zum Einsatz müssen wir ja weiter", auch wenn ihn niemand üben kann. Alle zwei Wochen eine Online-Schulung ist gerade mal ein Provisorium - und vor allem dazu da, dass sich die Feuerwehrleute mal austauschen können, ohne sich zu nahe zu kommen. Das einzig Positive: Es sind mehr Einsatzkräfte da, wenn's brennt; viele sind ja im Homeoffice. Eigentlich könne er sich nicht beklagen, sagt Jürgen Schmidt. Die Dornburger Feuerwehren würden von der Gemeinde sehr gut unterstützt und die Einsatzkräfte seien alle sehr erfahren. Ob die Kinder und Jugendlichen nach der langen Pause alle wiederkommen, bleibt abzuwarten. "Aber es ist wichtig, dass es wieder vorangeht", sagt Jürgen Schmidt. "Wir müssen praktisch gut bleiben, damit der Schutz der Bevölkerung gewährleistet ist." Und damit es für die Feuerwehrleute nicht brenzlig wird.

Bild rechts: Jürgen Schmidt - foto: privat

Gefahr für die Atemschutzträger

Mario Bauer - foto: peter ehrlichFür die Atemschutzträger werde es langsam gefährlich, sagt Mario Bauer, der Hünfeldener Gemeindebrandinspektor. Mindestens einmal im Jahr müssen sie üben, damit sie der Belastung standhalten. Auch in anderen Einsatzbereichen sei Routine lebenswichtig. "Ohne Übung sitzt der eine oder andere Handgriff nicht mehr so gut." Dass die Feuerwehr seit Beginn der Pandemie seltener ausrücken müsse, sei natürlich gut - aber damit fehle auch die Praxis. "Aber wir müssen dranbleiben, damit wir gut bleiben."

Den Winter könne man gut mit Online-Übungen gestalten. "Da ist sowieso Theorie dran." Damit das reibungslos, abwechslungsreich und gerecht läuft, haben die sieben Hünfeldener Feuerwehren gelernt, wie man Online-Schulungen so gestaltet, dass sie etwas bringen und Freude machen, Videokameras und Stative angeschafft und sich auch für die Schulungen zusammengetan. Immer abwechselnd ist eine Wehr dran, etwa 60 bis 80 Einsatzkräfte schauen und hören von zu Hause aus zu.

Auch beim Nachwuchs arbeiten alle Hünfeldener Wehren zusammen. Für die Kinder gibt es selbst gemachte Videos, für die Jugendfeuerwehren gibt es interaktive Schulungen, mit Fragen, Aufgaben oder auch mal dem Auftrag, diesen oder jenen Knoten zu üben. "Es ist wichtig, die Leute überhaupt bei Laune zu halten", sagt Mario Bauer. Und dazu gehöre auch Transparenz. Deshalb werden die Hünfeldener Feuerwehrleute regelmäßig informiert, was gerade ansteht und was geplant ist. Wenn es nach den Wehrführern geht, soll der Übungsbetrieb wieder beginnen. "Wir haben einen Stufenplan entwickelt", sagt Mario Bauer. Wenn das Gesundheitsamt und die Bürgermeisterin ihn genehmigen, wollen die Hünfeldener Wehren bald wieder mit dem Üben beginnen - in kleinen Gruppen, unter strengen Auflagen und mit Schnelltests. "Denn das Online-Üben ist kein Ersatz", sagt Mario Bauer. Und außerdem fehle das Drumherum: Das Beisammensein und miteinander reden - nach der Übung oder einem Einsatz.

Bild rechts: Mario Bauer - foto: peter ehrlich

Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.

 

 

 


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