Limburg-Weilburg. Am 6. Mai 1996 stand in großen Lettern in der heimischen Presse: "Menschen zurücklassen, die wieder lachen können" ...

Vor einem Vierteljahrhundert: Die Gründungsmitglieder der Notfallseelsorge Limburg-Weilburg im Jahr 1996. FOTO: PRIVATBild: Vor einem Vierteljahrhundert: Die Gründungsmitglieder der Notfallseelsorge Limburg-Weilburg im Jahr 1996. Die Gründungsmitglieder der Notfallseelsorge Limburg-Weilburg waren: Peter Schwarz (Weilmünster), Pfarrer Bernd-Volker Sponholz (Weinbach), Hedi Sehr (Obertiefenbach). Stephan Schienbein (Weilburg), Georg Hauch (Weilburg) und auch Pfarrer Albert Keller (Weilburg). FOTO: PRIVAT

LIMBURG-WEILBURG - Seit 25 Jahren gibt es Notfallseelsorge im Landkreis - Anfangs belächelt, jetzt wichtiger Partner

Vorangegangen war ein Vorgespräch im Feuerwehrstützpunkt Weilburg - eingeladen hatten Pfarrer Bernd-Volker Sponholz (Weinbach) und der Studenten Stephan Schienbein (Weilburg), mit dabei waren Walter Kurz und Gerhard Homberg von Polizeistation Weilburg, Vertreter des DRK Oberlahn und der Feuerwehrführung unter Kreisbrandinspektor Edgar Göbel.

Sie alle wünschten sich einen Gesprächspartner im Anschluss an schwierige Notfall-Einsätze, der ebenso unverletzt betroffenen an einer Unfallstelle zur Verfügung steht. "Außer seinem Körper gibt es noch etwas, das den Menschen auszeichnet, und das ist seine Seele", so Pfarrer Detlev Nierenz, der damalige Leiter des bereits gegründeten Vereins SIN-Wiesbaden.

Für die Seele sorgen wurde in ein Wort gefasst und am 4. September 1996 im Unterrichtsraum der Feuerwehr Weilburg mit der Vereinsgründung als "Seelsorge Limburg-Weilburg e. V." auf fundamentierte vereinsrechtliche Füße gestellt. Als Gründungsmitglieder unterzeichneten Pfarrer Bernd-Volker Sponholz, Stephan Schienbein, Pfarrer Albert Keller, Georg Hauch, Peter Schwarz und Hedi Sehr.

Tätig werden bei Alarmierung

Mit dem damaligen Kreisbrandinspektor Edgar Göbel war die Sache schnell geklärt: "Wenn eine Alarmierung über Meldeempfänger über die Zentrale Leitstelle erfolgen soll, muss die Notfallfallseelsorge auch für den gesamten Kreis Limburg-Weilburg tätig werden."

Gleichzeitig wurde das Fundament für eine tragfähige Organisation im Landkreis Limburg-Weilburg gelegt. Schnell fanden sich Mitstreiter wie Pfarrer Paul Gerard Platte aus Villmar, der in den ersten zehn Jahren die Leitung des monatlichen Supervisionsabends für die Mitarbeiter übernahm.

Mehr wie "Learning by doing" war in der Anfangsphase aber nicht möglich, gab es zu diesem Zeitpunkt noch keinerlei Ausbildungsmöglichkeiten. Während die Notfallseelsorge dazu anfangs trotz guter Gedanken der Vorgesetzten von den Mitarbeitern aus Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten noch zögerlich und belächelt angenommen wurde, entwickelten sich so langsame Ansätze in Richtung Ausbildungsmöglichkeiten. Peter Schüssler von der Landesfeuerwehr- und Katastrophenschutzschule Koblenz entwickelte Module für die Begleitung und Nachsorge von Feuerwehren, der Malteser Hilfsdienst widmete sich ebenso der Einsatzbegleitung und Nachsorge.

Von der anfänglich angedachten Aufgabe als Ansprechpartner für die Rettungsdienste entwickelte sich sehr schnell die Betreuung von Betroffenen nach plötzlichen Todesfällen, sei es innerhalb oder auch außerhalb des Wohnbereiches, die Begleitung der Polizei bei der Überbringung von Todesnachrichten, die Betreuung von Angehörigen bei Suizid und plötzlichem Kindstod und vielem mehr.

Dazu zeigte die Entwicklung die Wichtigkeit einer Prävention von Einsatzkräften auf ihre Stressbelastung im und nach einem Einsatz. Die Entwicklung der Aufgaben auch auf dem Gebiet der Einsatznachsorge forderte von der Leitung der Notfallseelsorge zunächst unter Pfarrer Bernd-Volker Sponholz, Stephan Schienbein, Gerhard Orth (Kassierer) und Hedi Sehr (Schriftführerin) die Teilnahme an vielen Ausbildungen.

Damit die Ressourcen der Erkenntnisse aus den hessischen Landkreisen neben der Entwicklung im eigenen Landkreis ausgetauscht werden konnten, lud das damalige Team zu drei hessenweiten Fachtagungen ein. Am 14. November 1998 trafen sich die ersten hessischen Vertreter zur 1. Hessische Fachtagung für Notfallseelsorge und Krisenintervention mit dem Thema: Erster Erfahrungsaustausch und Begegnungen. Der Veranstalter war die Notfallseelsorge Limburg-Weilburg in Weilburg im Turm der Hainkaserne. Die Einladungen zu dieser Veranstaltung waren gerade verschickt, als sich tragischer Weise das ICE-Unglück am 3. Juni 1998 in Eschede ereignete.

Chancen und Grenzen

Zur 2. Hessischen Fachtagung für Notfallseelsorge und Krisenintervention am 29. Mai.1999 unter dem Thema "Chancen und Grenzen der Notfallseelsorge" referierte Heiko Schmidt von der Katastrophenschutzschule Ahrweiler. Veranstalter war auch hier die Notfallseelsorge Limburg-Weilburg und die Tagung fand im Schulungsraum der Freiwilligen Feuerwehr Weilburg statt. Eine 3. Hessische Fachtagung für Notfallseelsorge und Krisenintervention folgte am 11. März 2000 zum Thema: "Erfahrungen von Sinnlosigkeit" mit dem Referenten Dr. Thomas Zippert von der Predigerschule Hofgeismar. Bei dieser Tagung war die Notfallseelsorge Limburg-Weilburg für SIN-Wiesbaden eingesprungen und Teilnehmer tagten ebenfalls bei der Freiwilligen Feuerwehr Weilburg.

An der 7. Hessische Fachtagung für Notfallseelsorge und Krisenintervention am 18. Juni 2005 unter dem Thema: "Notfallseelsorge- und Kriseninterventionsteams in Großschadenslagen" referierte Peter Schüssler von der Landesfeuerwehr- und Katastrophenschutzschule Koblenz. Auch an dieser Stelle agierte die Notfallseelsorge Limburg-Weilburg als Veranstalter und diese Tagung fand im Bürgerhaus in Beselich-Obertiefenbach statt.

So langsam gab es in den Folgejahren Fortbildungsmodule in der Betreuung von Betroffenen sowie von Einsatzkräften. Ein Vertrag im Jahr 2013 stellte die Ausbildungsmodule erst einmal auf fundamentierte Grundlagen.

Ab 2003 übernahm Hedi Sehr die Leitung des Teams. Ihr zur Seite standen Pfarrer Bernd-Volker Sponholz, Karl-Heinz Schliffer, und ab 2006 Alois Heun. Manuela Schäfer begleitet das Vorstandsteam ebenfalls seit 2003 als Schriftführerin und das Amt des Kassiers übernahm Martin Werner 2009 von Gerhard Orth.

Die Begleitung zahlreicher schrecklicher Einsätze in den Anfangsjahren gestaltete sich mitunter schwierig, da von den Verantwortlichen vor Ort oftmals sehr spät oder gar nicht an eine Alarmierung der Mitarbeiter gedacht wurde. Dem geschuldet wurden die Mitarbeiter oftmals ohne notwendige Vorkenntnisse zur Betreuung von Betroffenen und Familien eingesetzt.

Mittlerweile sind nahezu 2700 Einsätze dokumentiert und dabei wurden mehr als 10 500 Menschen betreut. Viele Menschen aus verschiedenen Berufsfeldern sowie aus den Rettungsdiensten stellten sich in den Dienst dieser Arbeit. Zuletzt absolvierten neun Mitarbeiterinnen die Ausbildung und sind mittlerweile aus dem Team nicht mehr wegzudenken. Mit dem Tod von Alois Heun im Juli vergangenen Jahres ging dazu eine Ära eines engagierten Notfallseelsorgers zu Ende. Auch die Zeit unter Corona-Bedingungen forderte ihren Tribut und die Alarmierung der ehrenamtlich tätigen Mitarbeiter in Bereitschaft musste zeitweise sogar für einige Wochen ausgesetzt werden. Allerdings stand während dieser Zeit ein eingeschränktes Team in der Verantwortung, dass zu jeder Zeit über den Handy-Kontakt angefordert werden konnte.

Das jetzige Führungsteam unter Hedi Sehr (Vorsitzende), Andrea Köhler (Stellvertretende Vorsitzende), Manuela Schäfer (Schriftführerin), Martin Werner (Kassierer), Grit Rodestock und Stefan Vogel (Beisitzer) sowie alle Mitarbeiter blicken mit Stolz auf 25 Jahre zurück, verbunden im Gedenken an zahlreiche Schicksalsbegegnungen während dieser Zeit, und bedankt sich bei allen für die gute Zusammenarbeit zum Wohle Betroffener in den verschiedensten Situationen. og

Jubiläums-Gottesdienst

Die Notfallseelsorge Limburg-Weilburg lädt anlässlich ihres 25-jährigen Bestehens zum Gottesdienst ein. Am Samstag, 25. September, um 17 Uhr in der Evangelischen Schlosskirche in Weilburg blickt die Notfallseelsorge auf ihre 25-jährige Geschichte zurück. Das Vorstandsteam und die Mitarbeiter laden dazu ein, diesen Gottesdienst mitzufeiern. red

Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.

 

 

 


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