Limburg-Weilburg. Waldbrände, Brände auf Feldern oder Strohballen, dazu noch kleinere und größere Unfälle auf den Straßen ...

Auch beim jüngsten Waldbrand in Münster mussten die Kameraden mitten am Tag ihre Arbeitsplätze verlassen. FOTOS: TOBIAS KETTER (1)/KLAUS-DIETER HÄRING (2)Bild: Auch beim jüngsten Waldbrand in Münster mussten die Kameraden mitten am Tag ihre Arbeitsplätze verlassen. FOTOS: TOBIAS KETTER (1)/KLAUS-DIETER HÄRING (2)

LIMBURG-WEILBURG - Geht der Piepser los, müssen die Kameraden zum Löschen raus

von klaus-dieter häring

Und ab Herbst drohen wieder Umwelteinsätze wegen Hochwasser. Dabei sind in den meisten Fällen die Einsatzkräfte der heimischen Feuerwehren immer gefordert - sie sind 24 Stunden am Tag, sieben Tage in der Woche und zwölf Monate im Jahr ehrenamtlich im Dienst und können Tag und Nacht zu Einsätzen über einen Melder gerufen werden.

Wenn der Piepser losgeht, bedeutet das für die Einsatzkräfte der heimischen Feuerwehren, alles stehen und liegen zu lassen und sich auf den Weg zu den Einsatzorten zu machen. Dies bedeutet aber auch gleichzeitig, während der Arbeitszeit die Firma zu verlassen und sich auf den Weg in Richtung Feuerwehrgerätehaus zu machen. Eine große Belastung für die Arbeitgeber, aber auch für die Einsatzkräfte, sie haben oft die Entscheidung selber zu treffen, ob sie fahren oder eventuell mit Konsequenzen vom Arbeitgeber zu rechnen haben.

Arbeitnehmer freistellen

Das ist eigentlich eindeutig geregelt, und die Arbeitgeber müssen nach Gesetzeslage die Arbeitnehmer für diesen ehrenamtlichen Einsatz freistellen, wenn dies im öffentlichen Interesse liegt. Gleich gelagert ist das bei Mitgliedern des THW, den Katastrophenhelfern des DRK, bei Schöffen, ehrenamtlichen Richtern und bei Gemeinderatsmitgliedern. Die Arbeitgeber müssen nun für den Zeitraum eines Einsatzes den Lohn plus Nebenleistungen und Zuzahlungen weiterzahlen, können diesen Lohn aber auf Antrag von den Gemeinden zurückfordern.

Deutlich mehr Alarmierungen

Thomas SchmidtBei einer normalen Einsatzlage ist das kein Problem. Wie der Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbandes, Thomas Schmidt, berichtete, hat sich das Einsatzgeschehen in den vergangenen Wochen extrem gesteigert und liegt im Tagesmittel beim Doppelten der vergleichbaren Vorjahresmonate. "Dies ist der Wetterlage geschuldet, die Hitze in dieser Form kam so in 2020 und 2021 nicht vor", so Thomas Schmidt. Dazu kämen noch die derzeit vielen Einsätze auf der Autobahn. Allerdings sagte er auch, dass es derzeit keine Probleme mit Arbeitgebern gäbe.

Bild: Thomas Schmidt

Dieses Problem hat der Wehrführer der Elzer Feuerwehr, Hilmar von Schenck, als Beamter der Stadt Limburg persönlich nicht und er könne auch von keinen Rückmeldungen von Arbeitgeberrepressalien berichten. Er stelle es aber seinen Einsatzkräften frei, selbst zu entscheiden und abzuwägen. Ob sie zu einer Ölspur fahren oder nicht oder ob sie ein großes Projekt in der Firma vor sich haben und die Fahrt zum Einsatz zum Nachteil der Firma wäre: "Wir brauchen Fingerspitzengefühl", sagt von Schenck. Denn ein Arbeitgeber hätte immer die Möglichkeit, aus welchen Gründen auch immer, einen Feuerwehrangehörigen unter Druck zu setzen. Das sei "ein Problem mit viel Gefahrenpotenzial".

Wie beispielsweise bei den vielen Meldungen über Einsätze einer Brandmeldeanlage (BMA). Zu 99 Prozent würde es sich hier um Fehlalarme handeln - und wie schon einer der Arbeitgeber sagte: "Da brauchste nicht hin, ist eh Fehlalarm."

Kein Problem der Freistellung gäbe es sogar bei Einsatzkräften, die in Firmen mit zwei oder drei Mitarbeiterinnen oder Mitarbeitern angestellt sind. Vermehrt sind es jedoch Firmen mit mehr als 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, "die sogar den Meldeempfänger in der Firma verbieten, bei Einsätzen in der Firma aber von uns verlangen, in voller Mannschaftsstärke anzutreten", so Hilmar von Schenck.

Dass die Fälle einer BMA-Meldung als Fehlalarm auch anders verlaufen können, zeigt der Großbrand in der Vitos-Klinik in 2010, wo die BMA anschlug und Feuer einen Großteil der Räumlichkeiten zerstörte. Dass nun die Zusammenarbeit mit Feuerwehr und Firmen auch von Seiten der Gemeinden honoriert wird, zeigt die Gemeinde Waldbrunn, die in der Vergangenheit Firmen auszeichnete, die sich entweder bei der Freistellung von Personal hervorhoben oder aber die Feuerwehr an sich unterstützten. Es kommt also bei allem auf eine gute und fruchtbare Zusammenarbeit an.

Bereits mehr Einsätze als im ganzen Jahr 2021

Die hessischen Feuerwehren rückten in diesem Sommer bis Mitte vergangener Woche bereits zu 180 Waldbränden aus - inzwischen dürften einige dazugekommen sein. Die abgebrannte Fläche betrug dabei bereits rund 125 Hektar, wie Innenstaatssekretär Stefan Sauer (CDU) als Zwischenbilanz bekannt gab. Auch wenn die Waldbrandsaison noch nicht vorbei ist, stellen die Zahlen bereits jetzt einen neuen Negativrekord für Hessen dar. Im vergangenen Jahrzehnt kam es insbesondere in den trockenen Sommermonaten 2015 (124 Waldbrände, 12,3 Hektar) und 2018 (139 Waldbrände, 16,2 Hektar) zu einer sehr hohen Anzahl von Waldbränden. Die aktuellen Waldbrandzahlen übersteigen das bereits bei weitem.

"Während unsere Brandschützer 2020 noch bis zu 102 und im vergangenen Jahr 29 Waldbrände bekämpfen mussten, führte die außergewöhnliche Trockenheit zu einer Rekordanzahl von Bränden, die allesamt durch den professionellen Einsatz unserer Einsatzkräfte bewältigt wurden oder aktuell noch werden. Auch wenn die Waldbrandsaison noch nicht vorüber ist, gilt unser Dank bereits jetzt den tüchtigen Brandschützern in Hessen, die mit ihrem beherzten Eingreifen dafür Sorge tragen, dass die zahlreichen Waldbrände in Hessen schnell und erfolgreich eingedämmt werden. Durch ihren Einsatz konnten stets größere Schäden verhindert werden. Wir sind uns der außerordentlichen Belastung bewusst und bitten alle Bürgerinnen und Bürger weiterhin um umsichtiges Verhalten und hoffen natürlich für die kommenden Tage auf flächendeckende Regenschauer, die zu einer Entspannung der Lage in Hessen führen", so Sauer. og

Von einem Großparkplatz im Industriegebiet von Merenberg ging es für die Feuerwehren in Richtung Dillenburg. FOTOS: TOBIAS KETTER (1)/KLAUS-DIETER HÄRING (2)Bild: Von einem Großparkplatz im Industriegebiet von Merenberg ging es für die Feuerwehren in Richtung Dillenburg. FOTOS: TOBIAS KETTER (1)/KLAUS-DIETER HÄRING (2)

Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.

 

 


Zurück