News der Nassauischen Neue PresseHünfelden-Kirberg. Einen architektonisch und historisch einmaligen Ort, der nicht öffentlich zugänglich ist, nutzte die Freiwillige Feuerwehr Kirberg zu ihrer Jahresabschlussübung, nämlich den Eiskeller unter der Hohl ...

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Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.

Jahresabschlussübung zeigte: Der Feuerwehr ist nichts zu schwer

Bernd Hofmann, der Besitzer des Eiskellers, hatte ihn als Übungsobjekt für die Feuerwehr zur Verfügung gestellt und berichtete einiges aus dessen Geschichte. Seine Familie hatte 1941 das Grundstück mit den landwirtschaftlichen Gebäuden und dem dazugehörigen Eiskeller gekauft. Der Eiskeller selbst muss bereits aus dem 18. Jahrhundert stammen; Aufzeichnungen darüber wurden bisher nicht gefunden. Er besteht aus zwei großen ausgemauerten Kellergewölben, die von den ehemals zahlreichen örtlichen Gastwirten und Bierbrauern genutzt wurden, um das zur Bierkühlung nötige Eis zu lagern. Das Eis gelangte durch zwei Öffnungen im Hohlfelsen von oben in den Keller. Über diesen Schächten standen große Holzgerüste, an denen sich im Winter bis zu drei Meter lange Eiszapfen bildeten. Diese wurden dann in den Keller hinuntergelassen und dort mit Säcken und Stroh eingepackt. Das Eis hielt nun den ganzen Sommer über, denn im Keller selbst herrscht ständig eine Temperatur um 5 Grad Celsius.

Als Bunker bot er Schutz vor Fliegerangriffen


Während des Zweiten Weltkrieges wurde der Keller als Bunker zum Schutz vor Fliegerangriffen genutzt. Dazu waren Strom verlegt, Bänke und ein Ofen aufgestellt worden, damit sich die Menschen aus den umliegenden Straßen hier in Sicherheit bringen konnten. Da es jedoch nur einen Zugang zum Keller gab, entstand der Plan, einen zweiten Ausgang zu schaffen.

Zwei ältere Männer, die während des Krieges in Kirberg verblieben und nicht wie die meisten anderen im Kriegsdienst eingesetzt waren, trieben zusammen mit russischen Kriegsgefangenen, die auf der Burg untergebracht waren, den Stollen in den Felsen unter der Hohl. Da sie nur einfaches Werkzeug hatten und mehrfach auf «faulen Fels» stießen, wo kein Weiterkommen war, änderten sie die Richtung des Ganges und verfehlten damit ihr Ziel, einen zweiten Ausgang zur Limburger Straße zu schaffen. Eine beachtliche Leistung ist dieser von Hand geschaffene, etwa zwei Meter breite und fast hundert Meter lange Stollen dennoch.

Mit Kriegsende war dann dieses Vorhaben überflüssig geworden, und so blieb alles unter der Erde einfach liegen. Der unterirdische Gang ist jedoch stabil, wie ein späteres Gutachten beweist. Als auf dem Hohlfelsen ein Wohnhaus errichtet werden sollte, wurde mit Hilfe von Ramm-Sonden die Dicke der Erd- und Steinschichten gemessen mit dem Ergebnis, dass genügend dicker und stabiler Fels vorhanden ist. Ortsvorsteher Karlheinz Wusch (CDU) nahm schließlich die Gelegenheit wahr, Eiskeller und Stollen zu besichtigen, bevor der Zugang vom Eigentümer wieder fest und dauerhaft verschlossen wurde. Somit war diese Übung für alle Beteiligten auch aus ortsgeschichtlicher Sicht eine ganz exklusive Erfahrung. wu

Szenario: Kinder im Stollen verschollen

Hünfelden-Kirberg. Die Feuerwehrleute gingen bei ihrer Übung davon aus, dass sich spielende Kinder im Stollen versteckt hatten. Durch einen Traktorbrand im Schuppen vor dem Eingangsbereich des Kellers konnten sie nicht mehr hinausgelangen. Die Aufgabe für die Einsatzkräfte bestand nun darin, zunächst den Brand unter Kontrolle zu bringen, um anschließend nach den Vermissten zu suchen. Dazu wurde ein umfassender Löschangriff sowohl aus der Limburger Straße als auch von der Hohl herunter vorgenommen. Zur Wasserversorgung konnte erstmals der neu vor dem Feuerwehrhaus im Heringer Fahrweg installierte Überflurhydrant genutzt werden. Trotz des Höhenunterschiedes auf die Hohl und der 270 Meter langen Schlauchleitung waren Druck und Löschwassermenge hervorragend, womit sich der Hydrant als gute Investition empfahl. Acht Feuerwehrleute gingen unter Atemschutz in den Keller, um diesen nach den vermissten Personen abzusuchen. Hier zeigten sich schnell einige Schwierigkeiten in diesem völlig unbekannten Objekt: Die Orientierung war nicht ganz einfach, für die Sicherung des Rückzugsweges mussten gleich mehrere Feuerwehrleinen aneinandergeknotet werden und die Funkverbindung war am Ende des rund hundert Meter langen Ganges relativ schlecht. Dennoch gelang es, die insgesamt sieben Kinder und Erwachsenen zu «retten». wu

Lisa von der Jugendfeuerwehr wird von zwei Feuerwehrmännern aus dem Eiskeller «gerettet». Foto: wuLisa von der Jugendfeuerwehr wird von zwei Feuerwehrmännern aus dem Eiskeller «gerettet». Foto: wu


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