WALDBRUNN-FUSSINGEN. Wenn es richtig brenzlig wird in Waldbrunn, könnte Georg Höhler helfen. Er würde in eins seiner Fahrzeuge klettern, zum Einsatzort ausrücken und die freiwilligen Feuerwehren der Gemeinde unterstützen ...

Georg Höhler sammelt alles, was zum Löschen, Bergen, Retten gehört / Dafür baut er nun vier Ausstellungsräume

Von Anken Bohnhorst

Der 57-jährige Höhler hat vier Hallen voller Feuerwehrequipment: Spritzen, Schläuche, Eimer, Pumpen und weitere Werkzeuge sowie ein gutes Dutzend Feuerwehrautos verschiedener Größe.

Alle motorbetriebenen Fahrzeuge sind fahrtüchtig, betont er, auch wenn dies nicht dem ersten Eindruck entspricht. Denn die Ausrüstungsgegenstände im Depot von Georg Höhler sind Antiquitäten und Raritäten, die der Waldbrunner seit knapp 20 Jahren zusammenträgt und für die er im Ortsteil Fussingen ein Museum mit vier Ausstellungsräumen baut. Im Spätsommer soll das „Feuerwehrmuseum Westerwald“ eröffnet werden.

Als ihr Mann begonnen habe, alte Feuerwehrfahrzeuge und -ausstattungen zu sammeln, hätten viele Menschen aus dem Bekanntenkreis den Kopf geschüttelt, erzählt Höhlers Frau Lena. Als er dann beschloss, ein Feuerwehrmuseum zu errichten, hielten sie ihn für verrückt. Georg Höhler störte das nicht. Er trug die Dinge zusammen, womit in der Vergangenheit gelöscht, geborgen und gerettet wurde. Kleinere Wehren, die mit anderen zusammengelegt wurden, überließen ihm ihre Ausrüstung, damit sie nicht verloren ging. „Manches habe ich gesucht, manches hat mich gefunden“, sagt Höhler.

Ein Horn statt einer Sirene

Er will dazu beitragen, dass „im Gedächtnis bleibt, wie Feuerwehr früher war“, sagt er. Wie funktionierten die Pumpen, welches Material wurde eingesetzt, und wie wurden die Einsatzkräfte überhaupt alarmiert. Dieses Wissen müsse bewahrt und weitergegeben werden, findet der Sammler, der selbst lange Zeit aktiver Feuerwehrmann war und der in seiner eigenen Familie Feuerwehrgeschichte und -geschichten mitbekommen hat. Etwa von seinem Großvater in Waldbrunn-Hausen, der bei Einsätzen durchs Dorf lief und in ein Horn blies, um die Kameraden zusammenzurufen. Das Horn gibt es noch, sagt Höhler. Allerdings nicht im Bestand seiner Sammlung, sondern im Gerätehaus der Feuerwehr Hausen.

Das älteste Ausstellungsstück seines Feuerwehrbestands ist ein Spritzenwagen aus dem Westerwald; 1873 sei der in Dienst gestellt worden, berichtet Höhler. Etliche Fahrzeuge sind indes jüngeren Datums, ein großes Tanklöschfahrzeug von 1960 etwa, ein rot-weiß lackierter VW Variant 1600 mit luftgekühltem Heckmotor oder ein Drehleiterfahrzeug mit Doppelkabine aus den 1970er-Jahren. Besonders gewichtige Exponate mussten in die Ausstellungshalle gehievt werden, was das THW aus Limburg übernommen habe. Um die Kfz-technische Instandsetzung kümmert Höhler sich selbst. Nur wird es immer schwieriger, Ersatzteile zu bekommen, sagt der Sammler und führt einen Motor vor, der nur angekurbelt werden muss. Ganz einfach sei das, versichert der Kenner. „Man setzt die Kurbel am Schwungrad an, und dann geht‘s.“

Mit Traktor und Löscheimer

Ähnlich übersichtlich, was ihre Funktionsweise angeht, sind die alten Löschfahrzeuge wie jenes, das die Westerwälder Ortsgemeinde Eppenrod ihm überlassen hat: Auf beiden Seiten des Fahrzeugs sind Bügel angebracht, in die jeweils ein massiver Stab eingelegt und nach unten gedrückt werden musste, um das Löschwasser nach oben zu befördern, beschreibt Höhler das Gerät. Die Wasserschläuche waren auf große Spulen gewickelt und wurden über Schlauchwagen an den Einsatzort transportiert – mit Traktoren, die auch die Spritzen und großen Pumpen zogen. Aber Georg Höhler zeigt in seinen Ausstellungshallen auch andere Hilfsmittel zum Löschen: Alte Löscheimer beispielsweise, die in jedem Haushalt bereitgestellt werden mussten und mit denen die Bürger zur Brandstelle eilten. Wie viel Wasser im Eifer verschüttet und wie viel tatsächlich auf das Feuer gekippt wurde? Man weiß es nicht, sagt Höhler. Wichtig war aber, dass sich alle beteiligten.

Diese Beteiligung wünscht er sich auch für sein künftiges Museum. Es soll ein „Treffpunkt der Generationen“ werden, sagt der 53-Jährige. Alte und junge Feuerwehrleute und -interessenten sollen sich austauschen, sollen einander teilhaben lassen an ihrer Neugier und Begeisterung. Und wenn ihn darüber hinaus jemand bei seiner Sammelleidenschaft unterstützen will, die Fahrzeuge instand halten und das sonstige Equipment ergänzen und präsentieren will, habe er dagegen auch keine Einwände, sagt Georg Höhler und wiederholt: „Im Spätsommer wird das Feuerwehrmuseum Westerwald eröffnet.“

FÜR DIE STÄRKUNG DANACH

Zum Feuerwehrmuseum in der Kirchgasse im Waldbrunner Ortsteil Fussingen gehört auch ein gastronomischer Betrieb, den Georg Höhlers Frau betreibt. Die Gaststätte ist schon jetzt samstags und sonntags geöffnet. Die Baumaßnahmen allein auf die Ausstellungsräume zu begrenzen, hätte sich wirtschaftlich nicht rentiert, sagt Höhler.

Hinweis: Verwendung der Artikel mit freundlicher Genehmigung der Nassauischen Neuen Presse.

 

 


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