LIMBURG. Die Aufregung in Limburg war groß, als die Pläne bekannt wurden, eine neue Hauptfeuerwache auf dem Marktplatz zu bauen und eine neue Heimat für das beliebte Oktoberfest an anderer Stelle finden zu müssen, weil dort nicht mehr genügend Platz dafür gewesen wäre ...
Obwohl die Feuerwehr eine neue Hauptfeuerwache auf dem Marktplatz bekommt, ändert sich dort nicht viel
Von Stefan Dickmann
Jetzt ist ein Kompromiss gefunden, der auf einhellige Unterstützung der Politik stößt. Einstimmig sprach sich der Haupt- und Finanzausschuss für den Vorschlag des Magistrats aus, die Hauptfeuerwache auf dem Marktplatz zu bauen, ohne dort auf ein Festgelände und kostenfreie Parkplätze für Pendler verzichten zu müssen. Am kommenden Dienstag werden die Stadtverordneten dies verbindlich bestätigen.
Dass nun doch noch genügend Fläche für ein Oktoberfest vorhanden ist, liegt daran, dass die Stadt auf Leerflächen hinter dem Gebäude der Energieversorgung Limburg (EVL) zugreifen darf. Diese Flächen sollen allerdings nicht gekauft oder gegen ein städtisches Grundstück getauscht, sondern für die Oktoberfesttage angemietet werden. Außerdem steht nach dem Neubau der Hauptfeuerwache das alte Feuerwehrgelände auf der gegenüberliegenden Straßenseite zur Verfügung; dort könnten während des Oktoberfests Fahrzeuge der Schausteller abgestellt und Fahrgeschäfte aufgestellt werden, ansonsten kann dort geparkt werden.
Für das Oktoberfest fehlt Alternativfläche
Die Fraktionsvorsitzende der FDP, Marion Schardt-Sauer, begrüßte die gefundene Lösung, zeigte sich jedoch verwundert über den geplanten Umgang mit dem derzeitigen Feuerwehrgelände, wenn dort eines Tages eine Freifläche entsteht. „Das ist ein 1a-Grundstück“, sagte sie; es sei schade, wenn das Gelände dauerhaft nur für Parkplätze genutzt werde. Bürgermeister Marius Hahn (SPD) warb hingegen darum, sich eine „gewisse Flexibilität“ zu bewahren. Zum einen würde diese Fläche durch den Neubau der Feuerwache auf dem Marktplatz benötigt, zum anderen wisse er auch nicht, wie die Lage in zehn bis 15 Jahren sei, auch wenn er hoffe, dass das Oktoberfest dann noch immer ein beliebtes Volksfest sei.
Dass es ein anderes geeignetes Gelände für ein Oktoberfest in der Stadt nicht gibt, führte letztlich zu dem Kompromiss. Ein möglicher Standort „auf der grünen Wiese“, im ICE-Gebiet neben der Autobahn, stieß auf massive Ablehnung der Schausteller, ein anderer möglicher Standort an der Lahn nicht weit von Kaufland entfernt überzeugte die Verwaltung nicht aus Sorge vor möglichen Klagen von Anwohnern gegen eine Lärmbelästigung durch das Oktoberfest.
Baukosten auf mindestens 30 Millionen Euro geschätzt
„Wir setzen das Signal, dass wir eine tragfähige Lösung haben“, sagte der CDU-Fraktionsvorsitzende Christopher Dietz. Mit Blick auf alle Beteiligten sei ein „guter Kompromiss“ gefunden worden. Auch der Fraktionssprecher der Grünen, Sebastian Schaub, erklärte, er sei froh, „dass wir einen Kompromiss gefunden haben“, auch wenn noch Detailfragen zu klären seien wie eine zweite Zufahrt zu den Schrebergärten hinter dem Marktplatz. Auch der Ortsbeirat Innenstadt, der parallel mit dem Ausschuss tagte, sprach sich einstimmig für eine neue Hauptfeuerwache auf dem Marktplatz mit Erhalt der Parkplätze und des Oktoberfests aus.
Allerdings wird der Neubau ein finanzieller Kraftakt für die Stadt. Schon jetzt stehen Baukosten in Höhe von 30 Millionen Euro im Raum. Bürgermeister Hahn prophezeit bereits eine höhere Summe. Damit die Kosten nicht zu hoch ausfallen, sicherte der Erste Stadtrat Michael Stanke (CDU) eine stufenweise Vergabe der einzelnen Bauleistungen zu. Außerdem kündigte er an, einen „Projektsteuerer“ in einer Ausschreibung zu suchen, was sich bei Großprojekten bewährt habe. Die Stadt wird sich zugleich um eine Förderung beim Land Hessen bemühen, die sich nach Stankes Angaben allerdings nicht nach den Baukosten richtet. Deshalb könne noch keine Prognose abgegeben werden, wie hoch die finanzielle Unterstützung ausfällt.
Auf Wunsch des SPD-Fraktionsvorsitzenden Peter Rompf soll der Magistrat zudem auf dem Marktplatz prüfen, „ob die Anbringung von Grundwassermessstellen möglich ist, ob eine Installation einer selbstreinigenden Toilette sowie eine größere Toilette, die bei größeren Festivitäten wie dem Oktoberfest bewirtschaftet werden könnte, umsetzbar ist“. Außerdem soll die Belastbarkeit des Bodens ebenso geprüft werden wie „das Einrichten von Gehwegen auf beiden Seiten der Austraße, ob die Austraße auch als Zufahrt für die Einsatzfahrzeuge nutzbar gemacht werden könnte“ und schließlich „welcher Standort des Übungshauses (der Feuerwehr, Anm. d. Red.) am sinnvollsten ist“.
Hinweis: Verwendung der Artikel mit freundlicher Genehmigung der Nassauischen Neuen Presse.