HADAMAR-STEINBACH. Die Freiwillige Feuerwehr Steinbach gibt es seit 110 Jahren, und geht es nach den Feuerwehrmännern und -frauen im Dorf, dann soll sich daran auch nichts ändern ...

Weniger Kilometer entfernt baut die Stadt Hadamar ein neues Gerätehaus für alle: Aber nicht alle wollen.

Von Anken Bohnhorst

Die Truppe will eigenständig bleiben, auch wenn das in anderen Stadtteilen und bei mindestens einer Stadtparlamentsfraktion für Unverständnis sorgt. Denn in der Stadt entsteht in den nächsten Jahren am Hadamarer Stock ein neues Feuerwehrgeräte. Kostenpunkt: 7,5 Millionen Euro.

Rund drei Kilometer davon entfernt soll in Steinbach ebenfalls ein neues Feuerwehrhaus errichtet werden. Kostenpunkt: 1,8 Millionen Euro. Hier sei das „Augenmaß für das Machbare verloren“ gegangen, sagt Hans Reichwein, Fraktionsvorsitzender der Wählerinitiative „Wir für Hadamar (WfH)“, und fordert die Steinbacher Wehr auf, über ihr Ansinnen nachzudenken und sich dem geplanten Stützpunkt in der Stadt anzuschließen.

Gerätehaus erfüllt Vorgaben nicht mehr

So einfach ist das aber nicht, sagt Tobias Heep, Sprecher der Freiwilligen Feuerwehr Steinbach. Denn die Feuerwehr des Dorfes fordere gar kein neues Gerätehaus. Zwar müsse kurzfristig das Dach des Gebäudes saniert werden, was rund 27.000 Euro kosten soll. Der Neubau für die Feuerwehr wird Heep zufolge aber aus einem anderen Grund notwendig. Der Gesetzgeber habe „gewisse Vorgaben für Gerätehäuser, die unser Gerätehaus nicht mehr erfüllt“, sagt Heep. „Ein Um- oder Anbau ist leider aufgrund des kleinen Grundstücks in der Dorfmitte nicht möglich.“ Deshalb sei im Feuerwehr-Bedarfs- und Entwicklungsplan der Stadt Hadamar ein Neubau vorgesehen, und der sei auch in den politischen Gremien abgesegnet worden.

Dass diese Maßnahme teuer werden würde, sei den Steinbacher Einsatzkräften durchaus bewusst, weshalb man überlegt habe, den alten Standort aufzugeben und nach Hadamar zu wechseln. Nur sei hierzu niemand bereit, sagt Heep. Und das sei auch keine Steinbacher Eigenart, sondern überall zu beobachten. Wenn gewechselt werden muss, schrumpft die Mannschaft, auch wenn die neuen Räume noch so schön sind. Tobias Heep: „Ein vollständiger Wechsel der Einsatzabteilung ist unrealistisch.“

Die Gründe hierfür liegen auf der Hand, findet der Feuerwehrmann. Wie soll die Arbeit zum Beispiel bei Starkregenereignissen ablaufen? Haben Einsätze in der Stadt Vorrang vor denen in den Stadtteilen? Wie sollen die Einsatzkräfte aus ihrem Dorf kommen, wenn die Zufahrtstraße durch umgestürzte Bäume oder Hochwasser versperrt ist. Und ganz praktisch: „Was sage ich meinem Nachbarn in der Notlage, wenn ich erst mal ins Nachbardorf fahre, um das Feuerwehrfahrzeug zu holen“, fragt Heep.

All das müsse ebenso bedacht werden wie die Tatsache, dass „wir in Deutschland fast den gesamten Brand- und Katastrophenschutz mit Ehrenamtlichen abdecken“. Deren Aufgabenbereich reiche aber noch weiter. Denn die freiwilligen Feuerwehren in den Ort springen bei Festen ein, sichern Straßen und Umzüge oder bieten Brandschutzfrüherziehung in Kindergarten und Grundschule. Dass das alles zentral von einer Wache aus betreut werden wird, glaubt Tobias Heep nicht. Er ist überzeugt: „Bei der Zentralisierung geht auch ein entscheidender Baustein für die Dorfgemeinschaft verloren.“ Die wollen die Steinbacher aber erhalten, und deshalb wollen die Feuerwehrmänner und -frauen in ihrem Dorf bleiben.

Hinweis: Verwendung der Artikel mit freundlicher Genehmigung der Nassauischen Neuen Presse.

 

 


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