LIMBURG. Das verheerende Hochwasser, das Ende Dezember/Anfang Januar die Menschen im Nordwesten Deutschlands in Angst und Schrecken versetzte, hat bei vielen Bewohnern in der Lahnregion die Bilder des Jahres 1984 in Erinnerung gerufen ...

Limburg und die Lahnregion wurden vor 40 Jahren von nie gesehenen Wassermassen heimgesucht

Von Dieter Fluck

Heute und morgen, am 7./8. Februar, jährt sich das Jahrhunderthochwasser zum 40. Mal, das zahlreiche Anwohner zwischen Limburg und Weilburg in Atem hielt. Das Wasser- und Schifffahrtsamt Diez meldete am 8. Februar gegen 13 Uhr einen Pegelstand von 7,68 Meter, Limburg 6,77 Meter über Normal. Das waren 20 Zentimeter höher als beim bis dahin größten Jahrhunderthochwasser 1909.

Kleine Bäche wurden zu reißenden Flüssen und die Kanäle konnten die Wassermassen nicht fassen. In den Städten und Gemeinden entlang der Lahn wurden die Einwohner am Morgen des 7. Februar nach vier Uhr durch Feuerwehrsirenen aus dem Schlaf gerissen. Keller liefen voll, Barrieren und Pritschen mussten errichtet werden, Sport- und Campingplätze standen unter Wasser, mehrere Wohnwagen trieben ab und zerschellten an Brücken. Kühlschränke, Autoreifen, Sesseln, Boote, Kisten, ganze Bäume und Gasflaschen schossen vor den Augen der Hochwassertouristen wie Torpedos in den Fluten vorbei. In Villmar wurde ein komplettes Bett mit Laken, Kissen und Decke angeschwemmt. Zahlreiche Straßen mussten gesperrt werden. Allein im Stadtgebiet von Limburg hatten Wehrleute 100 Pumpen eingesetzt. Limburgs Bürgermeister Josef Kohlmaier richtete eine Katastrophenkommission ein.

Limburger Feuerwehr zählt 300 Helfer

In Limburg Am Huttig griffen Bewohner zur Selbsthilfe und brachten ihre Kinder mit schwimmenden Mülltonnen in Sicherheit. Schwimmen mussten auch zahlreiche Rinder und Kühe, um aus ihren Ställen in Eschhofen-Mühlen gerettet zu werden. Weil die Trafo-Station unter Wasser stand, waren die Mühlener stundenlang ohne Strom. In der Weststadt musste die EVL 300 Haushalten den Strom abschalten. Das Rote Kreuz übernahm die Verpflegung der Betroffenen, die Bundeswehr „stärkte“ die Helfer.

Die Limburger Feuerwehr zählte am Nachmittag des 8. Februar 300 Helfer, darunter ihre Kameraden aus benachbarten Kreisen, Rot-Kreuz-Aktive und das Technische Hilfswerk und die Polizei. In der Diezer Innenstadt spielten sich teils chaotische Zustände ab. Geschäftsleute räumten nachts ihre Läden aus, um Waren vor den steigenden Fluten in Sicherheit zu bringen. In der Diezer Altstadt wurde Ölalarm gemeldet. Die Kläranlage in den Staffeler Lahnwiesen fiel aus; die EVL rief zum Trinkwassersparen auf. An der Lahn gelegene Betriebe mussten die Arbeit einstellen. In Diez, Runkel und Limburg fielen 1500 Telefonanschlüsse aus. Vieh musste evakuiert werden, wobei es auch zu Notschlachtungen kam.

Dies ist nur ein kleiner Überblick von den schlimmen Zuständen, die das Hochwasser lahnauf und lahnab angerichtet hatte. Die politisch Verantwortlichen standen vor erheblichen Problemen, die Betroffenen waren mit gravierenden Schäden und Kosten konfrontiert. Das einmalige Jahrhundertereignis hatte nach Auswertung der von der Bundeswehr gemachten Luftaufnahmen zur Bildung einer Arbeitsgruppe beteiligter Behörden und Organisationen geführt. Für künftige Fälle wurde ein Hochwasserschutzplan erarbeitet. Es wurden Maßnahmen festgelegt, die bei entsprechenden Wasserständen zu ergreifen sind. Damit einher ging eine Verbesserung des Meldesystems. Unter anderem wurden Schaukästen für Informationen der Bürger aufgestellt.

Schutzmaßnahmen in die Tat umgesetzt

In den Folgejahren wurden Schutzmaßnahmen in die Tat umgesetzt, Elektroverteilerkästen in hochwasserfreie Bereiche verlegt und Abwasserkanäle verändert, festgelegt, wo Sandsacksperren zu errichten sind. Es wurde die Mauer entlang des Schleusenwegs erhöht und den Hausbesitzern empfohlen, Kunststofföltanks gegen solche aus schwererem Stahlblech auszutauschen oder auf Gasheizung umzustellen. Heute werden die Durchlässe zum Löhrviertel und In der Erbach durch Sperren gegen das Hochwasser abgeriegelt.

Hinweis: Verwendung der Artikel mit freundlicher Genehmigung der Nassauischen Neuen Presse.

 

 


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