HADAMAR-NIEDERZEUZHEIM. So ganz hat es nicht gestimmt, was Hadamars Bürgermeister Michael Ruoff (CDU) am Mittwochmorgen bei der ersten von am Ende drei Pressekonferenzen des Tages zum Gasunfall in Niederzeuzheim verkündet hat. ...

Noch gibt es aber keine Entwarnung in Niederzeuzheim / Schlüsselabgabe und Kontrolle der Keller

Von Klaus-Dieter Häring

„Keine besonderen Vorkommnisse“, sagte er zur Einleitung. Doch dann ergänzte er: „Seit sechs Uhr heute Morgen findet kein Gasaustritt unter Druck mehr statt.“ Diese wichtige Nachricht am Morgen wurde am frühen Abend vom Sprecher des Landkreises Limburg-Weilburg, Jan Kieserg, konkretisiert. „Wir konnten das Leck am Domschacht abdichten.“ Dies bedeutet, dass derzeit kein Gas mehr aus dem Tank austritt.

Kreisbrandinspektor Frederik Stahl wollte aber trotzdem noch keine Entwarnung geben. Denn das kein Gas mehr austritt, bedeutet nicht, dass kein weiteres Leck mehr vorhanden ist. Fakt ist, dass das ursächliche Leck geschlossen ist. Denn durch die bis dahin durchgeführten Arbeiten ist es möglich, dass ein weiterer Schaden entstanden ist und somit weiteres Propangas austreten könnte. Derzeit liegt aber der ganze „Domschacht“ unter einer einen Meter dicken Eisschicht „die von den Einsatzkräften entfernt wird“. Dies geschieht durch den Dekon-Zug der Feuerwehr Beselich-Runkel, der jeweils 1500 Liter Wasser an Ort und Stelle auf 80 Grad erhitzt. Damit soll dann das Eis entfernt werden. Erst dann zeigt sich, ob der Tank nun wirklich dicht ist.

Einsatzkräfte untersuchen das zerstörte Haus

Zudem wurde am Mittwoch das zerstörte Haus durch Einsatzkräfte mit Schutzanzügen und auch mit Spürhunden untersucht. Dabei wurde eine hochgradige Gaskonzentration im Kanal festgestellt. „Im 400-Meter-Bereich besteht weiter Explosionsgefahr“, sagte der Kreisbrandinspektor mit Blick auf die Evakuierungszone, wo auch eine Erdgasleitung zerstört worden sei.

Wie weiter Frederik Stahl berichtete, werden die heimischen Einsatzkräfte bei weiteren Maßnahmen von zwölf Feuerwehrtrupps aus drei benachbarten Landkreisen unterstützt. Diese werden die ganze Nacht über Messungen und Entlüftungen in den Kanälen durchführen. „Auch stehen wir weiter im Austausch mit Experten“, betonte der Kreisbrandinspektor.

Bürgermeister Michael Ruoff (CDU) wies auf eine Sammlungsstelle für Schlüssel der Häuser in der Evakuierungszone hin, die auf dem Sportplatz von Niederzeuzheim eingerichtet wurde. Die Anwohner werden gebeten, diese abzugeben, damit die Feuerwehrkräfte unter Atemschutz in die Keller gehen und diese dann ausmessen und bei Gasaufkommen auch entlüften können. Hintergrund ist, dass Propangas schwerer ist als Luft und sich daher in Keller, der Kanalisation und Senken sammeln kann.

Rückkehr erst, wenn Gebiet um Haus gasfrei ist

Wenn ein Haus gasfrei sein sollte, bedeutet dies aber noch nicht, dass die Bewohner zurückkönnen. Erst wenn das gesamte Gebiet um das Haus herum gasfrei sein sollte, ist die Rückkehr möglich. Dafür werden vorbereitende Maßnahmen getroffen. Zudem hat die Stadt Hadamar Telefonnummern eingerichtet, um wichtige Daten über die Häuser zu erheben, damit die Einsatzkräfte gefahrlos in die Gebäude können. Daher wird für jedes Haus ein Ansprechpartner benötigt. „Wir bitten die Bürger, mitzuhelfen“, sagte Kreisbrandinspektor Frederik Stahl. Sollte für ein Haus kein Schlüssel vorhanden sein, wird auch eine gewaltsame Öffnung in Betracht gezogen. Die Schlüsselabgabe ist auch am Donnerstag ab 6 Uhr möglich. Diese werden anschließend in der Polizeistation in Limburg aufbewahrt.

Wie lang die Entlüftung der rund 200 Häuser dauern wird, darüber konnte keine definitive Antwort gegeben werden. Es werde stetig gemessen und die Kanäle würden gespült. „Sicherheit geht vor Schnelligkeit, aber wir haben hohes Interesse, in den Normalzustand zurückzukommen“, sagte Bürgermeister Ruoff. Der Betrieb Tyczka Energy in Niederzeuzheim wurde zudem komplett gesperrt, bis alle Details über die Ursache des Unglücks geklärt sind.

Hinweis: Verwendung der Artikel mit freundlicher Genehmigung der Nassauischen Neuen Presse.