HADAMAR-NIEDERWEYER. Bei Tageslicht am Dienstag ist das ganze Ausmaß zu erkennen: Ein Wohnhaus, zwei Wohnungen in einer angrenzenden Scheune sowie eine Scheune sind in der Nacht von Montag auf Dienstag im Hadamarer Stadtteil Niederweyer vollständig niedergebrannt ...

Anwesen mit 15 Bewohnern brennt nieder / Mehr als 150 Rettungskräfte im Einsatz / Ursache noch unklar

Von Klaus-Dieter Häring, Anken Bohnhorst und Sebastian Semrau

Das Feuer war gegen 0.40 Uhr in dem alten Scheunentrakt des ehemaligen landwirtschaftlichen Anwesens im Ortskern des kleinen Dorfes mit seinen knapp 200 Einwohnern entdeckt worden. Daher hatten die Bewohner der Wohngebäude glücklicherweise genügend Zeit, die Wohnungen zu verlassen, und es wurde niemand von ihnen verletzt. Allerdings wurde eine Feuerwehrfrau nach Angaben der Polizei mit Verdacht auf eine Rauchgasintoxikation in ein Krankenhaus gefahren.

Warum das Feuer ausgebrochen ist, ist noch völlig unklar. Zunächst mussten am Morgen laut Polizeisprecher Carsten Werner noch letzte Löscharbeiten durchgeführt werden. Dann sollte die Statik vom Technischen Hilfswerk (THW) geprüft werden. Daraus folgte, dass die Mauern des restlos ausgebrannten Anwesens eingerissen werden mussten. So lange konnte die Kriminalpolizei das Gebäude noch nicht betreten und auch noch keine Ermittlungen durchführen. Auch Brandermittler des Landeskriminalamtes sollten zum Einsatz kommen.

Mit schnellen Ergebnissen ist zudem nicht zu rechnen: Nach dem Brand eines Mehrfamilienhauses und einer Scheune in der Nacht von Freitag auf Samstag in Weilburg-Waldhausen konnte die Polizei auch am Dienstag noch keine Aussagen zur Ursache machen. Auch in diesem Fall hatte es keine Verletzten gegeben. Über einen Zusammenhang der beiden Brände – in Waldhausen wird der Schaden von der Polizei ebenso wie in Niederweyer auf rund 500.000 Euro geschätzt – wollten die Beamten am Dienstag nicht spekulieren.

Haus einer siebenköpfigen Familie gerettet

Klar ist, dass der Brand in der Nacht auf Dienstag noch schlimmer hätte enden können. Die Einsatzkräfte der Hadamarer Feuerwehren sahen schon bei ihrem Eintreffen meterhohe Flammen aus dem Dach der großen Scheune an der Ortsstraße. Aufkommender Wind ließ immer wieder einen Funkenregen über fast das ganze Dorf niedergehen. Für die Feuerwehren bedeutete das, dass sie schnell handeln mussten. Und es gelang ihnen zumindest, den Schaden auf die L-förmig verbundenen Gebäude zu beschränken. Besonders ein sich in dem L befindliches Einfamilienhaus in unmittelbarer Nähe konnte gerettet werden. „Dort lebt eine Familie mit sieben Kindern“, freute sich Bürgermeister Michael Ruoff (CDU) bei aller Dramatik des Geschehens über den Erfolg. Der dort lebende Nachbar versorgte sogar die Einsatzkräfte mit Mineralwasser und Löschwasser aus einer eigenen Zisterne. Aber auch er war geschockt: „Jetzt kann man sich vorstellen, wie es den Menschen im Krieg geht.“

Sichtlich geschockt waren auch die direkt betroffenen Anwohner, deren Haus nicht mehr gerettet werden konnte. Selbst dringende Unterlagen durften sie nicht mehr holen, da Feuerwehreinsatzkräfte das Betreten des Gebäudes verboten hatten. Wie es mit den 15 in den betroffenen Wohnungen lebenden Personen aus drei Familien weitergeht, ist noch offen. In der Nacht waren sie zunächst vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) versorgt worden. Wie Bürgermeister Ruoff am Einsatzort berichtete, waren für die betroffenen Familien auch Unterkünfte in der „Lochmühle“ in Oberzeuzheim eingerichtet worden. Darauf griffen diese aber nicht zurück, sondern konnten zunächst bei Freunden und Familien Zuflucht finden. Sollten sie in den nächsten Tagen Hilfe benötigen „und sich an uns wenden, helfen wir ihnen“, versprach Ruoff am Nachmittag.

Hilfsaktion gestartet

Eine spontane Hilfsaktion für die Betroffenen haben bereits Ortsvorsteher Christian Mattlener und die DLRG Hadamar gestartet. Denn die Familien brauchen alle Dinge des täglichen Bedarfs, darunter Kinder- und Schulsachen. Wer helfen möchte, kann diese beim Ortsvorsteher, Ortsstraße 21, vorbeibringen oder sich unter Telefon 0173-6575520 melden.

Feuerwehren und auch THW aus der Nachbarschaft

Zu dem Großbrand waren in der Nacht auch die Feuerwehren aus Limburg, Elz und Weilburg mit Drehleitern und Atemschutzträgern sowie das THW aus Limburg und Dillenburg gerufen worden. Diese hatten eine schwere Aufgabe zu meistern, fanden die Flammen doch in der verwinkelten Scheune und den angrenzenden Wohngebäuden schnell Nahrung. Auch die Solaranlagen auf den Gebäuden wurden schnell ein Raub des Feuers. Da auch noch Gasflaschen von Anwohnern gemeldet wurden, wurde die Warnstufe noch erhöht.

Um in dem eng verbauten Gelände ein Übergreifen auf benachbarte, ältere Wohnhäuser zu verhindern, wurden diese vom DRK mit einer mit einer Wärmebildkamera ausgerüsteten Drohne aus der Luft beobachtet. Zudem wurden auch mehrere zehn Meter hohe Thuja-Bäume gefällt, die sich an der Mauer des brennenden Gebäudes am Rande zu einem Nachbargrundstück befanden.

Wie Ruoff berichtete, stellte sich mit Fortdauer der Löscharbeiten ein Löschwasserproblem ein, „da Niederweyer der höchstgelegene Ort von Hadamar ist“ und die Trinkwasserleitung für solche Großbrände nicht geeignet sei. Daher wurde eine Wasserbeschaffung organisiert, für die noch die Feuerwehren aus Merenberg, Obertiefenbach und Braunfels angefordert wurden, die mit Großtankfahrzeugen jeweils bis zu 10.000 Liter aus Ahlbach holten. Zudem wurde Löschwasser aus privaten Zisternen geholt.

Anwohner sollen Fenster und Türen geschlossen halten

Um 3.57 Uhr wurde von den Behörden auch eine Brandgeruchwarnung herausgegeben und die Situation als „schwerwiegend“ eingestuft“. Die Bürgerinnen und Bürger wurden aufgefordert, Fenster und Türen geschlossen zu halten. Mit der Zeit musste auch noch Treibstoff für die eingesetzten Maschinen sowie Verpflegung für die Einsatzkräfte organisiert werden. Hier brachten sich schon früh Nachbarn ein, die die Einsatzkräfte mit Getränken versorgten.

Hadamars Stadtbrandinspektor Fabian Lorkowski lobte die Arbeit der 150 Einsatzkräfte, deren Arbeit auch am Dienstagnachmittag mit Nachlöscharbeiten noch nicht beendet war. Dabei waren Einsatzkräfte, „die am Abend Enormes geleistet hatten“ und nach einem kurzen Schlaf wieder einsatzbereit waren.

Ein Großbrand hat in Hadamar-Niederweyer in der Nacht für einen Großeinsatz der Feuerwehr gesorgt. Von Drehleitern aus Hadamar, Limburg und Weilburg wurden die Flammen angegangen. © Klaus-Dieter HäringBild: Ein Großbrand hat in Hadamar-Niederweyer in der Nacht für einen Großeinsatz der Feuerwehr gesorgt. Von Drehleitern aus Hadamar, Limburg und Weilburg wurden die Flammen angegangen. © Klaus-Dieter Häring

Auch vom hinteren Teil des Gebäudes in Hadamar-Niederweyer wurden die Flammen angegangen. (@ Klaus-Dieter Häring)Bild: Auch vom hinteren Teil des Gebäudes in Hadamar-Niederweyer wurden die Flammen angegangen. © Klaus-Dieter Häring

Durch die verwinkelte Bauweise musste ein Übergreifen auf benachbarte Gebäude in Niederweyer verhindert werden. (@ Klaus-Dieter Häring)Bild: Durch die verwinkelte Bauweise musste ein Übergreifen auf benachbarte Gebäude in Niederweyer verhindert werden. © Klaus-Dieter Häring

Auch vom hinteren Teil des Gebäudes wurden die Flammen von den Einsatzkräften der Feuerwehr angegangen. (@ Klaus-Dieter Häring)Bild: Auch vom hinteren Teil des Gebäudes wurden die Flammen von den Einsatzkräften der Feuerwehr angegangen. © Klaus-Dieter Häring

Immer wieder schlugen meterhohe Flammen aus den Gebäuden aufdem Anwesen in Hadamar. (@ Klaus-Dieter Häring)Bild: Immer wieder schlugen meterhohe Flammen aus den Gebäuden aufdem Anwesen in Hadamar. © Klaus-Dieter Häring

Hinweis: Verwendung der Artikel mit freundlicher Genehmigung der Nassauischen Neuen Presse.

 

 


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