LIMBURG. Der Grünstreifen an der B 8/B 49 ist völlig umgepflügt, die Leitplanke nur noch Altmetall. Dann kommen 30 bis 50 Meter Luftlinie bis zum neuen Parkdeck am Altenheim „Felizitas“ – und jede Menge Fragen ...
Feuerwehr: „So etwas habe ich noch nicht gesehen“ / Polizei ermittelt wegen illegalem Straßenrennen (Auszug aus Gsamtartikel)
Von Uwe Röndigs und Klaus-Dieter Häring
Wie kann denn das passieren? Ist der Mercedes AMG geflogen? Mit welcher Geschwindigkeit steuerte der Fahrer auf die Gegenfahrbahn? Nutzte er ungebremst den Hang als Schanze? In jedem Fall nahm er dann noch ein Gartenhaus mit, rasierte offenbar einige Bäume, um auf dem Beton zu landen. Und alle drei Insassen sind noch am Leben… Es bestehe keine Lebensgefahr mehr, teilt ein Polizeisprecher am Dienstagmittag mit.
Klar ist: Ein mutmaßlich illegales Straßenrennen in der Nacht von Montag auf Dienstag hat für drei junge Erwachsene mit schweren Verletzungen geendet. Laut Polizei waren sie gegen 1.45 Uhr von der Meil (B 49) aus in Richtung Limburger Innenstadt unterwegs – und das mit weit überhöhter Geschwindigkeit (schon vor der Auffahrt zur A 3 gilt Tempo 70).
Eine Schneise der Verwüstung
In Höhe der Abfahrt zur Straße „Im Ansper“, die nur stadtauswärts befahren werden kann, kam das Fahrzeug in einer Rechtskurve, kurz vor der Lichfield-Brücke, nach links ab und überfuhr den Fahrbahntrenner, die Gegenfahrbahn und schoss im Anschluss eine Böschung hinauf. Durch die hohe Geschwindigkeit wurde der Mercedes über einen schmalen Zubringer und eine dahinterliegende Betonmauer von rund 2,5 Metern Höhe katapultiert. Der Wagen flog mehrere Meter durch die Luft, zerstörte eine Holzhütte, trennte eine Baumkrone und blieb im Anschluss nach gut 50 Metern auf dem Dach des Parkdecks liegen, wobei der Motor aus dem Fahrzeug herausgerissen wurde und mehrere Meter neben der Unfallstelle liegen blieb. Mehrere auf dem Parkdeck stehende Fahrzeuge wurden durch herumfliegende Trümmer beschädigt.
Alle drei Insassen mussten anschließend von den Einsatzkräften der Feuerwehr geborgen werden. Der 22-jährige Fahrer aus dem Rhein-Lahn-Kreis wurde schwer verletzt mit einem Rettungshubschrauber nach Gießen ins Krankenhaus geflogen. Der 22-jährige Beifahrer und eine 20-jährige Mitfahrerin – beide aus dem Kreis Limburg-Weilburg – wurden ebenfalls schwer verletzt in Krankenhäuser eingeliefert. Ein Zeuge des Unfalls erlitt einen Schock.
Staatsanwaltschaft ermittelt und schaltet Gutachter ein
Da das Auto mit überhöhter Geschwindigkeit unterwegs war, geht die Polizei von der Beteiligung an einem illegalen Straßenrennen aus. Hinweise auf ein weiteres beteiligtes Fahrzeug gebe es nicht. Für den Tatbestand eines Kraftfahrzeugrennens reicht das rücksichtslose und grob fahrlässige Fahren eines Autos, um jenseits eines Tempolimits „eine höchstmögliche Geschwindigkeit zu erreichen“, heißt es dazu im Strafgesetzbuch. Die Staatsanwaltschaft Limburg zog einen Gutachter hinzu und übernimmt die Ermittlungen.
Im Einsatz waren neben 25 Kräften der Limburger Feuerwehr auch Einsatzkräfte der Feuerwehr Dietkirchen, die den Landeplatz des Rettungshubschraubers absicherten und ausleuchteten. Nachdem der Gutachter den Unfall aufgenommen hatte, mussten die vielen herumgeflogenen Autoteile aufgelesen werden, die zum Teil auch auf der Zufahrt „Im Ansper“ lagen. „So etwas habe ich noch nicht gesehen“, bilanzierte einer der Feuerwehrmänner.
Bild: Der schwer beschädigte AMG—Mercedes liegt in Limburg auf dem Parkdeck. Foto: Mike Seeboth/d pa
Bild: Auf der Wiesean der Abfahrt der B 8/ B 49 zur Straße „Im Ansper" sind die Spuren noch deutlich zu sehen. Die Böschung wurde quasi zur Sprungschanze für den Mercedes. Foto: Uwe Röndigs
Bild: Auf dem Weg durch die Luft hat der Unfallwagen auch diese Holzhütte demoliert.
Bild: Der Motorblock ist bei dem Unfall aus dem Auto herausgerissen worden. Fotos: Klaus-Dieter Häring
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