LIMBURG. Die Feuerwehr der Kernstadt soll eine neue Feuerwache bekommen. Direkt gegenüber des aus den 1960er-Jahren stammenden Baus an der Ste.-Foy-Straße soll auf dem Marktplatz ein Feuerwehrhaus gebaut werden, das möglichst lange modernen Ansprüchen genügt ...

Auf dem Marktplatz soll vom Jahr 2028 an gebaut werden / Im Untergrund schlummern allerdings chemische Giftstoffe

Von Stefan Dickmann

Bislang wird der Marktplatz als kostenfreier Parkplatz genutzt und dient der Stadt als Festivalgelände für das Oktoberfest, das demnächst wieder startet, und auch für Zirkusaufführungen und weitere Veranstaltungen. Nach langem Ringen steht fest, das auf dem Gelände künftig beides möglich sein wird. Zwei zentrale Fragen sind noch offen: Wie teuer der Bau der Feuerwache wird und wann mit er beginnt. Eine Frage ist dagegen schon zweifelsfrei geklärt: Die neue Feuerwache wird auf schwierigem Baugrund errichtet, und zwar einer ehemaligen Mülldeponie, im Boden lagern krebserregende Giftstoffe.

Boden ebenso belaste wie das Grundwasser

Wie aus einem Bericht des Magistrats an die Stadtverordneten hervorgeht, sind auf dem Areal zwischen den 1930er- und 1950er-Jahren Boden- und Bauschutt ebenso entsorgt worden wie Haus- und Gewerbemüll sowie Produktionsrückstände bei der Gasherstellung wie Schlacke und Asche. Untersuchungen in den 1990er-Jahren hätten „lokal deutlich erhöhte Schadstoffkonzentrationen“ von krebserregenden Giftstoffen ergeben, und zwar „Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe“ sowie „Benzo(a)pyren“, die Belastung des Bodens damit sei „hoch“ bis „sehr hoch“.

Deshalb sei um die Jahrtausendwende das Gelände so gesichert worden, dass durch Versiegelung kein Sickerwasser austreten kann, das diese Giftstoffe enthält. An dem Gift im Boden hat sich bis heute nichts geändert. Bodenuntersuchungen im März 2023 an insgesamt 13 Stellen haben nach Angaben des Magistrats das lokale Vorkommen „deutlich erhöhter Schadstoffkonzentrationen“ bestätigt.

Das wird den Bau des Feuerwehrhauses an dieser Stelle zwar nicht verhindern, aber bei den Bauarbeiten ist Vorsicht geboten, und es wird das Projekt teurer machen. So ist nach Angaben des Magistrats mit „erhöhten Kosten bei Erdarbeiten sowie der Entsorgung des Aushubmaterials“ zu rechnen, „gegebenenfalls sind spezielle Arbeitssicherheitsmaßnahmen nötig“, „eine fachgutachterliche Begleitung ist erforderlich“ und „die Tragfähigkeit des Untergrunds muss durch geotechnische Untersuchungen geprüft werden“. Die Stadt arbeitet deshalb eng mit der zuständigen Aufsichtsbehörde, dem Regierungspräsidium (RP) in Gießen, zusammen und will das auch während der weiteren Bauplanung tun.

Weil „eine Gefährdung des Grundwassers“ nicht abschließend bewertet werden konnte, waren im Sommer 2024 drei Grundwassermessstellen auf dem Marktplatz errichtet worden. Die Wasserproben ergaben demnach Überschreitungen der zulässigen Grenzwerte mit dem Ergebnis, dass diese Untersuchungen „zunächst alle drei Monate“ seit April 2025 fortgesetzt werden. Das gilt auch, wenn dort die neue Feuerwache gebaut worden ist. Dann soll es „eine möglichst vollständige Versiegelung“ des Bodens geben oder eine Ableitung des Regenwassers über Drainagen.

Baukosten liegen bei „35 Millionen plus X“

„Eine Sanierung mit großflächigem Bodenaustausch bei einer anschließenden Versiegelung wird nach derzeitiger Erkenntnis als nicht verhältnismäßig erachtet“, teilt der Magistrat den Stadtverordneten mit. „Damit die Hot-Spots erkannt werden und bei Erfordernis mit wenig Aufwand beseitigt werden können ... sind alle Eingriffe in den Boden von einem bodenschutzrechtlich qualifizierten Ingenieurbüro zu überwachen und zu dokumentieren.“ Sollten bei Erdaushubarbeiten Verunreinigungen wahrgenommen werden, „die über das bekannte Maß hinaus gehen, sind ... die Bauarbeiten an dieser Stelle abzubrechen und der Sachstand ist unverzüglich dem RP Gießen zur Prüfung anzuzeigen“.

Bleiben noch die Fragen nach den Kosten und dem Baubeginn. Bürgermeister Marius Hahn (SPD) hatte diese vor knapp einem Jahr mit „35 Millionen Euro plus X“ beziffert und einen Baubeginn im Jahr 2028 für realistisch gehalten. Zwar wird der Bau vom Land Hessen finanziell gefördert, aber selbst für eine finanzstarke Stadt wie Limburg mit einer geringen Pro-Kopf-Verschuldung und üppigen Gewerbesteuereinnahmen dürfte die Finanzierung der Feuerwache eine Herkulesaufgabe werden. Schon im November 2024 hatte der Bürgermeister, auch aufgrund anderer Faktoren, angekündigt, in den folgenden Haushaltsjahren seien weder Steuererhöhungen noch Kreditaufnahmen auszuschließen.

Noch ist der Marktplatz in Limburg ein Parkplatz, aber ab 2028 soll hier die neue Feuerwache der Limburger Feuerwehr gebaut werden. Im Hintergrund sind der Schlauchturm der alten Feuerwache und der Schafsberg mit dem Krankenhaus zu sehen. Foto: Stefan DickmannBild: Noch ist der Marktplatz in Limburg ein Parkplatz, aber ab 2028 soll hier die neue Feuerwache der Limburger Feuerwehr gebaut werden. Im Hintergrund sind der Schlauchturm der alten Feuerwache und der Schafsberg mit dem Krankenhaus zu sehen. Foto: Stefan Dickmann

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