DORNBURG. Was passiert, wenn nichts mehr passiert? Wenn der Alltag durch einen Großunfall, durch Unwetter wie Starkregen, durch Sabotage oder durch einen Cyber-Angriff unterbrochen wird? ...
Rettungskräfte informieren bei Bürgerversammlung in Dornburg und stellen klar: Eigenverantwortung ist gefragt
Von Anken Bohnhorst
Damit dann keine Panik aufkommt, müssen die Bürger informiert und vorbereitet sein. Wie das gelingen könnte, zeigte jetzt die Gemeinde Dornburg, die zu einer Bürgerversammlung einlud. Mit dieser Initiative nehme Dornburg eine Vorreiterrolle bei der kommunalen Krisenvorsorge ein, sagt Thomas Schmidt, Stellvertretender Kreisbrandinspektor und zuständig für den Bevölkerungsschutz.
Es gehe nicht darum, Angst zu schüren und Schreckensszenarien zu entwerfen, betont Markus Stahl (CDU), Vorsitzender der Gemeindevertretung und damit Gastgeber der Veranstaltung. Vielmehr sollen praktische Hinweise zur Beruhigung der Bürger beitragen. Wer sich in Krisensituationen auskennt, ist im Vorteil. Auch die Zuständigkeiten einordnen zu können, ist günstig. Denn tatsächlich sind nicht Bund, Land, Kreis oder die Kommune für die persönliche Gefahrenabwehr des Einzelnen zuständig, erklärt der Stellvertretende Kreisbrandinspektor Schmidt. Sondern „eigene Vorbereitung tut not“. Jeder trage Verantwortung, auch wenn der Bevölkerungsschutz bundesweit geregelt ist. Kurzgefasst bedeutet das: Um den Zivilschutz kümmert sich der Bund. Den Katastrophenschutz übernehmen die Länder. Private Vorsorgemaßnahmen fallen in die Pflicht der Bürger.
50 Notfallplätze in Dorndorf
Das bestätigt auch Karl-Heinz Wüst, Gemeindebrandinspektor in Dornburg. In allen fünf Ortsteilen gibt es eine Freiwillige Feuerwehr, berichtet Wüst. Insgesamt zählt die Truppe 165 aktive Mitglieder, von denen 55 eine zusätzliche Katastrophenschutzausbildung absolviert haben. Zu rund 130 Einsätzen rückten die Feuerwehrleute im zurückliegenden Jahr aus. Im Krisenfall falle der Feuerwehr die technische Einsatzleitung zu, so Wüst. Die Fachleute müssten die Lage überblicken, einschätzen und Maßnahmen priorisieren – und das zusätzlich zu den regulären Aufgaben wie Brandschutz sowie Bergungs- und Rettungseinsätzen bei Unfällen. Konkret bedeutet das: Die Ortsteilfeuerwehren sorgen etwa für die Notstromversorgung, für die Information der Bevölkerung durch mobile Durchsagen und mit Warnsystemen und Digitalfunk. Gemeindebrandinspektor Wüst zufolge fungieren die Feuerwehren hier als „Kommunikations-Leuchttürme“.
Allerdings gibt es auch Aufgaben, für die die Freiwilligen Feuerwehren nicht zuständig sind. So sind die Einsatzkräfte der Ortsteilwehren nicht für die private Stromversorgung zuständig und stellen auch weder Treibstoff noch Nahrungsmittel zur Verfügung. Und dass im Krisenfall Bürger in den Feuerwehrhäusern einquartiert und versorgt würden, sei ebenfalls nicht vorgesehen, stellt Karl-Heinz Wüst klar. Tatsächlich bestehe aber die Möglichkeit, im Notfall 50 Menschen in der Mehrzweckhalle Dorndorf unterzubringen. Hierbei kümmere sich die Feuerwehr um die Ausstattung der Halle, leiste jedoch keine medizinische Unterstützung. Eine genaue Festlegung, wer notfalls in der Dorndorfer Halle aufgenommen werde, ist Wüst nicht bekannt. Dazu der Stellvertretende Kreisbrandinspektor Thomas Schmidt: Bei 175.000 Einwohnern im Kreis seien 50 Plätze in Dorndorf allenfalls „ein erster Tropfen auf dem heißen Stein“.
DAS GEHÖRT INS NOTFALLGEPÄCK
Celine Diehl vom Fachdienst für Brand- und Bevölkerungsschutz stellte in der Bürgerversammlung das Notgepäck vor, das jeder Bürger bereithalten soll. Das soll enthalten sein: Warme Kleidung, Regenschutz, feste Schuhe; wichtige Dokumente; geladene Powerbank; Erste-Hilfe-Material sowie persönliche Medikamente und Hygieneartikel; haltbare Lebensmittel und Wasser idealerweise für zehn, mindestens aber für drei Tage; Bargeld.
Bild: Was ist im Krisenfall zu tun? Darüber informieren sich die Bürger von Dornburg. Foto: Anken Bohnhorst
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