
Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.
Humanitäre Organisationen setzen bei der Einsatzkoordination auf Google Earth und Co.
Von Bradley Klapper (apn)
Zwei Monate nach der Erdbebenkatastrophe in Haiti leben noch mehr als 600 000 Menschen in Zelten und anderen Notunterkünften. Für die Koordination der Hilfe nutzen die humanitären Organisationen Google Earth. «Die Katastrophenhilfe geht online», sagt Rotkreuz-Sprecher Alex Wynter.
Die Helfer haben bei Google ein Forum eingerichtet, das CCCM Cluster Haiti, um die geographischen Daten von 414 Zeltsiedlungen, Kirchen, Regierungsgebäuden, Schulen und Flüchtlingslagern zu sammeln.
Aktuelles Kartenmaterial
Das Ergebnis ist eine Karte, die mit der Software Google Earth aufgerufen werden kann. Das Kartenbild von Port-au-Prince wird hier mit einer Vielzahl von blauen Punkten bedeckt. Sie bezeichnen die Lager für «Internally Displaced Persons», also für Bewohner, die im eigenen Land entwurzelt sind.
Klickt man auf einen dieser blauen Punkte, erscheinen die geographische Lage und die Zahl der dort untergebrachten Einzelpersonen und Familien. Die Karte wird fortlaufend aktualisiert, so dass Regierung und Helfer ständig den Bedarf an Hilfe absehen können.
«Es ist das erste Mal, dass ein derart detailliertes Informationssystem nach einer großen Katastrophe eingerichtet wurde», sagt Jean-Philippe Chauzy von der Internationalen Organisation für Migration (IOM), die sich für das Projekt mit Google, den Vereinten Nationen und der Organisation iMMAP zusammengetan hat.
Opfer sollen mitmachen
Brian Kelly von IOM denkt bereits weiter. Er hofft, dass künftig Betroffene selbst online über ihre Lage Auskunft geben. Denn die ersten Fragen bei einer Katastrophe seien immer gleich: «Wo ist jemand? Wie sind die Bedingungen? Welche Hilfe wird gebraucht?» Wenn die Antworten auf diese Fragen schnell gebündelt werden könnten, sei es möglich, einen großen Teil der Zeit einzusparen, der jetzt noch für die Logistik erforderlich sei, erklärt Kelly. «Wir müssen nicht im dritten Monat, sondern schon in der zweiten Woche verstehen, wohin die Leute gegangen sind und was ihre Lebensbedingungen sind.»