News der Nassauischen Neue PresseHünfelden-Nauheim. Mit einem akademischen Abend hat die Freiwillige Feuerwehr Nauheim die zweite Runde ihrer Jubiläumsfeierlichkeiten eingeläutet ...

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Die Freiwillige Feuerwehr Nauheim feiert 75-jähriges Bestehen


Über die Landesehrenbriefe freuen sich die Geehrten sowie die Gratulanten: Georg Hauch, Helmut Jung, Manfred Lotz, Gaby Brumm, Norbert Besier, Wolfgang Möbus, Jürgen Größchen und Jürgen Wilhelm (von links). Read More
Bild: Über die Landesehrenbriefe freuen sich die Geehrten sowie die Gratulanten: Georg Hauch, Helmut Jung, Manfred Lotz, Gaby Brumm, Norbert Besier, Wolfgang Möbus, Jürgen Größchen und Jürgen Wilhelm (von links).

Es war der Tag der Freude, des Rückbesinnens auf die Zeit seit der Gründung, die Stationen der zurückliegenden Jahre, was alles geschehen und passiert war. Ein akademischer Abend spiegelt regelmäßig Zufriedenheit wider: «Bis hierher sind wir gekommen, ein ganz schön ordentliches Stück. Wir können uns eigentlich zufrieden zurücklehnen.»

Wer aber auf die feinen Töne beim akademischen Abend der Nauheimer Feuerwehr geachtet hat, der spürte in fast allen Reden und Grußworten die Besorgnis, ob sich ein Feuerwehrwesen, wie es unter vielen Entbehrungen, Kosten und Mühen aufgebaut wurde, wie es heute fast überall besteht, noch in mittelfristiger Zukunft vorhalten lässt. Der stellvertretende Wehrführer Thorsten Müller sprach in seinem Rückblick die Begeisterung an, die bei Gründung der Wehr vor 75 Jahren herrschte: «Es wäre wünschenswert, wenn sich die damalige Begeisterung und Unterstützung aus der Bevölkerung heute fortsetzen würde.» Die Nauheimer Wehr sei zwar stolz darauf, eine gut ausgebildete Einsatzabteilung und eine leistungsbereite Jugendfeuerwehr zu haben, denn nicht die Technik mache eine Feuerwehr aus, sondern die Bürgerinnen und Bürger, die sich in deren Dienst stellten. Und wie wichtig die Feuerwehren seien, das erfahre jeder in den täglichen Nachrichtensendungen.

Wehrführer Jürgen Wilhelm hatte zuvor nach «Abarbeitung» einer stattlichen Gästebegrüßungsliste den Spruch von Erich Kästner «Es gibt nicht Gutes, außer man tut es» zitiert und sich diesen gleichsam für Motivation und Einsatzbereitschaft «seiner» Feuerwehrleute entliehen. Die Feuerwehren seien ständig bereit, im Ernstfall für Bürgerinnen und Bürger einer Gemeinde da zu sein, sei es bei einem Brand, einem Verkehrsunfall oder einfach nur der Absicherung des Martinszuges. Dafür opferten die aktiven Wehrleute einen Großteil ihrer Freizeit, unternähmen große Anstrengungen und eine Menge Ausbildungs- und Übungseinheiten, um immer auf dem neuesten Stand der Technik zu sein: «An 365 Tagen im Jahr können sich unsere Mitbürger auf die Hilfe der Feuerwehr verlassen.» Doch merke er immer mehr, wie schwierig es ist und es immer schwieriger werde, Personen für ein solches Ehrenamt zu gewinnen. Das sei zwar kein Wunder im Zeitalter von über 40 Fernsehprogrammen, Tausenden von Computerspielen und sonstigen «Errungenschaften». Auch bei der derzeitigen wirtschaftlichen Lage denke jeder erst mal an sich selbst, als seinem Nächsten zu helfen. Für viele andere sei es nichts weniger als eine Selbstverständlichkeit, dass eine schlagkräftige Feuerwehr vorhanden ist. Welche Mühe, Arbeit und auch Geld hinter Ausrüstung und Ausbildung stecken, davon machten sich wahrscheinlich nur die Insider ein Bild. So solle dieser Abend neben aller Geselligkeit auch Appell an die Mitbürger sein, den Weg in die Gemeinschaft des Feuerwehrvereins zu finden oder auch Mitglied bei der aktiven Wehr zu werden. Schön wäre es auch, wenn möglichst viele Kinder und Jugendliche den Weg in die Jugendfeuerwehr finden würden. «Nur breit aufgestellt sind wir schlagkräftig und stark.»

Schirmherr Bürgermeister Norbert Besier dankte allen Mitgliedern für die von ihnen erbrachten Leistungen, nannte als beispielhaft das Wirken einiger «hervorragender Feuerwehrleute», griff sich in seinen Betrachtungen den Neubau des Feuerwehrgerätehauses heraus, bei dem von den engagierten Floriansjüngern rund 7500 Stunden an Eigenleistung vollbracht wurden. Allein für diese Einzelleistung sei der Wehr hohen Respekt und großer Dank zu zollen. «Die Bedeutung von Euch Feuerwehrleuten lässt sich nicht auf die rechtliche Beschreibung von Paragrafen reduzieren.» Die Feuerwehr Nauheim sei mehr, stehe für gute Jugendarbeit, sei fester Bestandteil im Dorfleben, sie sei einfach unverzichtbar. Auch Besier forderte zur Intensivierung der Jugendarbeit auf. Diesem Sektor der Feuerwehrarbeit müsse große Beachtung und Priorität zukommen, denn die jungen Leute würden später dringend für die Übernahme von Führungspositionen gebraucht: «Investitionen für die Jugend sind das sinnvollste, was wir alle tun können.

Der Erste Kreisbeigeordnete Helmut Jung hatte hochkarätige Überraschungen im Gepäck. Nach seinen und den Glückwünschen der Kreisgremien holte er drei Landesehrenbriefe hervor und dekorierte damit die völlig überraschten Empfänger Gaby Brumm, Wolfgang Möbus und Jürgen Größchen. Brumm war 13 Jahre Jugendfeuerwehrwartin, ist heute auf Kreisebene als «Florix-Beauftragte» bekannt, Möbus versieht seit 33 Jahren den Posten des Gerätewarts, und Größchen ist seit über 25 Jahren Beisitzer im Feuerwehr-Vorstand. Die Ehrenmedaille des Hessischen Feuerwehrverbands in Silber steckte der stellvertretende Kreisverbandsvorsitzende Klaus Kaiser den Aktiven Matthias Losert, Thorsten Müller, Uwe Nemetz und Jürgen Wilhelm ans Revers der blauen Röcke. Das Deutsche Feuerwehrkreuz in Silber war schon am Nachmittag im Rahmen des Kreisverbandstages in Weilmünster dem Feuerwehr-Vorsitzenden Manfred Lotz zuteil geworden. Auch fördernde Mitglieder kamen zu Ehren, zu Urkunden und zu einem guten Tropfen, Herbert Dick, Gerd Ruppelt und Rolf Krüger für jeweils 25 Jahre und Ernst-Ludwig Schmidt für 40 Jahre Treue zum Feuerwehrverein. Durch die Feier führte Wolfgang Wick in humorvoller Manier, zwei Tanzgruppen zeigten «scharfe Sohlen» und der gemischte Chor «Einheit» steuerte einige Liedvorträge bei, bevor Wehrführer Wilhelm an alle Gastwehren Erinnerungskrüge verteilte. Weiteste Anreise hatte die Abordnung der Partner-Wehr aus Prösen/Brandenburg, die mit dem aus Nauheim «erworbenen» alten Mannschaftsbus gekommen war. wu

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