News der Nassauischen Neue PresseBad Camberg. 112 – dies ist die Notrufnummer der Feuerwehr, und dies war für die Bad Camberger Floriansjünger Grund genug, den 112. Geburtstag ihrer Wehr gebührend zu feiern ...


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Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.


Nach zwei Jahrzehnten hört Helmut Thies morgen als Stadtbrandinspektor auf – aktiver Feuerwehrmann bleibt er weiter

Er fährt einer ruhigeren Zukunft entgegen: Jetzt hat Helmut Thies etwas mehr Zeit für seine Hobbys, zum Beispiel den schönen Hanomag, der, wie man sieht, auch den Bezug zur Feuerwehr herausstellt. Als Aktiver wird er auf jeden Fall der Bad Camberger Feuerwehr erhalten bleiben. Fotos: HackertBild: Er fährt einer ruhigeren Zukunft entgegen: Jetzt hat Helmut Thies etwas mehr Zeit für seine Hobbys, zum Beispiel den schönen Hanomag, der, wie man sieht, auch den Bezug zur Feuerwehr herausstellt. Als Aktiver wird er auf jeden Fall der Bad Camberger Feuerwehr erhalten bleiben. Fotos: Hackert

Kaum wegzudenken aus den vielfältigen Aktivitäten ist Stadtbrandinspektor Helmut Thies. Er entstammt einer echten Feuerwehr-Dynastie. Am Freitag ist für ihn EdeKa (Ende der Karriere als Stadtbrandinspektor). 20 Jahre übte er dieses Amt aus. Mit dem scheidenden Stadtbrandinspektor sprach NNP-Redakteurin Petra Hackert.

Herr Thies, die "Feuerwehr-Dynastie Thies" ist in Bad Camberg weithin bekannt. Könnten Sie dies auch für Außenstehende kurz beschreiben?

HELMUT THIES: Mein Großvater und auch mein Vater waren bereits Ortsbrandmeister bzw. Stadtbrandinspektor und Wehrführer. Durch die dauernde Berührung mit der Thematik schon von Klein auf war es selbstverständlich, auch der Wehr beizutreten. Mit 17 Jahren fing ich dann an, eine Jugendfeuerwehr gab es damals noch nicht. 2011 bin ich 40 Jahre in der Freiwilligen Feuerwehr Bad Camberg, davon 20 als Stadtbrandinspektor und gleichzeitig 30 Jahre Berufsfeuerwehrmann.

Durch ihren Beruf im Referat Brandschutz, Einsatz, Förderwesen im Innenministerium fällt der Brandschutz in ihren Aufgabenbereich. Welchen Punkten im ehrenamtlichen Bereich muss künftig verstärktes Augenmerk gelten?

Bedingt durch die Struktur des Arbeitsmarktes stehen den ländlichen Kommunen tagsüber nur wenige Einsatzkräfte zur Verfügung. Um die Lücken zu schließen, müssen die Gemeinden als Träger der Feuerwehren mit gutem Beispiel vorangehen und verstärkt Bedienstete aus ihren Reihen für den Feuerwehrdienst gewinnen. Die Mitgliederwerbung muss sich auch verstärkt auf Frauen und Migranten erstrecken.

Welche weiteren Möglichkeiten sehen Sie, den ehrenamtlichen Brandschutz zu stärken?

Die Sicherstellung schlagkräftiger Wehren und damit die Nachwuchsgewinnung ist gesetzliche Aufgabe der Kommunen, die dies aber gern auf die Ehrenamtlichen abschieben. Es gibt Gemeinden, die Einsatzkräften Anreize bieten, zum Beispiel Familienkarten für Schwimmbäder.

Was war für Sie persönlich der schwierigste Einsatz/die schwierigste Aufgabe?

Einsätze mit beteiligten Kindern sind immer belastend; Schwerverletzte und Tote bei Unfällen ebenso.

Als Stadtbrandinspektor haben Sie zwei Jahrzehnte lang Weichen gestellt. Wie sahen Ihre Arbeitsschwerpunkte aus?

Die Aufgaben eines Stadtbrandinspektors sind hauptsächlich die Organisation der Wehr, Mittelbeschaffung, Planung. Hier ist es gelungen, ein Fahrzeugkonzept umzusetzen, das teilweise auf gebraucht beschafften Einsatzfahrzeugen beruht. Somit wurden erhebliche Haushaltsmittel eingespart. Stolz bin ich auf die Organisation unseres Katastrophenschutz- und Ausbildungszuges, in dem alle jungen Einsatzkräfte sämtlicher Stadtteilwehren einheitlich ausgebildet werden. Dies hat den Zusammenhalt enorm gefördert; Kirchturmdenken zwischen unseren Wehren ist vorbei. Schwierig waren vor allem zwei Dinge: Die Zusammenarbeit mit dem damaligen Bürgermeister zum Ende von dessen Amtszeit, als mit der Feuerwehr nur noch schriftlich verkehrt wurde; und der Bau des Erbacher Feuerwehrhauses, als eine Partei bei meiner Dienststelle und dem Hessischen Rechnungshof Beschwerde gegen meine Person einlegte. Man überlegt in solchen Situationen schon, wie weit man sich ehrenamtlich solchen in den persönlichen Bereich hinein gehenden Belastungen weiter aussetzen will oder ob man alles hinwirft.

Die Feuerwehr hat nicht nur eine Funktion in Sicherheitsfragen, sondern ist auch eine Stütze des städtischen Vereinslebens. Gibt es etwas besonders Schönes, an das Sie gerne zurückdenken?

Es gab eine Menge Events in Bad Camberg, bei denen sich die Feuerwehr eingebracht hat. Ich denke da besonders an die 1000-Jahr-Feier. Organisation und Abwicklung haben trotz der Mühen Freude bereitet und ein städtisches Wir-Gefühl vermittelt.

Welchen Rat würden Sie ihrem designierten Nachfolger Christoph Schmitt mit auf den Weg geben?

Christoph Schmitt ist bereits seit vier Jahren mein Stellvertreter und in dieser Zeit mehr und mehr in die Amtsgeschäfte hineingewachsen. Er hat Verhandlungsgeschick, Weitblick und die notwendigen Fachkenntnisse. Er muss einfach so bleiben, wie er ist.

Wie sieht Ihre Zukunft aus ?

Ich werde der Feuerwehr als Aktiver erhalten bleiben, solange das gesundheitlich möglich ist.

Ansonsten genieße ich die gewonnene Freizeit für Aktivitäten, die nicht mit Verantwortung, sondern eher mit Spaß und Erholung verbunden sind.

Artikel vom 18. Mai 2011, 19.10 Uhr (letzte Änderung 19. Mai 2011, 04.32 Uhr)

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