News der Nassauischen Neue PresseLimburg-Weilburg. Heute endet für Franz-Josef Sehr die Zeit als Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbands. Seit seinem 18. Lebensjahr ist er in verschiedenen Gremien der Feuerwehr aktiv ...


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Heute endet für Franz-Josef Sehr die Zeit an der Spitze des Kreisfeuerwehrverbands

Von Johannes Laubach

Franz-Josef Sehr."Ich werde weiterhin für die Feuerwehr aktiv sein", sagt Franz-Josef Sehr. Alles andere hätte auch verwundert. Als Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbands Limburg-Weilburg gibt er heute auf dem Verbandstag in Arfurt das Amt in jüngere Hände ab. Im Herbst wird er 60 Jahre alt, dann wird er auch seine Aufgabe als stellvertretender Kreisbrandinspektor beenden. Doch in seinem Heimatort Obertiefenbach wird er der Feuerwehr weiter treu bleiben.

"Wenn wir ihn brauchen, wird er auch zukünftig zur Verfügung stehen", ist Kreisbrandinspektor Georg Hauch überzeugt. Gleichzeitig gönnt er seinem Stellvertreter für die Zukunft die sprunghafte Zunahme an freier Zeit. Mit dem Ausscheiden von Sehr verliere die Feuerwehr auf Kreisebene einen "wichtigen Antriebsmotor".

Bild: Franz-Josef Sehr

Sachlich und engagiert

"Er ist die Feuerwehr", sagt der Brechener Bürgermeister Werner Schlenz als Sprecher seiner Kollegen im Landkreis. Den scheidenden Verbandsvorsitzenden beschreibt er als sachlich und stets offen für Argumente, der zwar engagiert für die Anliegen der Feuerwehr werbe, gleichwohl aber auch darum wisse, dass es noch andere wichtige Dinge und Aufgaben gibt.

Sachlich, zurückhaltend und kameradschaftlich, das ist Franz-Josef Sehr. Das hört sich brav und bieder an – vor allem in einer Zeit, in der es laut zugeht. Sehr ist da erfreulich anders, ein Glücksfall für die Wehr in Obertiefenbach und die Wehren in Beselich und im Landkreis.

"Verantwortung übernehmen und gleichzeitig die Möglichkeit haben zu gestalten": Das ist für Sehr die Motivation, Führungsaufgaben zu übernehmen. Das hat er getan, als Wehrführer von Obertiefenbach zum Beispiel. Drei Mal hat die Feuerwehr dabei an Weltmeisterschaften teilgenommen, 1993 wurde sie sogar Weltmeister.

Sehr hat die Feuerwehren dort, wo er konnte, auf neue Wege geführt. "Die Wettkämpfe haben die Einsatzfähigkeit verbessert", sagt er. Und wer ihn sieht, so fit und fast schon asketisch, denkt unweigerlich daran, dass Sehr in den Wettkämpfen durchaus auch eine sportliche Herausforderung sah. Eine Herausforderung ganz anderer Art sah er in der Öffnung der Wehren für die Frauen. Als er mit 17 Jahren in die Obertiefenbacher Wehr eintrat, war das Löschen, Retten, Bergen noch eine reine Männerangelegenheit. Das hat sich geändert. 1982 stellten die Obertiefenbacher die erste Frauengruppe im Kreis.

Wenn es nicht so läuft

16 Jahre lang war er Wehrführer in Obertiefenbach, zuvor seit 1968 im Vorstand der Wehr, vier Jahre leitete er die Beselicher Wehren als Ortsbrandmeister, seit 1993 ist er im Vorstand auf Kreisebene, 2002 übernahm er das Amt des Vorsitzenden des Kreisfeuerwehrverbands. "Eine Führungskraft wird vor allem dann gebraucht, wenn es mal nicht so läuft", sagt Sehr. Als Gruppe gemeinsam einen schweren Einsatz oder eine schwierige Phase in der Wehr oder dem Verein zu überstehen, das stärke.

Die Zeiten haben sich geändert. Als Sehr in die Wehr eintrat, da spielte sich das Leben des damals 17-Jährigen vor allem in Obertiefenbach ab. Er spielte Fußball, war im Roten Kreuz aktiv und entstammte einem katholischen Elternhaus. "Alle aus meiner Clique waren in der Feuerwehr", erzählt er aus einer Zeit, als es noch keine PCs gab und das Fernsehprogramm aus zwei Programmen bestand und vor Mitternacht endete. Außerdem war die Scheune auf dem elterlichen Grundstück abgebrannt, was die Entscheidung beeinflusste, der Feuerwehr beizutreten.

Der heutige Dienst in der Feuerwehr ist mit dem der Vergangenheit nicht mehr zu vergleichen. Die Ausbildung ist intensiver, ausführlicher und damit auch zeitraubender geworden, die Einsätze erfordern technisches Know-how, die Vorschriften haben deutlich zugenommen . . . Die Idee, der es für Sehr treu zu bleiben gilt, ist geblieben: zu helfen, sich zu engagieren, sich einzubringen. Es ist der Gedanke der Caritas, die in die Tat umgesetzte Nächstenliebe, die da trägt. (jl)

Die Feuerwehr in der Zukunft


NNP: Die Zahlen beim Nachwuchs gehen zurück, einige Feuerwehren sind kaum noch einsatzbereit. Wie sieht die Zukunft der freiwilligen Feuerwehren aus?

Franz-Josef Sehr:
Wir werden uns auf eine geringer werdende Zahl von Einsatzkräften einstellen müssen, auch die Zahl der Feuerwehren selbst wird zurückgehen. Nicht jeder Ort wird in Zukunft noch eine Wehr haben. Und auch die Zahl der Jugendabteilungen wird schrumpfen. Wir werden verstärkt auf Ebenen der Gemeinden neue Organisationsformen finden müssen.

NNP: Das heißt also, dass Wehren auf kommunaler Ebene fusionieren?

Sehr:
Das ist sicherlich eine Möglichkeit, um den Brandschutz in der Fläche auch in Zukunft aufrechtzuerhalten. Ich glaube aber auch, dass in Zukunft die Städte und Gemeinden verstärkt Aktive der Feuerwehren in ihren Verwaltungen, Bauhöfen und anderen Einrichtungen beschäftigen werden.

NNP: Und was ist die Aufgabe der Feuerwehr selbst, wenn es um den Nachwuchs geht, wenn es darum geht, die künftige Einsatzfähigkeit zu sichern?

Sehr:
Wir müssen den Nachwuchs früher an unsere Aufgaben, unser Wirken binden. Die neu eingerichteten Kinderfeuerwehren sind eine Möglichkeit. Und wir wollen als Feuerwehren stärker in die Schulen gehen. Interview: jl

Artikel vom 17. Juni 2011, 19.10 Uhr (letzte Änderung 18. Juni 2011, 04.09 Uhr)


KFV:

[Hier] finden Sie einen Bericht über die Verbandsversammlung mit den Neuwahlen.
Die Versammlung wählte jeweils einstimmig mit einer Enthaltung Barbara Bäcker (CDU) zur neuen Ortsvorsteherin und Kurt Weyhrauch (SPD) zu ihrem Stellvertreter.

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