Hinweis: Verwendung der Artikel der Nasauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.
Von Bernd Bude
... Offenbar hat er nicht blind vor Hass und Wut gehandelt, wie der Feuerteufel, den Stephen King in «Firestarters» beschreibt. Der 28-Jährige hat keine Feuerbälle auf alles geschossen, was sich bewegt. Der Brandstifter, der in Limburg vor Gericht steht, hatte offenbar nur Spaß am Entzünden von Feuerstellen und sich dann daran ergötzt. Und manchmal hat er selbst beim Löschen geholfen.
Wenn er verurteilt wird, drohen ihm zehn Jahre Haft dafür. Gestern, zum Prozess-Auftakt, verlas Staatsanwältin Dr. Löwer lediglich die Anklageschrift vor der 5. großen Strafkammer am Limburger Landgericht, unter Vorsitz von Peter Scherer. Der Angeklagte kommt dann am Mittwoch, 3. Dezember, zu Wort.
Wegen 13-facher Brandstiftung muss sich der Feuerwehrmann aus Steinbach verantworten. Einige Taten hat er bereits gestanden. Über sein Motiv wird bislang nur spekuliert: Ist er ein Pyromane, hasste er Tiere oder ist er ein Mensch, der sich wichtig tun wollte und sich daran ergötzte, welchen Schaden er anrichten kann. Auf alle Fälle ist er schuldfähig – das ergab ein psychiatrisches Gutachten. Und seine Bekannten, die sich im Schwurgerichtssaal 129 eingefunden haben, können nicht verstehen, warum der unauffällige Mann aus Steinbach zum Serientäter wurde und offensichtlich keine Grenzen mehr sah.
Von 2003 bis 2008 soll der Angeklagte nicht weniger als 13 Mal zugeschlagen haben – meist in Steinbach. Allein im August 2003 musste die Feuerwehr innerhalb von neun Tagen dreimal ausrücken. Mit angezündeten Strohballen fing es an. Dann entzündete er Maschinen, Scheunen und schließlich Stallungen von Milchkühen, Kälbern und anderen Tieren. Dutzende von Kühen kamen zu Tode. Allein auf dem Hof Birkenheck hat es dreimal gebrannt. Mehr als 500 000 Euro Schaden soll der Angeklagte angerichtet haben. Aber es reichte ihm offenbar nicht, Feuer zu legen. Immer wieder kam er zu den Löscharbeiten. Er galt als fleißiger Mitarbeiter der freiwilligen Feuerwehr in Hadamar-Steinbach. Lange wurde nach dem Brandstifter gesucht. Im Mai wurde der 28-Jährige festgenommen. Damals hatten vor einem Pferdestall ungezählte Strohballen gebrannt, und ein angrenzendes Wohnhaus drohte ein Raub der Flammen zu werden. In der Anklage heißt es, das Wiehern von Pferden habe ihn nach einem Kneipenbesuch zur Brandlegung animiert.
«Wir können es nicht fassen, was der Angeklagte gemacht haben soll. Er hat die Kühe eines geschädigten Landwirts gemolken, war immer freundlich und hilfsbereit. Das ist für mich unfassbar», sagt ein Mann, der den Angeklagten gut kennt. Das Entsetzen ist einem Bruder des Landwirtes, der am häufigsten geschädigt wurde, noch ins Gesicht geschrieben: «Der Mann hat das Lebenswerk meines Bruders zerstört», sagt er. Er kenne den Angeklagten, schließlich habe der seinem Bruder immer wieder im Kuhstall geholfen. Aber so recht anvertrauen habe man dem Angeklagten nichts können, sagt der Zuschauer. «Er ist nicht der Hellste.»
Eine junge Frau, die sich als Freundin einer Geschädigten ausgibt, sagt, sie sei eine Tierfreundin. Und sie könne es nicht verstehen, wie ein Mensch durch seine vorsätzlichen Handlungen Tiere getötet und Menschen in akute Gefahr gebracht hat. «Der kann nur krank sein.»
Die Verhandlung wird am Mittwoch, 3. Dezember, 8.30 Uhr, fortgesetzt. Dann erwarten die Prozessbeteiligten klare Worte des Angeklagten, und es werden Zeugen vernommen. Insgesamt soll der Prozess drei Tage dauern.