Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.Limburg. Retten, löschen, bergen, schützen – das machen alle Feuerwehrmänner. Einige aber können noch mehr: Sie sind Feuerwehrtaucher und haben dafür eine intensive Ausbildung absolviert. Sieben von ihnen haben am vergangenen Wochenende ihre Prüfung erfolgreich abgelegt ...

Ausbildung bestanden: Die Feuerwehrtaucher Winfried Vogel, Björn Neuser, Robin Fischer, Timo Schmitz, Andreas Graf, Julian Trillken und Marc Melzer (von links)Bild: Ausbildung bestanden: Die Feuerwehrtaucher Winfried Vogel, Björn Neuser, Robin Fischer, Timo Schmitz, Andreas Graf, Julian Trillken und Marc Melzer (von links)

Sieben neue Feuerwehrtaucher auf einen Streich

Von Anken Bohnhorst-Vollmer

"Mein Bruder liegt da unten", schreit der junge Mann und schlägt um sich. "Der ertrinkt!" Einer der Feuerwehrtaucher, die den Mann gerettet und an Land geholt haben, taucht erneut, sucht den Grund ab – und findet einen leblosen Körper. Auch dieser wird geborgen, wird behutsam aufs Trockene gelegt und reanimiert: 30 Mal Herzdruckmassage, dann beatmen. Die Feuerwehrmänner arbeiten schnell und konzentriert. Die umstehenden Kameraden nicken einander anerkennend zu. Der Einsatz verläuft souverän, finden sie.

Dabei ist alles nur eine Übung. Der Boots- und Badeunfall ist simuliert. Er soll die sieben angehenden Feuerwehrtaucher während ihrer Prüfung im Parkbad überraschen, ohne sie zu überfordern. Die Männer müssen zeigen, dass sie spontan und planvoll reagieren können. Und das beweisen sie. Keine hektischen Rufe sind zu vernehmen, keine überflüssigen, hinderlichen Handgriffe. Die Männer wissen, was zu tun ist – auch wenn sie nicht vorbereitet sind. Denn tatsächlich hat keiner der Sieben bemerkt, wie sich das kleine, weiße Ruderboot Richtung Sprungbecken schiebt, wie es der Mann, der darin sitzt, kentern lässt und zu schreien beginnt. Auch von der 75 Kilo schweren Puppe, die bereits am frühen Morgen in der Tiefe des Beckens versenkt worden war, wussten sie nichts.

Prüfung im Freibad

Die sieben Männer von den Freiwilligen Feuerwehren aus Limburg, Dehrn, Dietkirchen, Eschhofen und Staffel sind an diesem Morgen angetreten, um einen Prüfungsparcours im Freibad und in der Lahn zu absolvieren und anschließend vom Ersten Stadtrat Michael Stanke offiziell zu Feuerwehrtauchern ernannt zu werden.

Mehr als ein Jahr hat ihre Ausbildung gedauert. Rund 3500 Stunden wurden von der gesamten Tauchergruppe geleistet, zusätzlich zur regulären Feuerwehrarbeit, "weil‘s Spaß macht und sinnvoll ist, und weil ich schon immer bei der Feuerwehr war", sagt der 20-jährige Robin Fischer von der Freiwilligen Feuerwehr Staffel und schüttelt sich das Wasser aus den Haaren. Etwa 400 Tauchgänge haben er und seine Kameraden hinter sich, wurden zu Rettungsschwimmern ausgebildet und haben bereits im vergangenen Jahr ihre theoretische Prüfung abgelegt.

Jetzt geht es darum zu beweisen, dass sie es können, dass sie ihr Gerät und die Situation jederzeit beherrschen, dass Training und Schulungen durch Lehrtaucher Jürgen Hertzel, den Leiter des Tauchdienstes Stefan Schmitt sowie durch die Lehrtauchanwärter Kai Ahlbach und Andreas Steinmann erfolgreich waren. Aufmerksam stehen die vier denn auch am Beckenrand und beobachten, wie die Prüflinge nacheinander ins Becken gleiten, um die erste Aufgabe zu lösen: Das Tauchgerät muss in knapp vier Metern Tiefe abgelegt werden, dann sollen die Männer auftauchen, verschnaufen und das Gerät am Beckengrund wieder anlegen. Das "Gerät" sind Tauchflasche, Rettungskragen, Bleigurt und Vollgesichtsmaske. Mehr als 40 Kilo wiegt die Ausrüstung.

"Kein Problem", sagt Timo Schmitz von der Freiwilligen Feuerwehr Eschhofen, als er aus dem Becken steigt. "Das haben wir geübt." Zudem sind die äußeren Bedingungen – Lufttemperatur neun Grad, Wasser etwas über 20 Grad – günstig, meint der Mann im ärmellosen Neoprenanzug. In der Lahn später werde es kühler sein, stellt er fest und bereitet sich auf die nächste Übung vor. Hierbei wird ihn sein Kollege Andreas Graf als "Signalmann" an einer Leine über den Beckengrund dirigieren. Das rote Seil sei das Kommunikationsmittel, erklärt Stefan Schmitt. Der Signalmann am Rand habe unter Umständen eine bessere Sicht als der Taucher unter Wasser.

Etwa zehn Einsätze haben die Feuerwehrtaucher im Jahr. "Zu unserem Einzugsgebiet gehört nicht nur die Lahn, sondern auch mehrere Kläranlagen sowie Bagger- und Badeseen", sagt Jürgen Hertzel. Nicht immer geht es um Menschen oder Tiere. Bisweilen müssen Autos oder andere Gegenstände an Land gezogen werden. Manchmal kann nicht mehr gerettet, sondern nur noch geborgen werden. In jedem Fall aber gilt: "Wir brauchen die Männer", betont Jürgen Hertzel und ist stolz darauf, dass alle Feuerwehrmänner die Tauchprüfung bestanden haben.

Ihre Prüfung zum Feuerwehrtaucher und Signalmann abgelegt haben: Robin Fischer (Freiwillige Feuerwehr Staffel), Andreas Graf (Dietkirchen), Marc Melzer (Dehrn), Björn Neuser (Staffel), Timo Schmitz (Eschhofen), Julian Trillken und Winfried Vogel (beide Limburg). Zum Feuerwehr-Lehrtaucher haben sich Kai Ahlbach von der Feuerwehr Staffel und Andreas Steinmann (Feuerwehr Ahlbach) qualifiziert.

Artikel vom 14. Mai 2012, 19.11 Uhr (letzte Änderung 15. Mai 2012, 04.11 Uhr)

Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.

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