Die Welt onlineLübeck. Das Technikunternehmen Dräger stattet die Kameraden mit speziellen Kameras aus, die den Löscheinsatz sicherer machen. Die Geräte finden Brandherde und Menschen ...


Wenn es um Leben und Tod geht, können Kleinigkeiten entscheiden. Bei Feuerwehren sind es oft kleinste Verbesserungen der technischen Ausrüstung, die Großes bewirken. So stattet das Technikunternehmen Dräger Feuerwehrmänner mit Wärmebildkameras aus: Wärme wird hell und Kälte dunkel auf dem kleinen Monitor dargestellt.

Mit diesem technischen Kleingerät lassen sich Menschen selbst noch in Räumen mit tiefschwarzem Rauch erkennen und auffinden. Auch Brandherde werden rasch ausfindig gemacht.

Genau dabei gelang jetzt ein Fortschritt: Ein Feuerwehrmann sucht in einem brennenden Raum mit der Wärmebildkamera nach Glutnestern und Brandherden, er spürt eine besonders heiße Stelle an einer Zimmerdecke auf, und sein Kollege ist mit dem Einrisshaken zur Stelle. Damit der aber weiß, wo er die Decke aufreißen muss, zeigt die Kamera mit einem Laserpointer exakt an den Punkt.

Diese Verbesserung kam direkt aus der Praxis: Bei Einsätzen vor Ort war klar geworden, dass das Zeigen oder Zurufen nicht optimal ist, ein Laserpunkt hilft wesentlich effektiver, um die Aktion zu steuern. Und genau darum geht es, wenn Sicherheitsfirmen Produkte weiterentwickeln: Firmen wie Dräger benötigen Erfahrung aus Einsätzen, und sie brauchen Menschen, die bei diesen Katastrophen vor Ort sind. Rüdiger Weich ist einer von ihnen: Bis zu 150 Tage im Jahr, so schätzt er, ist der 30-jährige Maschinenbauingenieur für seine freiwillige Feuerwehr in Lübeck-Mitte tätig.

Im Hauptberuf ist er Produktmanager bei Dräger. "Unsere Informationen finden wir im Bergbau, auf Ölplattformen oder bei Brandeinsätzen, eben überall dort, wo unsere Produkte in Extremsituationen eingesetzt werden", sagt Weich. Es ist sein Job, diese "versteckten Bedürfnisse" aufzuspüren und bei Feuerwehreinsätzen Verbesserungsvorschläge einzuholen.

Im Zentrum der Arbeit für Feuerwehren stehen bei Dräger – die Firma war 2009 Gesamtsieger des MX Awards – derzeit Wärmebildkameras. Sie werden in der Ausrüstung immer selbstverständlicher.

Die stark zunehmende Verbreitung der Geräte hat sie auch günstiger gemacht: Statt im fünfstelligen Euro-Bereich sind die Kameras heute ab 6000 Euro zu haben. Selbst in Autos etwa von BMW oder Mercedes wird die Technik schon eingebaut.

Dennoch gehören sie noch nicht zur "Normbeladung" der Feuerwehr-Fahrzeuge. Der Grund dafür: Geld spielt auch in der Lebensrettung eine große Rolle. Und weil das leider so ist und diese Kameras nicht bei jeder Feuerwehr vorhanden sind, haben zum Beispiel Gebäudeversicherungen diese Geräte schon "spendiert": Für die Versicherungen fällt ein Versicherungsschaden am Ende niedriger aus, wenn die Brandbekämpfung früher beginnen und gezielter erfolgen kann.

Und genau dabei helfen die Kameras wie kaum ein anderes Gerät. Nicht auszudenken, dass Feuerwehrmänner früher bei Bränden dunkelste Räume auf allen Vieren entlang krabbeln mussten, um nach Personen zu suchen.

Doch die Entwicklung geht weiter: Derzeit arbeiten die Ingenieure bei Dräger daran, dass Wärmebildkameras Bilder drahtlos an Computer übermitteln. Dann wüssten Mitarbeiter in einer Leitstelle, was der Feuerwehrmann vor Ort vorgefunden hat. Für den Einsatz wie auch die Dokumentation wäre das von großer Hilfe.

In dem Geschäft mit Wärmebildkameras tummeln sich rund zehn Hersteller, neben Dräger ist Mine Safety Appliances aus den USA ein großer Anbieter. Der Markt wird auf rund eine halbe Mrd. Euro Umsatz geschätzt. Als Weiterentwicklung wird nun an Ortungssystemen für Feuerwehrkräfte geforscht.

Die Arbeit der Feuerwehrleute wird durch die Technik wohl effektiver, im buchstäblichen Sinne leichter wird sie aber nicht: Rund 25 Kilogramm an Ausrüstung schleppt ein Feuerwehrmann beim Einsatz mit sich herum, die Wärmebildkamera kommt mit ein bis zwei Kilogramm noch hinzu.

Quelle: WELT ONLINE - Birger Nicolai

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