Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei. Limburg-Weilburg. Die Aufgabe klang dramatisch: Bei Reinigungsarbeiten auf dem Dach der Firma Schaefer-Kalk in Steeden ist im Bereich der Ofenanlage eine Ringleitung beschädigt worden ...
In Schutzanzügen mussten die Einsatzkräfte während der Übung die vielen Stufen der Ofenanlage überwinden, um zu den Lecks zu gelangen.
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In Schutzanzügen mussten die Einsatzkräfte während der Übung die vielen Stufen der Ofenanlage überwinden, um zu den Lecks zu gelangen.


Wenn die Spezialkräfte für Gefahrguteinsätze des Landkreises Limburg-Weilburg angefordert werden, herrscht höchste Alarmstufe. Aber diesmal war es glücklicherweise nur eine Übung. . . Aber was Arne Kasselmann aus Runkel für seine Kameraden vorbereitet hatte, brachte so manchen Feuerwehrmann ins Schwitzen. Denn nach dem Abschalten der Anlage nahmen die Fachleute eine (von mehreren Nebelmaschinen erzeugte) starke Rauchentwicklung aus dem Kellerraum eines der beiden Öfen wahr.

Durch den aufkommenden Wind drohte eine Ausbreitung der Wolke in Richtung Hofen und Eschenau. Aufgrund einer werksinternen Meldekette wurde gleichzeitig mit dem Abschalten der Notruf über die 112 abgesetzt. Die Disponenten der Rettungsleitstelle in Limburg alarmierten aufgrund des für diesen Fall vorgesehenen Alarmplanes die Feuerwehren aus Dehrn und Runkel.

In kurzer Zeit trafen die ersten Einheiten am Übungsort ein. Nach einer ersten Erkundung war klar, dass sich keine Personen mehr im Gefahrenbereich befanden, und so konnte unter Einsatz von zwei Wasserwerfern amit begonnen werden, die freigewordenen Dämpfe niederzuschlagen.

Die Einsatzkräfte stellten einen Dreifachbrandschutz und eine unabhängigen Löschwasserversorgung aus der Lahn her, sahen sich aber danach weiteren Herausforderungen gegenüber. Arne Kasselmann erzeugte durch das Anbringen entsprechender Gefahrensymbole aus dem harmlosen zur Kühlung genutzten Wasser der Ringleitung einen Gefahrstoff mit Namen Acetaldehyd. Den Gefahrstoff gibt es in Wirklichkeit im Kalkwerk nicht, aber zum Üben sollte er alle Teilnehmer weiter in Atem halten. . .

Höchstleistungen

Der Einsatzleiter forderte die Spezialkräfte für Gefahrguteinsätze, den GABC-Zug, an. Die Kürzel stehen für Gefahrstoff, atomar, biologisch und chemisch. Die Mitglieder kamen auf dem Sammelplatz in Höhe Ahlbachs zusammen; als weiteren Einheiten stießen die Erkundungsgruppe aus Weilburg, die Gefahrstoffgruppe aus Limburg und die Dekon-Gruppe aus Beselich-Runkel am Kalkwerk hinzu.

Atemschutzgeräteträger unter Chemikalienschutzanzügen machten sich direkt nach der Errichtung des Dekontaminationsplatzes auf den Weg, den Ursprung der Rauchentwicklung im Keller des Ofens 6 zu ermitteln. Ein Leck, verursacht durch einen abgerissenen Absperrschieber, wurde mit geeigneten Mitteln abgedichtet.

Gemessen wurden auch die Belastungen am Einsatzort sowie in den umliegenden Ortschaften. Diese Messfahrten sind bei solchen Einsätzen wichtig, um in möglichst kurzer Zeit eine Gefährdung der Bevölkerung auszuschließen oder die Bürger frühzeitig zu warnen.

Im Verlauf der Übung versagte dann noch das Wasserrückhaltesystem, so dass das aufgefangene "vergiftete" Wasser in einen nahe gelegenen Teich gepumpt werden musste. Weitere Kräfte wurden zur Sicherheit und gegebenenfalls Brandbekämpfung an die Lahn und den Teich beordert. Zur gleichen Zeit machten sich weitere Atemschutzgeräteträger auf das Dach des dritten Obergeschosses der Ofenanlage, um das Leck in der Ringleitung abzudichten.

Hierbei brachten die weiten Fußwege, die Besonderheiten der Industrieanlage und die Sonne alle 14 eingesetzten Atemschutzgeräteträger unter ihren Spezialanzügen an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit.

Bei der Abschlussbesprechung in der Kantine des Kalkwerkes galt der Dank in erster Linie allen 42 Teilnehmern und den Vertretern der Firma Schaefer-Kalk, die trotz laufenden Betriebs eine realistische Übung ermöglichten. Die Einheitsführer analysierten kritisch den Ablauf und lobten die gute Zusammenarbeit. Kritik gab es vor allem an der schlechten Funkverbindung.

Beobachter wie der Stadtbrandinspektor von Runkel, Andreas Schuld, und der Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbandes, Thomas Schmidt, zeigten sich beeindruckt von der Leistung der Beteiligten, gerade aufgrund der enormen Temperaturen. (nnp)

Artikel vom 28. August 2012, 18.40 Uhr (letzte Änderung 29. August 2012, 04.05 Uhr)

Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.

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