Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei. Limburg-Weilburg. Erfahrungen sammeln für den Ernstfall: Die Tierseuchenübung in Seelbach soll helfen, das bereits bestehende Bekämpfungskonzept weiter zu verbessern, um für den Seucheneinsatz noch besser gewappnet zu sein ...
Üben am Plastikschwein: Etliche Szenarien hinsichtlich des Tötens und der anschließenden Entsorgung galt es in die Praxis umzusetzen. Foto: Quirein
Bild:
Üben am Plastikschwein: Etliche Szenarien hinsichtlich des Tötens und der anschließenden Entsorgung galt es in die Praxis umzusetzen. Foto: Quirein


Einsatzkräfte üben den Ernstfall auf einem Bauernhof in Seelbach

Einsatzfahrzeuge von Feuerwehr, Polizei, Technischen Hilfswerk (THW) und dem Roten Kreuz sind von weitem zu sehen. Schon Kilometer vor dem Hof in Seelbach steht ein Polizeiauto und weist Unbefugte zurück. Zutritt haben nur Einsatzkräfte, zuständige Tierärzte und Mitarbeiter vom Veterinäramt. Organisation, Ablauf, Aufbau und Ausstattung sind authentisch, der Fall zum Glück nur eine Übung, um für den Ernstfall gewappnet zu sein. Deshalb sind alle Einsatzkräfte und alle Personen – egal in welcher Funktion – mit Einsatzkleidung, Atemschutz oder in Schutzanzügen ausgestattet.

Simuliert wird ein Fall, bei dem ein Hof Tiere von einem mit Maul-und Klauenseuche betroffenen Betrieb gekauft hat. "Als sogenannter Kontakthof müssten in diesem Fall alle Tiere des Hofes getötet werden", sagt Dr. Kerstin Herfen vom Fachdienst Veterinärwesen und Verbraucherschutz im Landkreis. Sie leitete die Übung, die am Samstagvormittag auf dem Hof der Familie Eberhard Schneider in Seelbach stattfindet.

Der Hofbesitzer ist sich bewusst, dass eine solche Situation passieren könnte. Schneider findet es beruhigend zu wissen, dass im Fall der Fälle die Einsatzkräfte darauf geschult sind. Die Übung hilft diesen, das Wissen zu erweitern und die Abläufe zu optimieren. Unter den vielen Einsatzkräften ist auch Hedi Sehr von der Notfallseelsorge. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Alois Heun würden sie in einem solchen Fall vor allem Ansprechpartner für die Hofbesitzer, aber auch für die Einsatzkräfte sein. "Eine Extremsituation", beschreibt sie das Szenario für die Hofbesitzer, würde dies real werden. Schließlich sehen die Besitzer in solchen Fällen ihre ganze Existenz bedroht.

Klare Vorschriften

Klare gesetzliche Vorschriften zur Vorgehensweise im Seuchenfall liegen durch die EU und auch durch nationale Gesetze vor. Auch das regelmäßige Training ist darin geregelt. Von 19. bis 22. September fanden deshalb hessenweite Tierseuchenübungen statt. Treffen könnte eine Seuche theoretisch jeden Betrieb: "Tierseuchen stellen seit je her eine Bedrohung dar", heißt es in der Mitteilung des Landkreises, die darauf hinweist, das auch heutzutage Tierseuchen immer wieder gegenwärtig sind.

Unter den "großen Vier" der Seuchen seien neben der Maul- und Klauenseuche auch die klassische und die afrikanische Schweinepest und die hoch pathogene Vogelgrippe. "Relativ hoch", antwortet Dr. Kerstin Herfen auf die Frage nach der Wahrscheinlichkeit, dass auch auf einem Hof in Hessen eine Seuche ausbrechen könnte.

"Die Maul- und Klauenseuche ist hoch ansteckend", sagt Dr. Kerstin Herfen. Die Gefahr einer Verschleppung im Ernstfall sei sehr hoch. Deshalb wurden etliche Szenarien hinsichtlich des Tötens und Entsorgens des Tierbestandes geprobt, gemeinsam mit dem Katastrophenschutz die Organisation und Logistik unter Einhaltung aller seuchenhygienischen Aspekte.

Nachdem die Tiere, in diesem Fall ein lebensgroßes Schwein aus Plastik, mittels Stromzange getötet wurde, rollte das Fahrzeug der Tierkörperbeseitigungsanstalt an. Dort hinein werden die Kadaver transportiert. Anschließend werden die Tiere "entsorgt", das heißt verbrannt, damit von ihnen keine Ansteckungsgefahr mehr ausgeht.

Doch das Fahrzeug konnte nicht einfach den Hof verlassen, es musste zuvor desinfiziert werden. "Hier liegt der Knackpunkt", weiß der Hofbesitzer. Denn sogar im Profil der Reifen könnten sich Erreger befinden, die die Seuche zu einem "Flächenbrand" werden lassen können.

Auch für die Desinfektion der Einsatzkräfte gibt es eine Schleuse, eine sogenannte Personendekontamination: Ein Zelt, in dem sich die Personen, die auf dem versuchten Hof im Einsatz waren, von ihrer Kleidung befreien und dort duschen können. qui

Artikel vom 23. September 2012, 20.11 Uhr (letzte Änderung 24. September 2012, 10.26 Uhr)

Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.

Zurück