Hünfelden-Kirberg. Das gibt es nur einmal im Jahr und zwar zu Silvester: Die Fahrzeughalle der Feuerwehr ist ausgeräumt, Bänke und Tische sind aufgestellt, das «halbe Dorf» ist am frühen Nachmittag auf den Beinen und zwar hinauf zum Heringer Fahrweg, zum Domizil der Floriansjünger ... Hinweis: Verwendung der Artikel der Nasauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.
... Gruppen à sechs bis zehn Köpfe sind rasch gefunden und schon fetzen die ersten Würfel nur so über die Tischplatten. Das beliebte Brezelwürfeln hatte wieder Jung und Alt voll im Griff.
Große Werbung ist für die Traditionsveranstaltung der Feuerwehr nicht nötig, wurde sie doch zum 25. Mal durchgeführt, und jedes Jahr wird die Zahl derer größer, die sich eine der leckeren, frisch gebackenen Brezel sichern wollen. 180 kleine Brezel (750 Gramm) und 70 große (1500 Gramm) lagerten auf den Regalen. Mit so einem Dreipfünder hat eine kleine Familie schon «ihre Arbeit». «Aber an Neujahr kommen ja die Kinder zum Kaffee und da ist der ,Apparat’ schnell weggeputzt», sagte Paul Hofmann. Bei Christa Foth kommt das köstliche Backwerk in eine Folie: «Dann habe ich bis zum halben Januar Spaß daran.»
Das Brezelwürfeln hat in Kirberg eine mehr als 100-jährige Tradition. Damals bekamen die Kinder von ihren Paten am Silvestertag eine kunstvoll geflochtene Brezel geschenkt. Später wurden in den Backstuben der damals fünf Bäckereien des Ortes am letzten Tag des Jahres die frisch aus dem Ofen kommenden Brezel ausgewürfelt. Die Tradition geriet kurz in Vergessenheit, wurde dann in den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts von den Feuerwehrkameraden wieder zum Leben erweckt.
Jeder der zehn Teilnehmer eines Tisches löst an der Kasse einen Bon, je nach dem, ob er eine kleine oder große Brezel gewinnen will. Dann werden die drei Würfel reihum im Uhrzeigersinn geworfen. Jeder Mitspieler würfelt so lange, bis mindestens zwei der Würfel die gleiche Augenzahl aufweisen. Die Augen aller Würfel werden addiert, und wer am Schluss der Runde die höchste Punktzahl hat, erhält einen Brezelgutschein. Nun kann er sich am Tresen bei den netten Mädchen von der Jugendfeuerwehr seine Brezel abholen. Er kann aber auch weiter würfeln um die zweite und dritte Brezel. Und so sah man viele Zeitgenossen, die gleich mehrere Brezeln nach Hause trugen.
Mit viel Würfelglück war auch Ortsvorsteher Karl-Heinz Wusch gesegnet, der sich im Gastraum zuvor noch mit einem Würstchen gestärkt hatte, bevor er seine sechs Pfund nach Hause schaffte. Auch Pfarrer Uwe Buschmann, Hansi Dyck und Martin Pomp vom DRK versuchten ihr Glück im Spiel. Und das macht hungrig: Im Aufenthaltsraum gab es heiße Würstchen und Schmalzbrote mit sauren Gurken. Für die Leckermäuler war der «Mohnstriezel» und der Christstollen angeschnitten. Der Geräteraum war zum «schönsten Platz» der Herren umfunktioniert worden: Hier wurde Bier getrunken.
Wie Wehrführer Arndt Preußer anmerkte, ist das Brezelwürfeln neben dem Burgfest, das alle zwei Jahre gefeiert wird, die einzige Möglichkeit, etwas Geld in die Kasse zu bekommen. Deshalb sei die Feuerwehr allen dankbar, die diese Veranstaltung Jahr für Jahr treu unterstützen. Wer weiß, dass die Feuerwehr im Frühjahr 2009 mit dem dringend notwendigen An- und Umbau des Gerätehauses beginnen wird, braucht auch nicht zu fragen, wo der Erlös der Veranstaltung hingeht. Doch der Überschuss, der beim Abholen der ausgedienten Weihnachtsbäume am Samstag, 17. Januar, 9 Uhr, erzielt wird, soll, wie es seit langem Brauch ist, bei der Jugendfeuerwehr verbleiben.
Übrigens: Auch bei der Freiwilligen Feuerwehr Dauborn wird um Brezeln gewürfelt und zwar am morgigen Samstag, 14 Uhr, im Gerätehaus, ebenso bei den «Blauröcken» in Ohren, am Sonntag, 14 Uhr, in der Mehrzweckhalle. wu