Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei. Runkel. Braucht eine Kommune mit neun Stadtteilen dauerhaft neun Feuerwehrhäuser, oder kann durch eine überlegte Konzentration auf weniger Standorte langfristig Geld eingespart werden, ohne Qualität zu zerstören? Zum Thema Zusammenlegung von Ortsteilfeuerwehren sprachen wir mit der Runkeler Wehrführung ...

Vorsitzender Jürgen Broghammer mit Stadtbrandinspektor Andreas Schuld und Wehrführerkandidat André Pleyer (von links) in der neuen Runkeler Einsatzzentrale. Für sie hat sich die Zusammenlegung der Wehren Runkel und Schadeck gelohnt. Doch laut Schuld geht so etwas nicht überall, und schon gar nicht gegen den Willen der Kameraden. Foto: Klöppel
Bild:
 
Vorsitzender Jürgen Broghammer mit Stadtbrandinspektor Andreas Schuld und Wehrführerkandidat André Pleyer (von links) in der neuen Runkeler Einsatzzentrale. Für sie hat sich die Zusammenlegung der Wehren Runkel und Schadeck gelohnt. Doch laut Schuld geht so etwas nicht überall, und schon gar nicht gegen den Willen der Kameraden. Foto: Klöppel
 
Zusammenlegungen in der Diskussion – Tabu-Thema trotz knapper Kassen

Vorsitzender Jürgen Broghammer mit Stadtbrandinspektor Andreas Schuld und Wehrführerkandidat André Pleyer (von links) in der neuen Runkeler Einsatzzentrale. Für sie hat sich die Zusammenlegung der Wehren Runkel und Schadeck gelohnt. Doch laut Schuld geht so etwas nicht überall, und schon gar nicht gegen den Willen der Kameraden. Foto: KlöppelDas Thema Zusammenlegungen kommt in der Region bei immer knapper werdenden Kassen der Kommunen die letzten Monate immer stärker auf. Doch viele Kommunalpolitiker trauen sich nicht, es offen anzudiskutieren. Denn die Reaktionen der betroffenen Aktiven der Einsatzabteilungen sind oft spontan sehr emotional, negativ und heftig. Es wird mit Austritten gedroht, gewarnt, das Vereinsleben würde zerschlagen.

Dass Brandschutz von den Kommunen gewährleistet werden muss, ist unbestreitbar. Dass ehrenamtlich für die Allgemeinheit vorbildlich Tätige eine ordentliche Ausrüstung für effektiven Einsatz und ihre eigene Sicherheit benötigen, ist genauso unzweifelhaft. Aber, und auch das steht fest, in vielen kleinen Dörfern wird tagsüber die nötige Einsatzstärke längst nicht mehr erreicht. Die Feuerwehren von Runkel und Schadeck sind aus freien Stücken den Schritt gegangen und haben ihre Einsatzabteilungen zusammengelegt. Offiziell war das erst zum 1. Januar diesen Jahres. Alarmiert wurden die beiden aber bereits seit einem Jahr gemeinsam.

Laut Stadtbrandinspektor Andreas Schuld waren Runkel und Schadeck hessenweit die ersten Wehren, die freiwillig diesen Schritt gegangen seien. Nach Meinung des Runkeler Wehrführers Jürgen Broghammer hat sich durch den Zusammenschluss die Situation für beide Ortsteilwehren verbessert. Es habe ein neues, großes Feuerwehrhaus an zentraler Stelle gegeben, nachdem die Wehr Runkel zuvor 34 Jahre lang in einer früheren Scheune der Runkeler Burg sehr beengt untergebracht war. Außerdem gebe es am neuen Feuerwehrhaus für die Gesamtstadt eine gemeinsame Werkstatt sowie Reinigungsmöglichkeiten für Ausrüstung und Gerätschaften. Da seien dann auch viele spannende Dinge zu tun, mit denen die Jugend wieder mehr für die Feuerwehrarbeit begeistert werden könne, weiß Broghammer. Auch das Übungsgelände mit Turm sowie die Schulungsräume könnten von allen Stadtteilwehren genutzt werden, berichtet der Runkeler Wehrführer.

 Schuld ergänzt, dass vom neuen Standort einige Einsatzorte wie Arfurt, Hofen oder Eschenau schneller erreicht werden könnten. Steeden, Ennerich und Dehrn seien von hier ebenfalls in der nötigen Hilfsfrist von zehn Minuten abzudecken. Das einzige Sorgenkind sei noch Wirbelau. Schuld erklärt, dass die meisten Feuerwehrleute tagsüber nicht verfügbar seien, weil sie auswärts arbeiten müssten. Neben Dehrn funktioniert es in Runkel/Schadeck noch, wo es 64 Aktive gibt, die je zur Hälfte aus beiden Orten kommen. Im Schnitt kämen hier zu den Einsätzen am Tage 15 Leute, sagt Broghammer.

Die Zahl der Einsätze sei hoch. Alleine im letzten Jahr seien es 48 gewesen, merkt der Wehrführer an. Froh ist Schuld, dass in Runkel im Gegensatz zu anderen Kommunen die Zahl der Aktiven insgesamt noch nicht rückläufig sei. 250 seien es derzeit. Der Stadtbrandinspektor weiß aber, dass weiterhin großen Wert auf die Nachwuchsgewinnung gelegt werden muss. Denn die meisten Aktiven stammten aus den eigenen Jugendwehren. Dort seien die Mitgliederzahlen aber rückläufig. Broghammer führt als Problem an, dass man erst mit zehn Jahren in die Jugendwehr eintreten dürfe. Dann seien gerade in Runkel schon viele Kinder in den Blasorchestern engagiert oder beim Fußball. Zwar wurde mittlerweile bei Feuerwehren die Möglichkeit geschaffen, Bambini-Feuerwehren zu gründen. Doch bislang tue sich in diese Richtung noch nichts in Runkel, berichtet Schuld. Das Problem sei, wie Broghammer ergänzt, dass die Ehrenamtler alle schon eine Menge zu tun hätten und gerade die Betreuung jüngerer Kinder sehr arbeitsintensiv sei.

Um die Belastung in Grenzen zu halten, wird die Arbeit der Wehren Runkel und Schadeck künftig auf mehrere Köpfe verteilt. Hier werden auch keine Vereinsstrukturen zerschlagen, denn die Feuerwehrvereine beider Orte blieben erhalten und werden weiter von Jürgen Broghammer (Runkel) und Michael Scholz (Schadeck) geführt.

Neue Wehrführung

Offiziell gewählt wird die neue Führung der Einsatzabteilung Runkel/Schadeck am Samstag, 26. Januar, 20 Uhr, in einer Sitzung im Clubraum der Runkeler Stadthalle. Hierfür schlägt die Führung beider Einsatzabteilungen den 33-jährigen André Pleyer als neuen Wehrführer vor. Dieser war bisher in Runkel stellvertretender Wehrführer. Stellvertreter sollen Frank Meffert, bislang Stellvertreter in Schadeck, sowie Arne Kasselmann werden.

Zu Zeiten seiner Vorgänger sei zwischen den Wehren Runkel und Schadeck nicht immer alles friedlich verlaufen, sagt der seit genau 25 Jahren als Wehrführer agierende Broghammer ehrlich. Seit 20 Jahren sei es aber zwischen beiden Orten schon ein hervorragendes Miteinander. Einige wenige hätten anfangs die von den Wehren selbst angeregte und bereits vor zehn Jahren erstmalig diskutierte Zusammenlegung der Einsatzabteilung kritisiert, aber die seien mittlerweile wieder verstummt. "Ausgetreten ist bei uns deshalb niemand", betont Broghammer. Andreas Schuld sagt aber auch, dass eine Zusammenlegung von den betroffenen Wehren selbst getragen werden müsse und nicht immer Sinn mache. Ein gesamtes Gemeindegebiet von einer Zentrale abzudecken, sei nur in Kommunen wie Elbtal möglich, wo die Ortsteile sehr nahe beieinander liegen. Denn man müsse ja bedenken, dass die Einsatzkräfte im Notfall dann erst einmal von ihrem Wohnort zur Zentrale fahren, die Autos holen und dann wieder zurückfahren müssten. Das koste erhebliche Zeit.

In Runkel seien keine weiteren Zusammenlegungen geplant, solange in allen Ortsteilen noch Feuerwehraktive vorhanden sind, stellt Schuld klar. Auch eine andiskutierte Zusammenlegung Steedens mit Dehrn sei aktuell kein Thema. Denn das alte Steedener Feuerwehrhaus könne mit einem überschaubaren Mitteleinsatz wieder auf Vordermann gebracht werden, sagt der Stadtbrandinspektor. (rok)

Artikel vom 18. Januar 2013, 20.00 Uhr (letzte Änderung 19. Januar 2013, 04.07 Uhr)

Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.

Zurück