

Bild: Vor dem Steinbacher Feuerwehrhaus präsentieren der Vorsitzende Hans-Josef May, Wehrführer Thomas Schlosser und Jugendfeuerwehrwart Tobias Heep (von links) das Festprogramm zum 100-jährigen Jubiläum der Wehr. Foto/Repro: Koenig
Freiwillige Feuerwehr Steinbach feiert 100. Geburtstag
Die Feuerwehr Steinbach hilft nicht nur, wenn „Not am Mann“ ist - sie ist auch aus dem Vereinsleben nicht mehr wegzudenken. Seit nun 100 Jahren ist die Feuerwehr für die Gemeinde aktiv. Egal wer ruft, ob die Kirche zu Fronleichnam oder Kindergarten und Schule beim Martinszug: Die Feuerwehr ist da. „Wir sind im Dorfleben voll integriert“, betont der Vorsitzende Hans-Josef May. Zusammen mit seinen Vorstandskollegen Wehrführer Thomas Schlosser, Jugendfeuerwehrwart Tobias Heep und Kassierer Friedhelm Gräf stellte er die Jubiläumspläne vor.
Vor 100 Jahren, am 1. November 1913, lag in der damaligen Gastwirtschaft Josef Müller eine Liste für eine freiwillige Feuerwehr aus. Insgesamt 29 Männer trugen sich ein. Nur drei Wochen später wurde die neue Feuerwehr gegründet. Natürlich habe es auch schon vorher gebrannt, räumen die Feuerwehrleute ein. Für den Fall hatte jedes Dorf eine Art Brandbeauftragten. Dieser sorgte dafür, dass die Einwohner genug Eimer im Haus hatten, um im Ernstfall eine Eimerkette bilden zu können. Mit Eimern löscht die Steinbacher Wehr heute eher selten. Inzwischen zählt sie auch 280 Mitglieder: 22 davon sind in der Einsatzabteilung aktiv, 17 in der Jugendfeuerwehr und 18 in der Alters- und Ehrenabteilung.
Zu Einsätzen sind die Retter unter anderem mit dem mehr als 20 000 Euro teuren Mannschaftswagen unterwegs. 4500 Euro kamen von der Stadt Hadamar, die restlichen 17 000 Euro habe der Verein bereitgestellt, sagt May. Für die Nachrüstungen und Umbauten bei Funk, Blaulicht und Stromaggregat hatten die Mitglieder selbst gesorgt. Auch die Renovierung des Feuerwehrhauses mit Einbau einer neuen Heizung sowie Einrichtung einer Küche und eines Schulungsraumes führten sie selbst durch.
Mit demselben Eifer sind die Feuerwehrleute auch außerhalb der Feuerwache für die Gemeinschaft aktiv. „Unsere Aufgabe endet nicht mit dem Löschen des Brandes“, betont Jugendfeuerwehrwart Tobias Heep. Auch bei den Aufräumarbeiten sind die Mitglieder regelmäßig mit dabei. Das könne Tage in Anspruch nehmen, ergänzt Kassierer Friedhelm Gräf. Aber die Aufgabe sei erst erledigt, wenn es wieder eine „saubere Struktur“ gebe, auf der man wieder aufbauen könne. Diese Mehrbelastung ist für die Steinbacher Floriansjünger aber eine Selbstverständlichkeit, denn schließlich gehört man zum Dorf.
Grenzsituation
Richtig stressig wurde es mit einer Serie von Brandstiftungen zwischen 2003 und 2008. Insgesamt 14 Einsätze hatte es gegeben. Unter anderem „60 Stück Großvieh“ sind damals verbrannt. Das ging nahe, weil zum Teil auch die eigenen Familien betroffen waren. Beim Verladen der Kadaver am nächsten Tag beteiligte sich auch die Wehr. Für eine freiwillige Feuerwehr sei das eine „psychische Grenzsituation“. Denn eine solche Erfahrung reiße den Betroffenen aus dem gewohnten Alltag. Fast routinemäßig wird inzwischen bei größeren Einsätzen auch die Notfallseelsorge alarmiert. Aber auch im Kreis der Kollegen setze man sich dann noch mal zusammen und bespricht gemeinsam das Geschehene.
Nicht jeder Einsatz ist dramatisch. Es kam auch schon vor, dass die Einsatzkräfte eine Frau aus der Badewanne retten mussten. Sie hatte eine leichte Lähmung und kam nicht mehr heraus. Eine „Spezialität“ der Steinbacher Wehr ist außerdem die „Absturzsicherung“. Wenn Feuerwehrleute in Hadamar auf Dächer müssen, um zum Beispiel Schnee zu räumen, sorgen die Steinbacher Spezialisten dafür, dass sie nicht abstürzen können. Wenn jemand allerdings oben festsitzt, muss für die „Höhenrettung“ die Berufsfeuerwehr aus Wiesbaden gerufen werden. Diese Hilfe brauchen die Steinbacher Feuerwehrleute für ihr Jubiläum hoffentlich nicht.
Aber sie haben einiges vorbereitet: Es wird wieder eine Jubiläumschronik über die Geschichte der Wehr geben. Als besonderer Clou sind im Heft auch Abdrucke alter Jubiläumsfestschriften integriert. Die enthalten zum Teil noch Werbung von Unternehmen aus dem Dorf, die es heute nicht mehr gibt. Das sei gerade für jüngere Generationen ein interessanter Einblick in die Dorfgeschichte. Geplant ist unter anderem auch ein kleiner Festzug durch das Dorf. Am Ehrenmal ist eine Totenehrung mit Kranzniederlegung geplant. Bei einem anschließenden Familiennachmittag gibt es dann Gelegenheit, sich ausführlich über die verschiedenen Einsätze und Geräte der Feuerwehr zu informieren. Vielleicht findet sich dann auch noch der eine oder der andere, der gerne in die Jugendfeuerwehr eintreten oder Vereinsmitglied werden möchte.
Straße frei
Sorgen um die zukünftige Personaldecke machen sich die Vorstandsmitglieder offenbar nicht. Die Mitgliederzahl der Jugendfeuerwehr ist konstant, betont Tobias Heep. Bei der Einsatzabteilung gebe es immer wieder natürliche Schwankungen, wenn Menschen wegen des Berufs oder des Studiums wegziehen. Anders als früher ist bei diesem Jubiläum aber, dass die Organisatoren nicht mehr die Hauptstraße vor dem Feuerwehrhaus sperren. Das ergab dann quasi dann immer eine kleine Fußgängerzone mitten im Dorf. Genügend Platz für das gemeinsame Feiern ist aber trotzdem vorhanden.
(Johannes König)

Bild: Ein Schatz aus dem Archiv der Steinbacher Feuerwehr: Ein Gruppenbild mit „Festdamen“ und Einsatzabteilung erinnert an das 50-jährige Bestehen der Wehr im Jahr 1963. Foto/Repro: Koenig
Mit Zapfenstreich
Die Freiwillige Feuerwehr Steinbach feiert ihr Jubiläum am Wochenende mit großem Programm:
Samstag, 8. Juni: Um 20 Uhr beginnt der Festkommers mit Großem Zapfenstreich unter Mitwirkung des Blasorchesters der Freiwilligen Feuerwehr Ellar. Im Anschluss ist eine „After Show Party“ mit Tanzmusik in der Mehrzweckhalle.
Sonntag, 9. Juni: Um 9.15 Uhr beginnt der Festgottesdienst unter Mitwirkung der Musikkameraden Oberzeuzheim, um 10.15 Uhr startet der Festzug von der Kirche zur Mehrzweckhalle mit Totenehrung und Kranzniederlegung am Ehrenmal unter Mitwirkung der Musikkameraden. Um 11.30 Uhr beginnt der Frühschoppen mit Mittagessen. Um 13 Uhr zeigt die Feuer wehr, was sie kann - mit Feuerwehrübungen, Vorführungen mit Rettungseinsatz, Absturzsicherung sowie eine Einsatzübung. Verschiedene Feuerwehrfahrzeuge und -geräte werden ebenfalls präsentiert. Kaffee und Kuchen gibt es beim Familiennachmittag auch.
Artikel vom 05.06.2013, 03:00 Uhr (letzte Änderung 05.06.2013, 03:28 Uhr)
Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.