

Bild: Es brennt, und die Feuerwehr ist gleich zur Stelle - wie hier bei einem Feuer im vergangenen Jahr in der Limburger Straße in Bad Camberg. Das Ganze muss organisiert sein, und hier spielt es auch eine Rolle, inwiefern die freiwilligen Helfer tagsüber in der Nähe greifbar sind. Fotos: Hackert
Die Zusammenarbeit benachbarter Kommunen ist mehr denn je gefordert
Wenn es brennt, ist die Feuerwehr gleich zur Stelle - für viele eine Selbstverständlichkeit, was auch daran liegt, dass es in der Region Freiwillige gibt, die sich hier mit einem hohen Maß an Einsatz einbringen. Doch gerade weil die Arbeit freiwillig ist, wird es immer schwieriger, sie zu organisieren. Wer nachts ausrücken muss, ist stärker belastet. Am Tag wird es aus anderen Gründen problematisch: Wer einen weiten Weg zum Arbeitsplatz hat, kann logischerweise nicht schnell „beim Feuer daheim“ sein.
Trotzdem muss alles funktionieren, und hier gibt es nun weitere Veränderungen. Vielen Bad Cambergern ist in den letzten Wochen aufgefallen, dass die freiwillige Feuerwehr der Stadt Bad Camberg speziell bei Einsätzen im Tagesgeschäft (zwischen 6 und 18 Uhr) mit einem wesentlich höheren Fahrzeugbestand zu den Einsätzen ausrückt, als es in der Vergangenheit der Fall war. „In den meisten Fällen waren bei diesen Einsätzen die Kräfte aus Würges, der Kernstadt, Erbach und Oberselters unterwegs und sehr häufig begaben sich die Einsatzkräfte bereits kurz nach der Ankunft am vermeintlichen Einsatzort bereits wieder auf die Rückfahrt zu den Gerätehäusern, da sich der Einsatz nicht so groß herausstelle, wie ursprünglich bei der Alarmierung durch die Zentrale Leitstelle in Limburg angenommen“, beschreibt Stadtbrandinspektor Christoph Schmitt die Situation.
Muss das sein?
„Für viele stellt sich da die Frage, ob das denn sein muss.“ Im Magistrat der Stadt Bad Camberg hat er jetzt dazu Stellung genommen. Für die Bürger erklärt er die Details: „Hintergrund dieses großen Fahrzeug- und Personalaufwands ist die längst überfällige Umsetzung eines gemeinsamen Runderlasses des Hessischen Ministeriums des Innern und für Sport und des Hessischen Ministeriums für Arbeit, Familie und Gesundheit zur Festlegung der Einsatzstichworte für Brand-, Hilfeleistungs- und Rettungsdiensteinsätze aus dem Jahr 2009, die aber erst seit dem 1. Juli 2013 bei der Zentralen Leitstelle des Landkreis Limburg-Weilburg umgesetzt werden kann, nachdem die technischen Möglichkeiten zur Alarmierung von Einsatzkräften verbessert wurde.“ Das heißt, die Regelung gibt es schon seit vier Jahren, die Auswirkungen folgen jetzt.

Für die Bad Camberger bedeutet das - wie auch für die anderen Feuerwehren - eine deutliche personelle Mehrbelastung. Der Erlass schreibt vor, welche Anzahl von Einsatzkräften, welche Einsatzmittel (zum Beispiel Fahrzeuge und Geräte, Löschwassermengen) seitens der Kommune bei einem bestimmten Einsatzstichwort zur Verfügung gestellt werden müssen. „Da diese Anforderungen, vor allem die Personalstärke im Tagesgeschäft, durch ein oder zwei Stadtteilwehren nur sehr schwer oder gar nicht zu erfüllen sind, musste sich die Leitung der Feuerwehr in Absprache mit der Brandschutzaufsicht in Limburg darauf einigen, dass bei vielen Einsätzen, wie zum Beispiel in den großen Kliniken im Kurgebiet, eine größere Anzahl an Stadtteilwehren alarmiert werden muss“, so der Stadtbrandinspektor.
Nachbarschaftshilfe
Dieser erhöhte Personalbedarf könne die Kommune in große Schwierigkeiten bringen, wenn die derzeit doch sehr große Geduld und das Verständnis der Arbeitgeber vor Ort, die die Einsatzkräfte häufig kostenlos (ohne Anforderung von gesetzlich zustehendem Lohnausgleich) zu den Einsätzen ziehen lassen, überstrapaziert werde und die Einsatzkräfte den Arbeitsplatz nicht mehr verlassen dürfen. „Dieser Punkt soll auf politischer Ebene weiter verfolgt werden, denn das Problem steht bei vielen Kommunen an“, so Schmitt. Bereits jetzt stehen die Einsatzkräfte der Freiwillige Feuerwehr Bad Camberg mit ihren Spezialfahrzeugen (Gerätewagen Gefahrgut, Drehleiter), aber auch mit Personal in den Einsatzplänen benachbarter Kommunen wie Hünfelden bzw. Selters.
Der ehemalige Bad Camberger Stadtbrandinspektor Helmut Thies hatte in diesem Zusammenhang schon früher immer wieder an die Verantwortlichen appelliert, bei Personaleinstellungen der Kommunen eine freiwillige Arbeit von Bewerbern in den Feuerwehren positiv zu berücksichtigen - auch im Hinblick auf die Sicherstellung des Brandschutzes vor Ort. (Petra Hackert)
Artikel vom 11.10.2013, 03:30 Uhr (letzte Änderung 11.10.2013, 03:32 Uhr)
Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.