Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei. Brechen-Niederbrechen. Er war fast 50 Jahre aktiver Feuerwehrmann, davon 20 Jahre Wehrführer. Dann musste Willi Kremer aus Niederbrechen seinen Spind bei der freiwilligen Feuerwehr räumen – weil laut Gesetz auch aktive Brandbekämpfer spätestens mit 65 in den Ruhestand müssen ...

Im Ruhestand als Brandbekämpfer sammelt Willi Kremer jetzt Modelle von Feuerwehrautos. Foto: Schindler
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Im Ruhestand als Brandbekämpfer sammelt Willi Kremer jetzt Modelle von Feuerwehrautos. Foto: Schindler

Willi Kremer gehört zu den Aktiven, die aufhören mussten

Von Anna-Sophie Schindler

Seit seinem 17. Lebensjahr war Willi Kremer Mitglied in der Freiwilligen Feuerwehr Niederbrechen. „Ich habe es auch mit Singen versucht, aber der ideale Sänger war ich nie.“ Aber ein idealer Feuerwehrmann war Kremer. 48 Jahre war er in der Wehr aktiv, davon 20 Jahre lang als Wehrführer.

„Den Posten mit der Familie zu vereinbaren war nicht immer leicht.“ Als ihm das Amt des Wehrführers angeboten wurde, beriet er sich mit seiner Frau. In einer Woche hatte er ein bis zwei Einsätze. „Dann hatte noch jemand Geburtstag oder ein Bienennest musste weggemacht werden. Es war immer etwas zu tun“, sagt der 66-Jährige.

Nach dem Hessischen Brand- und Katastrophenschutzgesetz darf ein Feuerwehrmann bis zur Vollendung des 60. Lebensjahres seinen aktiven Wehrdienst ausüben. „Danach hat er die Möglichkeit, seinen Dienst um fünf Jahre zu verlängern“, erklärt Kreisbrandinspektor Georg Hauch. Zuvor muss der Hausarzt gesundheitliche Bedenken ausschließen. Diese Regelung gilt sowohl für die Berufsfeuerwehr als auch für die Freiwilligen.

Der Kreis Limburg-Weilburg zählt laut Kreisfeuerwehrverband 60 aktive Feuerwehrleute, die älter sind als 60. „Ältere Kameraden bringen das Wissen und die Erfahrung mit. Man kann sie als Fahrer, Maschinist oder für die Logistik gut einsetzen“, sagt Kreisbrandinspektor Hauch.

„Immer greifbar“

„Keine Frage, dass ich einen Antrag auf Verlängerung gestellt habe“, sagt Kremer. Er hatte die Führerscheine für die großen Fahrzeuge und arbeitete als Gemeindearbeiter im Ort. „Ich war doch immer greifbar.“

Wenn Kremers Funkmeldeempfänger losging, sei das ganze Haus wach gewesen. „Ich trug ihn immer an meinem Gürtel, und nachts lag er auf meinem Nachttisch.“ Sogar in der Kirche sei sein Melder einmal losgegangen. „Hinterher versuchte ich ihn beim Gottesdienstbesuch zu Hause zu lassen.“

Kremer erinnert sich an seinen ersten großen Einsatz. Auf der A 3 Richtung Süden war ein belgischer Bus umgekippt, weil der Fahrer eingeschlafen war. „Es dauerte zwei Stunden, bis zwei Kräne kamen, um den Bus umzudrehen. Dann haben wir die Sitze ausgeschraubt und versucht, die Kinder zu retten.“ Bei dem Unglück starben 28 Jungen und Mädchen sowie fünf Erwachsene. „Wir haben viel darüber geredet“, sagt Kremer. Heute pflegt er das Denkmal an der Autobahn. „Es bedeutet mir viel, dass dort Blumen sind und die Steine sauber sind.“

Im Juli vergangenen Jahres hat der Niederbrechener seinen Piepser und seine Kleidung abgegeben und seinen Spind ausgeräumt. „Das war nicht so leicht.“ Nach seinem Herzinfarkt hatte er sich bereits ein Stück aus der Einsatzabteilung verabschiedet. „Ich bin nicht mehr jeden Montag ins Gerätehaus. Ich denke, es war jetzt einfach Zeit, aufzuhören.“ Der Schlüssel für das Gerätehaus hat aber immer noch einen Platz an seinem Bund. „Ich schließe dem Schornsteinfeger und dem Strom- und Wasserableser auf oder repariere mal etwas.“

300 Wehren besucht

Ganz los wird Kremer den Feuerwehrmann in sich aber nicht. Der 66-Jährige sammelt seit 50 Jahren Modelle von Feuerwehrautos. Fast 1500 stehen in Vitrinen. „Früher habe ich auch Lkws und Autos gesammelt, jetzt habe ich mich auf Feuerwehrfahrzeuge spezialisiert“, sagt er.

Sein anderes Hobby ist der Besuch von Feuerwehren im In- und Ausland. „Wenn wir in den Urlaub fahren, schaue ich vorher, wo eine Feuerwehr ist. Ich gehe vorbei und klingele dort einfach.“ Kremer hat schon über 300 Feuerwehren besucht. „Am ergreifendsten war es in New York. Am 11. September standen Feuerwehren aus der ganzen Welt am Ground Zero.“

Artikel vom 10.12.2013, 03:30 Uhr (letzte Änderung 10.12.2013, 03:35 Uhr)

Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.

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