Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei. Elz. Ehren-Gemeindebrandinspektor Walter Schaaf blickt auf 46 Jahre in der Elzer Feuerwehr zurück – Bilanz kann sich sehen lassen Im Interview berichtet der bisherige Gemeindebrandinspektor Walter Schaaf von seinen Anfängen und erzählt, wie sich die Elzer Floriansjünger von einer „Dorffeuerwehr“ zu einer schlagkräftigen Truppe entwickelt haben, die in manchen Jahren zu mehr als 100 Einsätzen ausrückt. Schaaf war 46 Jahre lang in der Elzer Feuerwehr aktiv ...
 
Walter Schaaf, ein engagierter Feuerwehrmann. Foto: Braun
Bild:
Walter Schaaf, ein engagierter Feuerwehrmann. Foto: Braun

Von Sascha Braun

Wie sind Sie zur Elzer Feuerwehr gekommen?

Walter Schaaf: Das war ganz unspektakulär. Mein Bruder war in der Feuerwehr und hat gesagt: Komm“, melde dich an, du gehst mit. Man muss dazu sagen: Ich war zu der Zeit nicht der Fleißigste (lacht). Nein, ich war zu der Zeit Leistungssportler im Kunstradfahren. Ich habe jeden Abend zwei Stunden trainiert und bei Deutschen Meisterschaften teilgenommen.

1976 folgte der Schritt in die erste Reihe der Feuerwehr, die Vorstandsarbeit kam plötzlich hinzu. Wie kam’s?

Walter Schaaf: Ich bin abends zur Jahresversammlung gegangen, als ich noch vor dem Eingang beiseite gezogen wurde. Jemand sagte zu mir: „Hör mal, du wirst heute Abend als stellvertretender Vorsitzender und stellvertretender Kommandant vorgeschlagen. Du kannst da nicht absagen!“ Da habe ich gelacht, aber bei der Wahl wurde ich vorgeschlagen und prompt gewählt. Da habe ich mir aber vorgenommen: So etwas passiert in unserem Verein nie mehr.

Die Lehre daraus: Es kommt auf die richtige Führung an?

Walter Schaaf: Ja, das ist ungeheuer wichtig. Es kann nicht sein, dass ein Verein führungslos ist und niemanden hat, der eine Leitungsfunktion übernehmen will. Mir wurde nach der Wahl auch fast bemitleidend gesagt: „Du junger Spund, bis du mal so weit bist, da vergehen noch Jahre!“ Das konnte ich nicht glauben: Erst mich wählen und dann fertig machen. Da habe ich den ersten Grundlehrgang gemacht, noch einen und noch einen und mich so mit viel Mühen nach oben geschafft.

Haben Sie das alles jemals bereut, gab es mal einen Zeitpunkt?

Nein, nie. Sicherlich ist es ein Kampf und man ärgert sich, wenn etwas nicht rundläuft. Aber wenn man zum Ende eines Jahres Bilanz zieht, hat man doch gesehen: wir haben immer das erreicht, was wir wollten. Immer stückweise. Es war beispielsweise ein Riesenkampf, als wir im alten Gerätehaus umbauen wollten – und später auch ausziehen, weil es zu eng war. Und einen neuen Standort für die Feuerwache zu finden und zu realisieren, das war eine andere Sache.

Ihre Ehefrau Erika musste an vielen Abenden auf ihren Mann verzichten. Gab es da öfter Probleme?

Walter Schaaf: Nein, ich bin immer ehrlich gewesen. Nur am ersten Abend, als ich gewählt wurde, da hat es nicht ganz gepasst (lacht). Als ich heimgekommen bin, habe ich ihr nichts erzählt. Erst am nächsten Morgen habe ich so langsam gebeichtet, dass ich nun eine Führungskraft in der Feuerwehr bin. Das hat sie akzeptiert. Vier oder fünf Mal in der Woche war ich wegen der Feuerwehr unterwegs. War ich nicht unterwegs, verbrachte ich viele Stunden im Büro. Aber sie stand immer voll hinter mir, war sogar selbst aktiv und hat Lehrgänge besucht, bis unsere erste Tochter auf die Welt kam.

Hätten Sie vor 30 Jahren daran gedacht, wie stark die Elzer Feuerwehr heute aufgestellt sein muss, um ihren vielen Aufgaben gerecht werden zu können?

Die Zeiten haben sich sehr geändert. Als ich angefangen habe, zählten wir 115 Mitglieder, aktuell sind es rund 500. Damals hatten wir im Jahr etwa acht bis zwölf Einsätze, überwiegend Brandeinsätze oder mal einen vollgelaufenen Keller. Über die Jahre wurde es immer mehr. Mehr technische Hilfeleistungen im Straßenverkehr kamen dazu, das Elzer Industriegebiet ist gewachsen. Deshalb mussten wir ausbauen, in Ausbildung wie in neue Gerätschaften investieren. Vor 30 Jahren war nicht zu erkennen, dass wir einmal acht Einsatzfahrzeuge benötigen. Derzeit ist auch nicht zu erkennen, wohin der Weg führt. Das Aufgabengebiet der Feuerwehr ändert sich ständig.

Wenn die technische Entwicklung so weitergeht wie bisher – man beachte allein die zahlreichen Unfälle am Elzer Berg mit Gefahrguttransporten, stellt sich die Frage: Kann das eine ehrenamtliche Feuerwehr überhaupt noch leisten?

Die Arbeitsleistung einer Feuerwehr hängt ab vom Personal. Das A und O ist es, viele Feuerwehrmänner und -frauen mit ihren Arbeitsplätzen nahe im Ort zu haben. Wenn sie aber in Frankfurt oder Wiesbaden arbeiten, hat man tagsüber keine große Mannschaft zur Verfügung und somit eine geringe Schlagfähigkeit. Daran müssen wir in der Zukunft verstärkt arbeiten: Tagsüber einsatzfähig sein. Da muss ein Umdenken stattfinden, bei der Gemeinde und auch bei den Unternehmen.

Was haben Sie sich nun für die Zeit nach der Feuerwehr vorgenommen?

Walter Schaaf: Erst einmal habe ich noch einen Betrieb, den ich noch ein paar Jahre leiten will. Bei der Feuerwehr habe ich alles zeitig an meine Nachfolger weitergegeben, sodass ich langsam in ein ruhiges Leben hineingleiten kann. Ich genieße das jetzt schon wie Urlaub. Ich habe mal Zeit, abends mit meiner Frau auf der Couch zu sitzen und einen Tatort zu gucken. Viel Spaß habe ich auch mit meinem Enkel – und meine Tochter hat bald wieder Nachwuchs. Spazierengehen, Ausflüge machen und mit meiner Frau an die Mosel fahren, all das habe ich vor.

Ist der Spind in der Feuerwache schon leergeräumt?

Ja, pünktlich am letzten Tag und auch sonst alles abgegeben. Wie das sein wird, wenn ich die Feuerwehrsirene höre? Ich muss ja sagen, dass ich noch einen Geheimmelder habe, der bei uns zu Hause in der Ecke steht. So ein uraltes Ding, der bleibt noch. So wusste früher meine Frau immer Bescheid, wenn ich im Einsatz bin. Aber vielleicht geht es mir auch um Folgendes: Wenn die Männer nachts draußen noch im Einsatz unterwegs sind, kann ich für sie Kaffee kochen und mit frischen Brötchen in der Feuerwache bereitstehen. Das ist so ein Gedanke, ein Wunsch von mir.

Artikel vom 05.02.2014, 03:00 Uhr (letzte Änderung 05.02.2014, 03:34 Uhr)

Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.

Zurück