Deutschland. Die Psychosoziale Notfallversorgung, PSNV, rückt glücklicherweise mehr und mehr in das Blickfeld der Verantwortlichen im Bereich der Gefahrenabwehr, was sich aus den genannten Unglücksfällen, aber auch der stetigen Informations- und Gremienarbeit der Handelnden im Bereich der PSNV ergeben hat ...
Die weltweiten Unglücksfälle und Katastrophen der letzten Jahre, dabei auch die in Deutschland, wie zum Beispiel die wiederholten Flutkatastrophen längs der Eibe, der Einsturz der Eissporthalle in Bad Reichenhall oder das tragische Unglück während der Loveparade haben im Einsatzwesen eindrucksvoll bestätigt, dass die medizinische und technische Hilfeleistung um psychosoziale Versorgungsangebote zu erweitern ist.
Für alle, die noch nicht wissen, was PSNV bedeutet, ist dies nachfolgend nochmals kurz dargestellt: "PSNV ist die Gesamtheit aller Aktionen und Vorkehrungen, die getroffen werden, um Einsatzkräften und notfallbetroffenen Personen - also Patienten, Angehörige, Hinterbliebene, Augenzeugen und Ersthelfer - im Bereich der psychosozialen Verarbeitung von Notfällen zu helfen."
Durch das vielfältige bundesweite Angebot an Systemen und Ausbildungen im Bereich der PSNV wurde aber eine Einheitlichkeit erforderlich. Aus diesem Grund wurde das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe von seiten des Bundesministeriums des Inneren beauftragt, eine bundesweite Oualitätssicherung zu erreichen. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) führte hierzu eine Konsensus-Konferenz durch, auf der grundlegende bundeseinheitliche Leitlinien und Standards zur psychosozialen Betreuung von Notfallopfern und Angehörigen nach schweren Unglücksfällen und Katastrophen sowie für die »Hilfe für Helfer« verabschiedet wurden.
Die Konsensus-Konferenz fand unter großer Beteiligung aller Institutionen und Organisationen, die die Psychosoziale Notfallversorgung in Deutschland maßgeblich verantworten, anbieten und anwenden, statt. Dazu gehören neben Bundesministerien und Behörden, Fachgesellschaften und Fachverbände der Psychologie, Psychiatrie und Katastrophenmedizin sowie des Öffentlichen Gesundheitsdienstes, die Feuerwehren mit der AG BF-Bund und DFV, die Hilfsorganisationen, die Notfallseelsorge und die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung. Gleichzeitig waren Innenministerien und die Länder durch die Referatsleiter für Katastrophenschutz oder Delegierte vertreten. Daneben beteiligten sich namhafte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.
Ausgangspunkt der Konferenzen war der verstärkt geäußerte Wunsch nach mehr Handlungssicherheit und wissenschaftlich abgesicherter fachlicher Orientierung für psychosoziale Maßnahmen und Methoden in Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei sowie im Bevölkerungs- und Katastrophenschutz.
Damit Betroffene von schweren Unglücksfällen und Katastrophen im Bedarfsfall eine adäquate Unterstützung bekommen und Einsatzkräfte
sowohl physisch als auch psychisch professionell vorbereitet in den Einsatz gehen können und qualifizierte Entlastungsmöglichkeiten erhalten, hat sich das BBK die Oualitätssicherung der Psychosozialen Notfallversorgung zur Aufgabe gemacht. Hier liegt also das Herzstück der deutschen PSNV.
Das Konsensus-Papier wurde durch den Fachausschuss Gesundheitsmanagement, PSNV und Rettungsdienst des Landesfeuerwehrverband Hessen so umgesetzt, dass im Jahre2014 eine landesweite Empfehlung erstellt wurde, die die einheitliche Ausbildung sowie den Umgang mit den landesweiten Ausweisen zum Inhalt hat.
Diese Maßnahmen sollten bzw. werden bei Katastrophen oder Großschadenslagen durch den Einsatzabschnitt Psychosoziale Notfallversorgung gesichert. Hierfür gilt es aber eine Grundlage zu legen, in Form einer Führungsausbildung für Leiter bzw. Leitung PSNV.
Das Werkzeug hierzu erhält man in Multiplikatorenschulungen oder Neudeutsch »Trainthe Trainer«-Seminaren an der AKNZ in Ahrweiler mit Lehrinhalten des BBK.
Zwei Mitglieder des Fachausschusses Gesundheitsmanagement, PSNV und Rettungsdienst im LFV Hessen, namentlich Christian Reifert und Dieter Oberdörfer, haben an dieser Referentenqualifikation teilgenommen. So konnten die Planungen für einen Lehrgang Leitung PSNV vorangetrieben werden.
Der Lehrgang fand dann vom 7. bis 11. Oktober 2015 im Landkreis Marburg-Biedenkopf statt und wurde organisatorisch in herausragender Weise von dem Mitglied im LFV-Fachausschuss, Christian Reifert, vorbereitet. Ihm zur Seite standen Dieter Oberdörfer und Friedrich
Schmidt. Alle drei hatten sich mit ihren Spezialthemen in den Lehrgang eingebracht und waren über die gesamte Lehrgangszeit als Ausbilder anwesend.
Als externe Referenten konnte KBI Lars Schäfer sowie der Pressesprecher des Kreises Marburg-Biedenkopf Stephan Schienbein gewonnen werden. Ziel dieses Pilotlehrgangs ist es, die Kolleginnen und Kollegen der einzelnen PSNV-Einheiten in Hessen in der Führungslehre soweit auszubilden, dass sie sich in den Bereichen Führungsstab, TEL oder örtliche Einsatzleitung sicher bewegen können, die Sprache der Feuerwehr sprechen und als gleichwertiger Partner anerkannt sind. Zudem waren neben der Führungslehre auch der rechtliche Teil sowie MANV-Lagen Inhalte der Ausbildung.
Die große Resonanz bei der Anmeldung für den Lehrgang, das sehr große Interesse an den genannten Themen sowie die Zustimmungen bei der Lehrgangsaussprache zeigt deutlich auf, dass man hiermit auf dem richtigen Weg ist und das Ziel, den Lehrgang L-PSNV an der HLFS in Kassel zu etablieren, richtig ist. Im Jahr 2016 soll ein weiterer Lehrgang durchgeführt werden.
Quelle: LFV-Infodienst Nr. 44, Friedrich Schmidt (LFV Hessen), Notfallselsorge Limburg-Weilburg