Limburg-Weilburg. Die Spuren des Unwetters am Samstagmorgen sind in der Schreinerei Höpp in Weyer auch am Montag noch zu sehen. Den Villmarer Ortsteil hat es besonders erwischt ...
UNWETTER Aufräumarbeiten im Nassauer Land nach Starkregen / Hang droht, auf Haus zu rutschen
Drei Container voll Schlamm hätten Helfer vom Gelände am Samstag und Sonntag entfernt, erzählt Ingrid Höpp am Montag. "Garten und Wiese sind eine Ruine, durch das Lager schoss das Wasser. Alles ist voll Schlamm", schildert sie. Besonders erwischt hat es Weyer, Villmar, Aumenau, Eisenbach, Niederselters und Oberbrechen.
Los gegangen war es in Weyer schon am Freitagmittag - zunächst mit Hagel. Etliche Vordächer, Gartenhütten und Gewächshäuser seien durch die Hagelkörner zerstört worden, bilanziert Erol Lintner, Vorsitzender der Feuerwehr Weyer. Das böse Erwachen kam aber erst am frühen Samstagmorgen. Kurz vor 6 Uhr sei die Feuerwehr in Weyer alarmiert worden, sagt Lintner. Es regnete stark, Keller liefen voll. Damit nicht genug. Die Wassermassen spülten Schlamm von den angrenzenden Feldern in den Ortskern.
Villmarer rettet seine Mutter aus dem Gebäude: "Da kam schon der Hang auf das Haus zu"
Es sei eine "braune Dreckbrühe" gewesen, sagt Lintner und fügt an: "Wir sind kaum noch in den Ortskern gekommen." Kurze Zeit später wurden auch die Wehren aus den anderen Ortsteilen gerufen. 60 Kräfte waren den ganzen Tag im Einsatz, unterstützt von 20 Mitgliedern des Technischen Hilfswerks (THW) Weilburg und Mitarbeitern des Bauhofs. Keller wurden bis in den Abend ausgepumpt, der Schlamm aus den Häusern geschaufelt und mit Schläuchen von den Straßen gespritzt. Stark betroffen waren Untergasse, Talerweg sowie Hohlstraße.
"Um 5 Uhr habe ich die Garage aufgemacht und im Wasser gestanden", erinnert sich Ingrid Höpp an den Samstagmorgen. Schon der Hagel am Freitag sei schlimm gewesen, "aber am Samstag war es noch viel schlimmer". Sämtliches Brennmaterial ist aufgequollen. Ob die nicht mal knapp zwei Jahre alte Heizung Schaden genommen hat, muss erst noch geklärt werden.
"Die Straße bei uns war ein einziger Fluss und vom Kreuzgraben kamen Schlamm und Wassermassen direkt auf unsere Werkstatt zu, schossen auf der einen Seite rein und auf der anderen Seite wieder raus. Zurück blieb ein Ort der Verwüstung", sagt Manfred Höpp. In der Halle, in der über 1000 Quadratmeter Furnier lagerten, stand das Wasser gut 1,20 Meter hoch. Höpps Telefon steht seit dem Wochenende nicht still. Vom Unwetter Betroffene wollen Fenster und Vordächer reparieren lassen. Hier bittet Manfred Höpp um Verständnis, dass er mit allen verfügbaren Kräften erst einmal die Werkstatt wieder in Ordnung bringen muss.
42 Häuser seien in Weyer betroffen, fasst Bürgermeister Arnold-Richard Lenz (SPD) den Stand am Montagmittag zusammen. Wie hoch der Schaden insgesamt ist, sei derzeit noch nicht abschätzbar. Am Montag waren Mitarbeiter der Verwaltung für eine Bestandsaufnahme unterwegs. Zudem wolle sich das Rathaus um Unterstützung für die Betroffenen beim Land Hessen bemühen.
Auch in Villmar selbst hinterließ das Unwetter seine Spuren. Diesen Samstagmorgen werden Stefan Zirkel und seine Frau nie vergessen. Auch zwei Tage danach stehen sie fassungslos vor seinem Elternhaus in der Weilburger Straße in Villmar. Hier lebt seine Mutter Maria alleine. "Meine Mutter hat am Samstagmorgen um 7 Uhr ein merkwürdiges Rumpeln wahrgenommen." Kurze Zeit später sei er bei ihr gewesen. "Da kam auch schon der Hang auf das Haus zu." Es gelang ihm, seine Mutter in Sicherheit zu bringen, "ehe tonnenschwere Erdmassen den Zugang blockierten". Wie es weiter geht, weiß er momentan nicht, am Montag wurden Haus und Hang von Fachleuten begutachtet. Das Ergebnis: Der gesamte Hang kann jederzeit ins Rutschen geraten. Die Straßenseite vor dem Haus wurde gesperrt, an dieser Stelle ist die Weilburger Straße nur einseitig befahrbar.
In Aumenau kam es laut Lenz beim Unwetter zu kleinen Erdabgängen im Fürfurter Weg. Wassermassen hatten sich am Bahnhof und Feuerwehrhaus gebildet.
Er kündigte an, dass die Gemeinde Maßnahmen treffen wolle, um Ähnliches zu vermeiden. Abflüsse waren mit angespültem Unrat und Grasbüschel verstopft. In Weyer seien die Schlammmassen von angrenzenden Ackerflächen in den Ort geschwemmt worden. Ein neuralgischer Punkt sei der Talerweg. "Das Wasser ist von den Feldern die Straße entlang geschossen und hat die Erde mitgerissen." Dort müsse im Gespräch mit Landwirten nach Möglichkeiten gesucht werden, derartige Ereignisse zu verhindern. Denn schon vier Mal sei Erde von den Feldern ins Dorf gespült worden. "Bei Feldwegen muss man sich die Frage stellen, ob es punktuell nicht sinnvoller ist, diese zu versiegeln", sagt der Villmarer Rathauschef.
Lenz lobte das Engagement der Einsatzkräfte: "Das war eine sehr gute, professionelle Leistung." Der Dank gelte Feuerwehr und THW, die ehrenamtlich stundenlang im Einsatz waren. Auch die Hilfsbereitschaft der Bürger untereinander sei groß gewesen, bestätigen Lenz und Lintner. Eine Erfahrung, die auch die Familien Höpp und Zirkel gemacht haben.
Auch in Niederselters und Eisenbach richteten die Wassermassen Schäden an. 81 Häuser sind laut Bürgermeister Bernd Hartmann (parteilos) betroffen. In Eisenbach hätten Wasser und Schlamm in der Bach- und Mühlstraße sowie im Hauser Weg für voll gelaufene Keller gesorgt. In Niederselters sind vor allem das Baugebiet Pfingstweid und die Taunusstraße, Am Vorstein sowie die Klosterstraße betroffen. Die Abflüsse hätten es nicht geschafft, die Wassermassen aufzufangen. 125 Einsatzkräfte der Wehren Selters und Bad Camberg sowie vom Deutschen Roten Kreuz Bad Camberg waren vor Ort.
Im benachbarten Oberbrechen war es vor allem Wasser, das sich am Samstag im Ortskern breit machte. Der Laubusbach, sonst ein "Bächlein", führte durch den Starkregen so viel Wasser, dass nicht nur Straßen, sondern auch 25 Keller geflutet wurden, sagt Bürgermeister Werner Schlenz (parteilos) ...
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