Villmar-Aumenau. Wie in jedem Jahr rückte auch dieses Jahr die Freiwillige Feuerwehr Aumenau aus, nicht um einen Brand zu löschen, sondern um das 4. Schuljahr in Sachen Brandschutz zu informieren. Die Kinder waren zwei Tage voll bei der Sache und erfuhren eine ganze Menge über die Aufgaben der Freiwilligen Feuerwehr ...
Bild: Berufsfeuerwehrtag bei der Seelbacher Jugendfeuerwehr 2016
Von Oliver Link
Regelmäßig einmal im Jahr findet bei der Jugendfeuerwehr Seelbach der sogenannte Berufsfeuerwehrtag statt. Losgelöst von den regelmäßigen Übungsabenden richtete sich vom 15.-16.07. der begeisterte Nachwuchs im Alter von 11 bis 16 Jahren für 24 Stunden im Gerätehaus der Wehr Seelbach häuslich mit dem Feldbett und Schlafsack ein. Auch dieses Mal wusste keiner, was sich die Ausbilder wieder für ein besonderes Programm ausgedacht hatten und die Spannung war entsprechend hoch.
In Vorbereitung auf den besonderen Tag wurde bereits am vorhergehenden Übungsabend durch Helfer des Roten Kreuzes eine 1. Hilfe-Unterweisung durchgeführt. Hier wurde unter anderem praktisch erklärt, wie man einen Verband anlegt, einen Verletzten in die stabile Seitenlage bringt, einem verunfallten Motorradfahrer den Helm abzieht, Personen aus Fahrzeugen holt und wie die Rettungsdecke anzuwenden ist.
Am Freitag um 17:00 Uhr trafen sich dann zehn Mitglieder der Jugendfeuerwehr und die Ausbilder, von denen immer mindestens drei anwesend waren, am Gerätehaus. Zu Beginn wurde durch die Ausbilder deutlich zur Vorsicht und zum Bewahren der Ruhe während des 24 Stunden währenden Berufsfeuerwehrtages gemahnt, um Verletzungen und Schäden vorzubeugen.
Nachdem der Ablauf der kommenden 24 Stunden besprochen und die verbindlichen Regeln festgelegt waren, wurde zur Verdeutlichung ein Probealarm durchgeführt. Anschließend gab es ein stärkendes Abendessen für alle.
Der erste Einsatzfall ließ dann auch nicht lange auf sich warten. Im Sportlerheim Seelbach war während einer Feier ein Brand ausgebrochen und eine unbestimmte Personenzahl war noch im Gebäude. Mit den Fahrzeugen ging es zur Einsatzstelle und die jungen Helfer fanden das Vereinsheim völlig verraucht vor. Diesen Effekt hatten die Ausbilder mittels der Vernebelungsmaschine erzeugt. Truppweise wurde das Vereinsheim bei Nullsicht auf allen Vieren durchsucht und letztendlich konnte eine hilflose Person hinter dem Tresen festgestellt und mit dem Rettungsgriff aus der gefährlichen Lage befreit werden.
Da es für die jungen Kameradinnen und Kameraden auch möglichst real wirken sollte, trugen sie nachgemachte (aber deutlich leichtere) Atemschutzgeräte auf dem Rücken und führten bei dem Innenangriff auch ein C-Rohr mit.
Nach Abschluss der Übung wurde diese ausgiebig nachbereitet und es gab reichlich Feedback. Zur Entspannung wurde anschließend etwas Fußball gespielt und ein Film angeschaut. Kurz vor Schluss des Filmes wurden sie schon zum nächsten Einsatz alarmiert. Bei Dunkelheit musste eine Landestelle für den Rettungshubschrauber ausgeleuchtet werden. Vor dem Gerätehaus wurde an vier Eckpunkten jeweils mit der Beleuchtung von Fahrzeugen und unter Zuhilfenahme von Lichtmasten die Landestelle ausgeleuchtet. Der „leider“ dann doch nicht eintreffende Hubschrauber hätte einen vorbildlichen Landeplatz vorgefunden.
Die darauf folgende Bettruhe fand so gesehen gar nicht statt, da um 00:03 Uhr in der Frühe erneut Alarm ausgelöst wurde. Dieser diente jedoch eher dazu, die Reaktion und das Verhalten der jungen Helfer zu beobachten. Noch während des Umziehens wurde der Alarm aufgehoben und nach einem deutlichen Lob der Ausbilder konnten dann alle eine einsatzfreie Restnacht verbringen.
Der Samstag begann mit einem kräftigenden Frühstück und sportlichen Aktivitäten, bevor der nächste Einsatz zu bewältigen war. Es galt, eine Wasserversorgung über eine größere Entfernung und einen deutlichen Höhenunterschied zu legen. Ziel der Übung war einerseits, den Druckverlust über ansteigende Strecken zu verdeutlichen, als auch die sogenannte „Schlauchreserve bzw. das Schlauchmanagement“ bildlich zu erläutern. Wie viel Schlauch benötige ich? Lässt er sich bei Bedarf einfach nachziehen? Wie lege ich den Schlauch aus, um keine Knoten zu bekommen?
Am Hydrant wurde ein Standrohr gesetzt und zwischen Gerätehaus und Mehrzweckhalle bergauf in die Feldgemarkung eine Förderstrecke bis zum Verteiler aufgebaut. Da das Wasser gegen die Steigung gepumpt werden musste, konnte der Druckverlust sehr deutlich veranschaulicht werden. Als bei der Strecke vom Verteiler bis zur Einsatzstelle plötzlich einige Meter Schlauch fehlten, wurde die fehlende Schlauchreserve allen sehr schnell bewusst.
Die Übung hatte sehr gut verdeutlicht, dass die Schlauchleitung grundsätzlich von der Einsatzstelle zum Verteiler gelegt wird und nicht umgekehrt. Die Schlauchreserve ist in Buchten zu legen, um jederzeit problemlos auf genügend Schlauch zurückgreifen zu können und ein Verheddern oder Verhaken des Schlauches zu vermeiden.
Nach dieser anstrengenden Übung gab es eine gemeinsame Nachbesprechung und vor dem gemeinsamen Mittagessen entspannte man sich bei Sport und Spiel. Während des Mittagessens wurde erneut ein Probealarm ausgelöst, um festzustellen, mit welchem Ernst die jungen Helfer darauf reagieren.
Nach dem Essen folgte die nächste Übung: Eine ältere Dorfbewohnerin wurde seit mehreren Tagen nicht mehr gesehen; auf Klingeln und Klopfen an der Haustür reagierte sie nicht. Da nicht ausgeschlossen werden konnte, dass sie sich in einer hilflosen Lage befand, musste nachgeschaut werden. Über eine im 1. Obergeschoß offene Balkontüre, konnte die Wohnung betreten werden. Über das sogenannte „Anleitern“ mit der vierteiligen Steckleiter gelangte jeweils ein Trupp in die Wohnung, um nach der Bewohnerin zu suchen. Nicht nur der richtige Umgang mit der Leiter und wie diese anzustellen ist wurde sorgfältig geübt, sondern auch, wie eine Wohnung gründlich nach einer Person abzusuchen ist.
Auch diese Übung wurde abschließend ausführlich besprochen und die Retter konnten sich kurz etwas ausruhen, bevor der letzte Einsatz zu bewältigen war.
Es galt, eine lange Schlauchleitung unter Zuhilfenahme des Schlauchanhängers vom Ortsrand bis zur Kläranlage zu verlegen. Insgesamt wurden vom Hydranten bis zum Verteiler 370 Meter B-Schlauch verlegt und nach dem Kommando „Wasser marsch“ ab dem Verteiler mit drei C-Rohren zur Brandbekämpfung vorgegangen. Mit dieser Übung fand der aktive Teil des diesjährigen Berufsfeuerwehrtages nach dem Aufwickeln der Schläuche sein „nasses“ Ende und es ging zur Abschlussbesprechung ins Gerätehaus.
Alle, sowohl die Ausbilder als auch die Jugendfeuerwehr, zogen ein sehr positives Resümee zu diesen anstrengenden, aber auch sehr lehrreichen 24 Stunden. Ein besonderer Dank galt dem abwechslungsreichen Programm und den tollen Vorbereitungen der Ausbilder. Diese wiederum lobten einstimmig die Bereitschaft und den Einsatz der Jugendlichen, welche letztendlich zum guten Gelingen beigetragen haben.
Wenn diese spannenden 24 Stunden das Interesse des ein oder anderen geweckt haben sollten, dann traut euch und schaut mal bei der Jugendfeuerwehr Seelbach vorbei. Es gibt noch viel mehr zu entdecken!
Bild: Berufsfeuerwehrtag bei der Seelbacher Jugendfeuerwehr 2016
Bild: Berufsfeuerwehrtag bei der Seelbacher Jugendfeuerwehr 2016
Bild: Berufsfeuerwehrtag bei der Seelbacher Jugendfeuerwehr 2016
Bild: Berufsfeuerwehrtag bei der Seelbacher Jugendfeuerwehr 2016
Hinweis: Verwendung der Artikel mit freundlicher Genehmigung der Wittich Verlage KG, Höhr-Grenzhausen.
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