
Hinweis: Verwendung der Artikel vom Weilburger- bzw. Nassauer Tageblatt mit freundlicher Genehmigung von Mittelhessen.de.
Lahn-Pegel steigt stark an / Feuerwehren für Hochwasser gerüstet
Auch durch anschwellende Nebenflüsse droht Hochwassergefahr. Die Feuerwehren sehen sich für den Ernstfall gerüstet. Allein in Weilburg liegen knapp 1000 Sandsäcke bereit.

Bild: Die Lahn ist gestern, wie hier in Odersbach, stark angestiegen. Der Campingplatz des Ortes wurde im Gefahrenbereich rechtzeitig geräumt. Nur bei extremem Hochwasser müssten weitere Wohnwagen weggezogen werden. (Foto: C. Müller) | mittelhessen.de
Der Wasserstand an der Lahn lag tagelang bei Werten um die zwei Meter. Vorgestern stieg er dann zunächst auf 2,37 Meter, gestern morgen wurden bereits 3,65 Meter gemessen. Bis zum Mittag kletterte der Pegel noch einmal rasant nach oben auf 4,78 Meter.
"Fünf Meter ist für uns ein Grenzwert, ab sechs Metern wird es dann wirklich kritisch", sagt der Weilburger Stadtbrandinspektor Armin Heberling. Jetzt müsse zunächst abgewartet werden, wie sich die Schneeschmelze entwickelt.

Bild: Hochwasser an der Lahn | mittelhessen.de | mittelhessen.de
In den Feuerwehrhäusern der Weilburger Löschtruppen lägen aber für den Ernstfall "weit über 1000 gefüllte Sandsäcke" bereit. Sollten die aufgebraucht sein, könnten weitere befüllt werden. "In der Vergangenheit haben wir dazu immer problemlos noch Sand beim Bauhof oder den Weilburger Baustoffhändlern bekommen", berichtet Heberling.
Der Odersbacher Campingplatz, unmittelbar am Fluss gelegen, ist bereits geräumt. "Wegen der Hochwassergefahr achten wird darauf, dass im gefährdeten Bereich spätestens zum 31. Oktober keine Wohnwagen mehr stehen", erklärt Thomas Kremer vom Kur- und Verkehrsverein. Aktuell müssten nur im Falle eines extremen Hochwassers zwischen vier und fünf Wohnwagen zusätzlich verrückt werden.

"Wir beobachten das Ganze, für Panik wäre es jedoch zu früh", beurteilt Andreas Schuld, Stadtbrandinspektor in Runkel, die Lage. Gefüllte Sandsäcke halte der Bauhof bereit, ebenso spezielle Hochwasser-Stege.
In der Kernstadt seien an der Lahn bereits Hochwasserwände eingebaut worden, die das Wasser bei steigenden Pegeln zurückhalten sollen.
"Jetzt stehen Feuerwehr, Stadtverwaltung und ein Notdienst des Bauhofes ständig in Kontakt und prüfen, wie sich die Lage weiter entwickelt", so Schuld. Er weiß auch: "Viele Anwohner hier kennen die Situation und wissen, was zu tun ist."
Auf die Eigenverantwortung der Bürger weist auch Kreisbrandinspektor Georg Hauch hin. Wer in einem gefährdeten Bereich wohne, der solle Sandsäcke vorhalten, bei steigender Gefahr eventuell den Keller leer räumen - und seine Fahrzeuge an einen sicheren Ort bringen.
"Die Feuerwehren im Kreis haben wir am Donnerstag bereits für das Problem sensibilisiert", sagt Hauch. Zudem gebe es in den Kommunen noch einmal Notfallpläne mit Meldestufen, nach denen gegebenenfalls auch die Bevölkerung gewarnt werde.
Gestern Abend macht vor allem der Emsbach Sorgen
Die weitere Entwicklung ist dem Kreisbrandinspektor zufolge schwer abzusehen. "Der Boden ist teils noch gefroren, dazu kommen die höheren Temperaturen, die den Schnee schmelzen lassen, und der Regen", beschreibt er die Situation. Erfahrungsgemäß würden erst die kleinen Nebenflüsschen ansteigen, dann die größeren Ströme.
"An der Lahn dürfte es erst ab Sonntag extrem werden", vermutet Hauch. Die Leitstelle werde die Pegel nun genau beobachten und die Werte dokumentieren.
Zu den Orten, die dabei besonders in den Blick genommen werden, gehörten beispielsweise die Limburger Stadtteile Staffel und Dietkirchen, aber auch die Altstadt. In Weilburg seien Ahausen, Kirschhofen und Odersbach anfällig. Außerdem in der Kernstadt der Bereich Niedergasse/ Hainallee.
Sollte es mit dem Hochwasser sehr schlimm werden, stehen weitere Hilfsmittel im Katastrophenschutz-Zentrallager in Wetzlar bereit. Dort könnte der Kreisbrandinspektor zum Beispiel zusätzliche Sandsäcke oder Spezial-Wasserdämme anfordern.
Diese mobilen Dämme könnten relativ schnell aufgebaut und den Wassermassen entgegengestellt werden. In schwieriger Lage müssten die Einsatzleiter vor Ort, also meist die Wehrführer, eventuell aber auch Prioritäten setzen. "Sollte irgendwo ein wichtiges Kulturgut in Gefahr sein, hätte das möglicherweise Priorität vor einem voll gelaufenen Keller", sagt Georg Hauch.
Gestern Abend machte dem Kreisbrandinsepktor besonders der Emsbach Sorgen: "Der steigt immens schnell an." Die Wasserbehörde habe deshalb noch einmal alle Kommunen an den Seitenflüsschen informiert. Am Emsbach sind Bad Camberg, Niederselters und Brechen betroffen.
"Ich gehe davon aus, dass dort spätestens in der Nacht die zweite Meldestufe erreicht wird", so Hauch. Meldestufe zwei bedeutet, dass das Wasser zunächst Grundstücke im Uferbereich überflutet und es zu Behinderungen auf Gemeinde- und Hauptverkehrsstraßen kommen kann.
Zwar hoffen Hauch und seine Wehren auf einen baldigen Rückgang der Pegelstände, doch müsse damit gerechnet werden, "dass das Gros des Wassers erst noch zu uns herunter geflossen kommt".
Trotz aller Vorbereitungen auf Seiten der Einsatzkräfte, betont der Kreisbrandinspektor: "Halten können wir das Hochwasser nicht."
Dokumenten Information
Copyright © mittelhessen.de 2011
Dokument erstellt am 07.01.2011 um 19:53:35 Uhr