
Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.
Die Zahl derer, die sich in Vereinen und Verbänden engagieren, ist rückläufig

"Wie würde unsere Gesellschaft ohne das Ehrenamt aussehen? Was wären wir ohne den Sport, den Gesang, ohne Sanitäter, die Freiwillige Feuerwehr und soziale Dienste?" Diese Fragen stellte Landrat Manfred Michel (CDU) zum Tag des Ehrenamts auf dem Limburger Europaplatz und lieferte gleich die Antwort: "Es wäre ein relativ trauriges Leben und zudem überhaupt nicht zu finanzieren."
Nachwuchsprobleme
Zum Tag des Ehrenamts hatten sich ehrenamtliche Dachverbände wie die Diakonie, das Rote Kreuz, die Sport- und Sängerkreise, die Malteser, die Freiwillige Feuerwehr und andere Organisationen am Samstagmorgen auf dem Europaplatz versammelt, um sich und ihre Arbeit vorzustellen. Der Landkreis, das evangelische Dekanat Runkel und das Rote Kreuz hatten zu der Aktion aufgerufen, mit der man, wie Michel sagte, den Ehrenamtlichen Anerkennung ausdrücken und auf die Bedeutung des Ehrenamts hinweisen wolle. Mit dem Tag des Ehrenamts erfolgte der Startschuss zur Europawoche, einer europaweiten Aktion, die das Ehrenamt fördern will. Das Rote Kreuz verband mit der Veranstaltung außerdem den Auftakt zum bundesweiten Welt-Rot-Kreuz-Tag, der gestern stattfand.
Derzeit engagieren sich 71 Prozent aller Deutschen ehrenamtlich. Im Landkreis gibt es 1400 ehrenamtlich geführte Vereine und Organisationen. Landrat Michel warnte jedoch davor, sich auf diesen Zahlen auszuruhen. "Wir müssen uns auch fragen, ob wir genügend Nachwuchs für diese Vereine haben." Gerade bei der Umstellung auf ganztätigen Unterricht werde es für Kinder schwieriger werden, sich außerhalb der Schule zu engagieren.
Auf die Veränderungen, die auf Vereine und Verbände in den kommenden Jahren zukommen, ging auch Stefan Würz, Leiter der Ehrenamtsagentur Hessen, in seinem Vortrag ein. "In den letzten 15 bis 20 Jahren hat die Freiwillige Feuerwehr im Schnitt 1000 Einsatzkräfte verloren", sagte er. Um die Gründe dafür zu untersuchen, unterschied er vier Typen innerhalb des Ehrenamts: den Lastesel, auf dessen Schultern alle Arbeit liege, den "Seniorenboomer", die älter gewordene Generation der Babyboomer also, die man nun als Nachwuchs im Ehrenamt betrachten könne, den sogenannten "Egotaktiker", der vor allem Spaß am Ehrenamt haben wolle und sich nicht mehr so oft dauerhaft engagiere und schließlich den mobilen Bürger, der schwer für ein Ehrenamt zu gewinnen sei, weil er nirgendwo verwurzelt sei.
"Menschen lösen im Ehrenamt zunehmend die Zehner- statt die Dauerkarte", brachte Würz das Problem auf den Punkt, "und darauf muss sich das Ehrenamt einstellen." Besonders problematisch werde dies für Tätigkeiten, die Qualifikationen und langjährige Erfahrung benötigen. Er nannte die Ehrenamtskampagne, die Ehrenamts-Card oder die Ehrenamtssuchmaschine, mit denen das Land Hessen einen "bescheidenen Beitrag" zur Lösung dieser Probleme leiste. Am wichtigsten sei jedoch, dass die Leute am Ehrenamt Spaß hätten und dass sich das durch Mundpropaganda verbreite. pfi
Artikel vom 08. Mai 2011, 21.00 Uhr (letzte Änderung 09. Mai 2011, 04.07 Uhr)
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