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27-Jährige wegen Brandstiftung angeklagt
Deshalb musste sich eine 27-jährige Frau aus Wetzlar wegen schwerer Brandstiftung vor dem Limburger Landgericht verantworten.

Der Schaden blieb gering, weil sie ihre Tat sogleich bereute und selbst für Hilfe sorgte. Das Gericht verurteilte die vermindert Schuldfähige zu zwei Jahren und acht Monaten Haft und ordnete ihre Unterbringung in einer psychiatrischen Klinik an.
Als Motiv für ihre Tat nannte die reumütige Angeklagte ihre ausweglose Situation. Zuletzt habe sie zweieinhalb Jahre unter einem alkohol- und drogenkranken Freund gelitten, der sie geschlagen, beschimpft, zum Sex und Anschaffen genötigt, auch zum Diebstahl angestiftet habe. "Der hat mich nur fertig gemacht, ich wollte nur von ihm loskommen. Es war ein Hilferuf. Jetzt ist es geschafft", sagte die kleine, korpulente Frau mit den kurzen schwarzen Haaren. Neben ihr saß ihre Betreuerin.
An dem Brandtag, dem 25. Februar, habe sie mehrere Tabletten für die Psyche eingenommen und eine Flasche Bier getrunken. "Ich war einfach sauer", sagte sie. Auf dem Dachboden habe sie mit einem Feuerzeug Kleider angezündet und Holz darauf gelegt. Als die Flammen loderten, lief sie mit rußgeschwärztem Gesicht ins Erdgeschoss in den Laden des Hausbesitzers und rief: "Es brennt oben auf dem Dachboden." Dann lief sie in ihre Wohnung zurück und wurde von der Feuerwehr in Sicherheit gebracht. Sie kam mit Verdacht auf Rauchgasvergiftung ins Krankenhaus und wurde wegen Suizidgefahr in eine Psychiatrie verlegt. Zurück bei ihren Eltern, wurde sie wegen Drogen aus der Wohnung geworfen. So hauste sie vier Wochen bis zu ihrer Verhaftung in einem Zelt auf dem Campingplatz in Niedergirmes. Auch in der Zelle in Preungesheim hat sie schon einmal gezündelt, ein Laken angesteckt, "weil ich mich geärgert habe".
"Als ich sechs Jahre alt war, kam ich mit meinen Eltern und sechs Geschwistern als Asylbewerber aus Syrien." Mehrfach seien sie umgezogen, sie habe die Sonderschule besucht. Ihr Vater habe Mutter und Kinder geschlagen und ihre Schwestern missbraucht. "Er hat ihre Hände auf dem Herd verbrannt. Ich war das schwarze Schaf zu Hause", sagte sie und gab zu, ihren Vater beklaut zu haben: "Der hat mich als Kind schon betrunken gemacht."
"Sie hat Hang zu Straftaten"
In der Schule sei sie durch Schlägereien und Rauchen aufgefallen. "Was haben sie denn nach der Schule gemacht?", wollte der Vorsitzende Richter Peter Scherer wissen. Antwort: "Drogen." Wegen ihrer Duldung habe sie keine Arbeitserlaubnis bekommen und von Sozialhilfe gelebt.
Schon mit 17 Jahren landete sie in der Psychiatrie. "Wenn wir keine Drogen hatten, bin ich in Wetzlar und Frankfurt anschaffen gegangen", berichtete sie. Mit 13 habe sie erstmals Haschisch konsumiert, mit 15 Geld fürs Anschaffen bekommen, mit 18 Jahren Heroin gespritzt. Zuletzt stand ihre Abschiebung nach Syrien bevor. Der Sachverständige: "Sie ist krank, leidet an einer schizophrenen Psychose und hat eine disoziale Persönlichkeitsstörung. Sie hat einen Hang zu Straftaten; es besteht Wiederholungsgefahr. Deshalb muss sie in der Psychiatrie behandelt werden."
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Dokument erstellt am 08.11.2011 um 19:39:07 Uhr