Mittelhessen.deWeilburg. Einen geliebten Menschen zu verlieren, ist schlimm genug. Damit dies die Angehörigen nicht auch noch in finanzielle Not stürzt, haben die gesetzlichen Sozialversicherungen früher ein so genanntes Sterbegeld ausgezahlt ...


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Weilburger Sterbekasse der Feuerwehren besteht seit 80 Jahren

Dies ist inzwischen weggefallen. Die heimischen Feuerwehren kümmern sich in dieser Hinsicht in Eigenregie um ihre Kameraden. Sie unterhalten seit nunmehr 80 Jahren eine Sterbekasse.
Feuerwehrleute im Einsatz: Damit die Angehörigen der Wehren in allen Lebenslagen abgesichert sind, gibt es seit nunmehr 80 Jahren die Weilburger Sterbekasse der Feuerwehren. (Archiv-Foto: Fritsch)| mittelhessen.deBild: Feuerwehrleute im Einsatz: Damit die Angehörigen der Wehren in allen Lebenslagen abgesichert sind, gibt es seit nunmehr 80 Jahren die Weilburger Sterbekasse der Feuerwehren. (Archiv-Foto: Fritsch)| mittelhessen.de


"Weilburger Sterbekasse der Feuerwehren auf Gegenseitigkeit" heißt die Einrichtung. Sie arbeitet so, dass jeder Angehörige der Feuerwehr - auf freiwilliger Basis - monatlich einen Euro in die Kasse einzahlen kann. Im Falle des Todes zahlt die Kasse dann an die Angehörigen des Kameraden ein Sterbegeld aus, dessen Höhe vom Eintrittsalter des Beitragszahlers abhängt. Zum Beispiel ein 19-jähriger Feuerwehrmann erwirbt mit der Mitgliedschaft in der Kasse einen Anspruch auf 1125 Euro Sterbegeld. Tritt ein Feuerwehrmann erst im Alter von 55 Jahren ein, liegt das Sterbegeld bei 210 Euro. Auch der Abschluss von mehreren Versicherungen dieser Art ist möglich. Maximal darf das Sterbegeld 5000 Euro betragen.

In Zeiten, da eine Beerdigung auf auf dem flachen Land leicht 10 000 Euro und mehr koste, sei dies eine wichtige Entlastung für viele Familien, sagt der Waldhäuser Feuerwehrmann Manfred Frey, der Vorsitzender der Sterbekasse ist.

Er verweist darauf, dass diese Selbsthilfeeinrichtung der Feuerwehren aus dem Oberlahngebiet bereits im Jahr 1931 ins Leben gerufen worden ist. Was aus der Kasse wurde, als der Nassauische Feuerwehrverband im Jahr 1934 von den Nazis aufgelöst wurde, weiß Frey nicht genau. Auf jeden Fall sei die Kasse 1948 wieder neu aufgelegt worden, erzählt er. Die weitere Entwicklung:

Bis zum Jahr 1956 wurde die Kasse im "Umlageverfahren" gefüllt: Starb ein Feuerwehrkamerad, zahlte sie das Sterbegeld aus und kassierte anschließend von jedem Mitglied den Beitrag. Damals waren das zehn Pfennig. Dann wurde ein Beitragssystem eingeführt. Der Beitrag lag anfangs bei 50 Pfennigen pro Mitglied und Monat, heute beläuft er sich auf einen Euro.

Getragen wird die Kasse von Feuerwehrangehörigen aus dem Landkreis Limburg-Weilburg - wobei aus dem Altkreis Limburg leider nur wenige Wehren beteiligt seien, so Frey. Mit dabei sind außerdem zwei Wehren aus Braunfels: die aus Philippstein und Altenkirchen.

3651 Mitglieder hat die Sterbekasse gegenwärtig. Etwa ein Viertel der Feuerwehrleute. Das Interesse sei leider etwas rückläufig, sagt Frey. Gerade junge Feuerwehrleute würden oft nicht die Notwendigkeit sehen, für den Todesfall vorzusorgen. Trotzdem ist die Weilburger Sterbekasse eine der drei größten in Hessen. Und sie ist ökonomisch gesund. Ihr Vermögen stieg von knapp 400 000 Euro im Jahr 1991 auf rund 840 000 Euro im Jahr 2011.

Der "Versicherungsbestand" beläuft sich auf etwa 3,2 Millionen Euro, wie Frey erläuterte: Das ist der Betrag, den die Kasse auszahlen müsste, wenn ihre sämtlichen Mitglieder auf einen Schlag sterben würden.

Ihr Kapital hat die Kasse nicht immer nur für die Angehörigen verstorbener Kameraden eingesetzt, sondern mehrfach auch die Wehren unterstützt. So erinnert sich Frey an die Situation in den 1950er Jahren, als die Brandschützer noch mit so genannten "rohen Schlächen" hantieren mussten. Die bestanden aus gewebtem Hanf, der bei Benutzung erstmal aufquellen musste, ehe die Schläuche dicht wurden.

Aus Sterbekasse wurden Schläuche und Fahrzeuge vorfinanziert

Die flächendeckende Umstellung auf gummierte Schläuche konnten die damals schon klammen Gemeinden nicht bezahlen. Also trat die Feuerwehr-Sterbekasse in Vorleistung, bezahlte die Sammelbestellung der gummierten Schläuche und ließ sich die Investition dann nach und nach von den Gemeinden zurückerstatten. Auch die ersten modernen Feuerwehrautos im Weilburger Raum seien mit Hilfe solcher Vorfinanzierungen durch die Sterbekasse beschafft worden.

Die Weilburger Sterbekasse ist eine Selbsthilfeeinrichtung unter dem Dach des Kreisfeuerwehrverbands Limburg-Weilburg, die auf ehrenamtlicher Basis geführt wird. Sie wird aber genauso überwacht, wie die Aktivitäten großer Versicherungskonzerne. Die Aufsicht liegt beim Regierungspräsidium in Darmstadt. Dort muss zum Beispiel alle fünf Jahre ein "versicherungsmathematisches Gutachten" abgeliefert werden, auf dessen Basis geprüft wird, ob Beitrags- und Leistungshöhe in angemessenem Verhältnis stehen. Diesbezüglich hatte die Feuerwehr-Sterbekasse noch keine Probleme. Ihre Leistungen sind überdurchschnittlich.

Die Sterbekasse legt die erhobenen Beiträge auch sicher an, wie Frey klarstellt: Das Geld werde vorwiegend in Sparbriefen angelegt. Andere große Sterbekassen hätten hier riskantere Anlagen gewählt und dann feststellen müssen, dass sie auf "Schrottpapieren" saßen. Das Geld verzinse sich so zwar nicht mehr so gut wie in früheren Jahren, aber es sei sicher, so Frey. Er erinnert sich an Zeiten, da die Sterbekasse sieben bis acht Prozent Zinsen bekam. Daraus konnte sie alle Sterbegelder auszahlen und sogar noch kräftige Rücklagen bilden. Heute liege das Zinsniveau unter zwei Prozent, reiche aber immer noch aus. Im Jahr 2011 habe die Kasse Zinseinnahmen in Höhe von etwa 20 000 Euro gehabt und gleichzeitig 19900 Euro an Versicherungsleistungen auszahlen müssen. Beiträge in Höhe von 24 500 Euro seien so komplett in die Rücklage geflossen.

Geleitet wird die Sterbekasse der Feuerwehren von einem siebenköpfigen Vorstand. Vorsitzender ist der Waldhäuser Manfred Frei. Sein Stellvertreter ist Erich Cromm (Bermbach), Schriftführer ist Lothar Zuth (Weilmünster-Rohnstadt), als Beisitzer gehören Niels Engelmann (Braunfels-Philippstein), Nadine Levefre (Löhnberg) und Harald Lotz (Runkel-Hofen) dem Vorstand an. Beratend gehört Michael Kintscher (Mengerskirchen-Dillhausen) als Vertreter des Kreisfeuerwehrverbands dem Vorstand an. Geschäftsführer ist Bernd Reimann aus Weilburg-Bermbach.

Informationen gibt es im Internet unter www.kreisfeuerwehrverband.net. Per E-Mail ist die Kasse unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! zu erreichen.

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Dokument erstellt am 13.01.2012 um 15:48:18 Uhr

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