
Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.
Elbtaler Beschaffungspolitik und Gemeindebrandinspektor in der Kritik
«Das Feuerwehrauto ist eigentlich nur die Spitze des Eisberges. Der Frust geht viel tiefer.» So kommentierte Bernd Schneider von der Feuerwehr Elbgrund seine Sicht der Auseinandersetzung in den Elbtaler Feuerwehren (wir berichteten). Bernd Schneider ist Kassierer des Feuerwehrvereins, aktiv in Jugendbetreuung sowie Einsatzabteilung und macht seit 20 Jahren bei der Feuerwehr mit. Das könnte bald vorbei sein. «Ich gehöre zu denjenigen, die ans Aufhören denken», sagte er im Gespräch mit der Nassauischen Neuen Presse, an dem weitere Wehrmitglieder teilnahmen, die aber öffentlich nicht zitiert werden wollen.
Sein Frust komme nicht allein daher, dass das «gut gebrauchte» Feuerwehrauto aus Dorchheim an die Wehr in Hangenmeilingen, statt nach Elbgrund abgegeben werden soll. Dies sei lediglich der letzte Anstoß gewesen. «Immer wieder wird Elbgrund benachteiligt, wenn es um neue Ausrüstung geht. Immer wieder bekommen wir nur das, was die anderen schon abgelegt haben», betont Schneider.
Er kritisiert vor allem die Beschaffungspolitik: «Vieles aus der persönlichen Ausrüstung der Kameraden hat der Feuerwehrverein finanziert, obwohl das eigentlich die Aufgabe der Gemeinde wäre.» Dadurch würde dem Verein Geld entzogen. «Eigentlich müsste die Gemeinde das zahlen, was wir für unsere Arbeit unbedingt brauchen, und der Verein finanziert das, was zusätzlich wünschenswert wäre», beschreibt Bernd Schneider seine Vorstellung, wie es bei der Ausrüstung laufen sollte.
Besonders ärgert ihn, dass derzeit eine neue Pumpe, die für die Elbgrunder Wehr bestellt worden sei, bei der Gemeinde liege und nicht an die Feuerwehr ausgeliefert werde. Bürgermeister Hubert Lenz (parteilos) bestätigte der NNP, dass die Pumpe bereits seit zwei Wochen auf dem Bauhof liege. Der Hauptgrund dafür sei aber, dass nach einem ersten Probelauf noch kein Termin zur Übergabe an die Elbgrunder Wehr habe ausgemacht werden können.
Thiel: Angriffe hintenrum
Bernd Schneider betont, dass Elbgrund keine Kirchturmpolitik betreibe. Vielmehr habe die Ortsteilwehr zugestimmt, das neue Fahrzeug vom Typ TSF-W in Dorchheim aufzustellen, obwohl es laut der Beschaffungspläne der hessischen Innenministeriums für Elbgrund gedacht ist.
Für die Probleme mit der Feuerwehrausstattung macht Schneider nicht in erster Linie Politik und Verwaltung, sondern Gemeindebrandinspektor Holger Thiel aus Hangenmeilingen verantwortlich. Thiel benachteilige die Elbgrunder Wehr immer wieder, was Schneider auf persönliche Animositäten zurückführt: «Sobald jemand in einer Position ist, dass er etwas zu sagen hat, und dann den Mund aufmacht, gerät er in Konflikt mit dem Gemeindebrandinspektor.»
Holger Thiel weist diese Anschuldigungen gegenüber der NNP entschieden zurück. Vielmehr wirft er Bernd Schneider vor, dass dieser ihn immer nur «hintenrum» angehe. «Bei mir persönlich hat er diese Beschwerden nie angebracht», sagt Thiel. Für die Probleme mit der Materialzuweisung macht Thiel die Feuerwehr Elbgrund selbst verantwortlich. Über Jahre hinweg habe die Ortsteil-Feuerwehr es immer wieder nicht geschafft, ihre Material-Bedarfslisten vorzulegen, wie es die anderen Wehren problemlos getan hätten.
«Da gab es Entschuldigungen, dass man das vergessen oder zeitliche Probleme hätte, obwohl die Wehr auch nicht so groß ist, dass die Ausrüstung unüberschaubar würde», erinnert sich Thiel. Erst unter dem neuen Wehrführer Ernst Netsch sei die Liste wieder ordentlich eingereicht worden. Thiel betonte, dass zwischen den Feuerwehren der einzelnen Ortsteile immer wieder einmal Themen kontrovers diskutiert und auch nicht alle Entscheidungen einstimmig gefasst würden. Das müsse man in einer Demokratie auch akzeptieren.
Keine Lust auf Feuerwehr
In Elbgrund hält Bernd Schneider an der Kritik fest. Der Ortsteil sei aufgrund seiner verschiedenen Gefahrenpunkte der einzig sinnvolle Standpunkt für das TSF-W aus Dorchheim, und nicht etwa Hangenmeilingen. Zudem fürchtet Bernd Schneider um die Attraktivität der Feuerwehr für den Nachwuchs, wenn sie nur auf veraltetes Material zurückgreifen könne. «Wenn man mit der alten Pumpe nicht mehr üben kann, weil man eine halbe Stunde zum Anschmeißen braucht, dann macht das den Jugendlichen keinen Spaß, und irgendwann macht mir das dann auch keinen Spaß mehr.» vt