Limburg. Umgestürzte Bäume, vollgelaufene Keller. In Kirberg und Brechen schlugen Blitze in Häuser ein. Ein Zug blieb auf der Strecke, ein Baum begrub auf dem Campingplatz in Gräveneck ein Auto unter sich. Das Unwetter wütete am Donnerstagabend in der Region, doch insgesamt ging es noch glimpflich ab.
Ein Baum begrub auf dem Campingplatz in Gräveneck ein Auto unter sich. Ein Baum begrub auf dem Campingplatz in Gräveneck ein Auto unter sich  ...

Umgestürzte Bäume, vollgelaufene Keller, gestoppte Züge

Zuerst hieß es, eine Person sei eingeklemmt – das bewahrheitete sich zum Glück nicht. Als die Feuerwehr am Donnerstagabend auf dem Campingplatz des Weinbacher Ortsteils Gräveneck eintraf, hatte ein Baum ein Auto unter sich begraben. In Runkel und in Villmar landeten Bäume auf der Straße, in Kirberg schlug beim ersten Gewitter am frühen Abend ein Blitz in ein Haus ein. Die Hünfeldener Wehren rückten aus.

Bild: Ein Baum begrub auf dem Campingplatz in Gräveneck ein Auto unter sich.

Für die Bewohner endete es mit einem Schrecken: Sie konnten das Haus unverletzt verlassen. Die Niederselterser Feuerwehr leistete mit ihrer Drehleiter Unterstützung: So konnte per Wärmebildkamera von außen weitergesucht werden, um Schwelbrände auszuschließen.

Bild: In Kirberg schlug der Blitz in ein Wohnhaus ein. Zum Glück löste er kein Feuer aus.

Steckdosen herausgeflogen

Um 22.41 Uhr traf der Blitz ein Haus in Oberbrechen. „Steckdosen flogen raus, eine Wasserleitung wurde beschädigt“, berichtet Kreisbrandinspektor Georg Hauch. Zum Glück auch hier: Keine Verletzten. Die Feuerwehren im Kreis Limburg-Weilburg hatte am Donnerstagabend etwa 30 Einsätze.

Im Moment sind Ferien. Das heißt, Ferienspiele und Zeltlager, wie zum Beispiel in Mensfelden und Haintchen. Die Kinder auf dem Sportplatz am Mensfelder Kopf können zur Not in die Halle ausweichen. Die gleiche Möglichkeit haben die Kinder in Haintchen. Jeweils 100 Jungen und Mädchen plus Betreuer verbringen an beiden Orten zurzeit ihre Ferien. Die Mensfelder Kinder übernachteten alle im Sportlerheim. Auch die Selterser Kinder hatten keine Probleme: „Wir hatten Glück. Wir sind mit den Kindern gleich in die Turnhalle“, berichtet Verena Vormann, die mit Stefan Muth das Zeltlager des TV Niederselters auf dem Sportgelände in Haintchen leitet. „Wir waren vorher sogar noch im Schwimmbad.“

Die Kinder hatten sich dort vergnügt. Dann kehrten sie zurück auf den Platz, erlebten noch ein wenig Lagerfeuer-Romantik, packten ruhig ihre Sachen. Die Betreuer haben super reagiert, für die Kinder war es keine gefährliche Situation, sondern eher ein weiteres spannendes Abenteuer in den Ferien. „Wir haben sie in der Turnhalle schlafen lassen, vorher einen Kino-Abend gemacht und uns die Minions angeschaut“, sagt Verena Vormann.

Meldungen im Minutentakt

Keine große Katastrophe, aber viel zu tun: Insgesamt 37 Mal mussten die Feuerwehren im Westerwaldkreis am Donnerstagabend ausrücken, zwischen 16.52 Uhr und 17.56 Uhr ging der Melder zum Teil im Minutentakt, berichtet Kreisfeuerwehrinspekteur Axel Simonis. 14 umgestürzte Bäume mussten die Feuerwehrleute wegräumen und genauso viele Keller leerpumpen – vor allem in Montabaur. Im Aufzugsschacht der Stadthalle stand das Wasser 1,18 Meter hoch, die Tiefgarage war überschwemmt, der Wind hat das Dach des Kinos teilweise abgedeckt.

Bild: Das Dach des Kinos in Montabaur wurde teilweise abgedeckt. Das Aufräumen begann am Freitag.

Eine Frau hatte garantiert Todesangst: Ihr Auto drohte in Montabaur die Böschung herunter zu rutschen. Aber insgesamt habe der Westerwaldkreis Glück gehabt, sagt Axel Simonis. Es war ein „punktuell und örtlich begrenztes Unwetter“.

Mehrere Bäume stürzten auf die Bahngleise und machten die Strecken für den Regionalverkehr zwischen Limburg und Gießen sowie zwischen Limburg und Frankfurt vorübergehend unpassierbar.

Zwischen Eschhofen und Niederbrechen saßen 53 Reisende in einem Regionalexpress mehr als zwei Stunden fest, nachdem eine Baumkrone auf einen Triebabnehmer gestürzt war. Die Strecke musste in beide Richtungen voll gesperrt werden. Zwischen Idstein und Limburg wurde ein Bus-Ersatzverkehr eingerichtet. Zwischen Limburg und Weilburg entfiel die Regionalbahn 45. (pp , sbr ,hei)

Bild: 57 Reisende steckten am Donnerstagabend in dieser Regionalbahn bei Niederbrechen fest, weil ein Baum auf die Oberleitung gestürzt war.

Stromausfall

Ein Blitz war ins 10 000-V-Freileitungsnetz eingeschlagen. Deshalb kam es gestern Abend gegen 21.52 Uhr zu einer kurzen Unterbrechung in der Stromversorgung, teilt die Syna mit. Die Mitarbeiter der Syna-Netzleitstelle hätten alle Kunden bereits nach zwei Minuten wieder mit Strom versorgt. Folgende Orte waren betroffen: Arnoldshain, Bad Camberg, Bermbach, Beuerbach, Dombach, Dorfweil, Eisenbach, Esch, Glashütten, Haintchen, Kirberg, Heftrich, Kröftel, Mauloff, Münster, Nieder Oberrod, Niederems, Niederreifenberg, Nieder- und Oberselters, Nieder- und Oberbrechen, Oberreifenberg, Ohren, Reichenbach, Riedelbach, Schloßborn, Seelenberg, Schmitten, Steinfischbach, Würges, Wallrabenstein, Wörsdorf, Walsdorf, Villmar, Wüstems, Schwickershausen, Weyer, Wolfenhausen sowie Teile von Dauborn, Erbach und Oberems.

Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.