Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.Beselich. Seit knapp zwei Monaten liegt den Beselicher Gemeindevertretern der Bedarfs- und Entwicklungsplan (BEP) für die Feuerwehr vor. Verfasst wurde er vom stellvertretenden Gemeindebrandinspektor Christian Hief. Das gut 100 Seiten starke Werk sieht in den kommenden zehn Jahren einigen Investitionsbedarf in den vier Abteilungen ...

Bedarfs- und Entwicklungsplan für die Feuerwehr sieht Investitionsbedarf

VON KATJA MIELCAREK

Andere Gemeinden ließen den BEP von externen Experten erstellen und gäben dafür 10 000 Euro aus. Beselich habe seinen stellvertretenden Gemeindebrandinspektor Christian Hief, der das Werk alleine erstellt habe, freute sich Bürgermeister Michael Franz (parteilos) in der Gemeindevertretersitzung Anfang November. Damals wurde der Entwurf des Bedarfs- und Entwicklungsplans an die Gemeindevertreter ausgegeben. Der Wehrführerausschuss habe den Plan schon einstimmig abgesegnet, teilte Franz mit.

Als nächstes werden sich in Beselich der Haupt- und Finanzausschuss und der Bauausschuss mit dem rund 100-seitigen Werk beschäftigen, bevor die Gemeindevertreterversammlung ihr Votum abgibt. Das alles solle möglichst zeitnah geschehen, kündigte Franz an. Denn erst wenn der BEP beschlossen sei, könnten die Zuschüsse für die notwendigen Anschaffungen oder Um- und Neubauten beantragt werden.

Der gesetzlich vorgeschriebene BEP enthält für Beselich eine detaillierte Beschreibung der Gefährdungspotenziale in der Gemeinde, einen sich laut Feuerwehr daraus ergebenden Soll-Stand in Gegenüberstellung des Ist-Stands der vorhandenen Fahrzeuge, Gerätehäuser, Ausstattung und Ausrüstung sowie eine Analyse der Mannschaftsstärke und -ausbildung.

Ziel ist, dass die Feuerwehr in den allermeisten Fällen (95 Prozent) mit sechs Mann innerhalb von zehn Minuten und mit weiteren neun Mann nach 15 Minuten am Einsatzort ist. Der BEP soll mindestens alle zehn Jahre fortgeschrieben werden.

Ein etwa 30 Zeilen langes Gutachten eines Büros für Brandschutzplanungen zum Beselicher Bedarfs- und Entwicklungsplan liegt den Gemeindevertretern ebenfalls schon vor. Es bescheinigt eine „professionelle, vollständige und einwandfreie Abarbeitung“.

Besondere Gefahrenschwerpunkte in Beselich

Die Beselicher Feuerwehr muss sich auf schwere Unfälle auf der B 49, die durch Obertiefenbach und Heckholzhausen führt, einstellen. Große Lagerflächen für zum Teil brennbare oder umweltgefährdende Stoffe, kunststoffverarbeitendes Gewerbe, eine Schreinerei und eine große Kfz-Werkstatt, die Kreisabfalldeponie, das Hochregallager in Obertiefenbach oder Gefahrstofftransporte einer Spedition in Schupbach könnten zu Einsätzen führen, mit denen andere Wehren nicht konfrontiert werden. Auf solche Situationen müssten die Wehrleute vorbereitet sein, sowohl durch ihre Ausbildung als auch durch ihre Ausstattung.

Welche Fahrzeuge sollten laut Feuerwehr angeschafft werden?

Für die Abteilung Obertiefenbach müsste nach Einschätzung der Feuerwehr ein Staffel-Löschfahrzeug 20/25 angeschafft werden. Es hat einen Löschwassertank mit 2500 Litern, kann 2000 Liter pro Minute pumpen und kostet etwa eine Viertelmillion Euro. Außerdem fehle ein Lkw mit Pritsche und Ladebordwand – ein sogenannter Gerätewagen-Logistik – mit dem entsprechenden Beladungsmodul Gefahrgut. Beides zusammen kostet etwa 130 000 Euro. Bis 2021 sollten außerdem weitere Beladungsmodule im Wert von rund 60 000 Euro angeschafft werden. Für Heckholzhausen empfiehlt die Feuerwehr die Anschaffung eines Mittleren Löschfahrzeugs für etwa 100 000 Euro. Das vorhandene wasserführende Tragkraftspritzenfahrzeug könne dann nach Schupbach gehen. Ein Einsatzleitwagen für Obertiefenbach wird derzeit beschafft.

Wo liegen laut Feuerwehr Defizite bei den Gerätehäusern?

Sollten die Fahrzeuge angeschafft werden, wie von der Feuerwehr empfohlen, müsste in Obertiefenbach angebaut werden. Eine Leichtbauhalle könnte helfen, um den neuen Gerätewagen samt seinen Beladungsmodulen unterzubringen. Beim Feuerwehrhaus in Heckholzhausen gibt es dringenden Handlungsbedarf, sagt die Feuerwehr: Feuchtigkeit hat die Bausubstanz angegriffen, die Fahrzeugstellplätze entsprechen nicht den gültigen Vorgaben. Ein Umbau sei nicht sinnvoll, deshalb solle an anderer Stelle neugebaut werden. In Schupbach hält die Feuerwehr eine Modernisierung der Unterbringung von Einsatz- und Übungsbekleidung für notwendig. Außerdem schlägt sie eine Schlauchwaschanlage in der Gemeinde vor, die in Zusammenarbeit mit anderen Kommunen angeschafft und betrieben werden könne.

Wie ist die personelle Situation in den Abteilungen?

Grundsätzlich hat jede der vier Abteilungen der Gemeinde Beselich mehr aktive Mitglieder als sie rein rechnerisch bräuchte. Allerdings kann tagsüber nur in Obertiefenbach innerhalb der Hilfsfrist mit den geforderten zwölf Einsatzkräften gerechnet werden. Viele der Feuerwehrleute arbeiten beispielsweise außerhalb der Gemeinde. Die Feuerwehr schlägt vor, durch entsprechende Werbung den Stamm der Einsatzkräfte zu vergrößern. Nachts gibt es kein Problem mit der Zahl der Einsatzkräfte.

Auch bei der Ausbildung der Feuerwehrleute gibt es an einigen Stellen Nachholbedarf. So gibt es in Schupbach seit Jahren zu wenige Atemschutzträger. Für die Ausbildung mit besonderen Gefahrenarten (technische Hilfe sowie atomare, biologische und chemische Gefahren) gibt es zu wenige Plätze in den Lehrgängen.

Kommentar: Der Blick von außen macht Sinn

Der stellvertretende Gemeindebrandinspektor Christian Hief hat einen nahezu perfekten, gut nachvollziehbaren und bis ins Kleinste ausgearbeiteten Bedarfs- und Entwicklungsplan für die Beselicher Feuerwehr vorgelegt. Ihm gebührt jede Anerkennung und ein großer Dank für sein Engagement. Und trotzdem wäre es besser gewesen, wenn sich die Gemeinde Beselich eines externen Experten bedient hätte, der nicht nur die bestmögliche Ausstattung der Feuerwehr im Blick gehabt hätte.

Er hätte der Gemeinde vielleicht die notwendigen Anstöße geben können, sich Gedanken um die Zukunft ihrer Wehr und der Sicherheit ihrer Bürger zu machen. Denn solange die Einsatzstärke in drei von vier Abteilungen tagsüber nicht erreicht wird, hat die Feuerwehr ein Problem. Da helfen dann auch keine zusätzlichen Fahrzeuge, keine bessere Ausstattung und keine neuen Gerätehäuser. Der Tatsache, dass ein großer Teil ihrer Bürger – und damit auch ihrer Feuerwehrleute – zum Arbeiten die Gemeinde verlassen, müssen sich nicht nur die Beselicher stellen. Verstärkt Werbung für die Wehr zu machen und noch mehr Engagement als bisher schon in die Kinder- und Jugendfeuerwehr zu stecken, wird keine Wende bringen. Die Feuerwehrleute sind da schon heute sehr rege.

Wenn wir ehrlich sind, müssen wir den Gedanken zulassen, dass auf Dauer nicht alle Ortsteilwehren zu halten sein werden, jedenfalls nicht als eigenständige Einsatzabteilungen. Die Gemeinden kommen nicht umhin, ernsthaft über die Zusammenlegung von Abteilungen nachzudenken, um auch tagsüber die notwendige Einsatzstärke garantieren zu können. Das ist unangenehm und verspricht viel Ärger. Niemand möchte in den Verdacht kommen, die beispielhafte Einsatzbereitschaft der Feuerwehrleute nicht wertzuschätzen.

Aber darum geht es nicht. Es geht darum, sich mit den Realitäten auseinanderzusetzen, die die heutige Gesellschaft mit sich bringt. Viele Kommunen tun das schon. Und die Beselicher Gemeindevertreter sollten sich zumindest offensiv dieser Diskussion stellen, bevor sie den Bedarfs- und Entwicklungsplan absegnen. Ihn zu verabschieden, um Ärger aus dem Weg zu gehen und die einzelnen Maßnahmen dann immer weiter zu verschieben, wäre unaufrichtig. Und die einzelnen Maßnahmen wider besseren Wissens umzusetzen, wäre Geldverschwendung.

Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.

 


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