Limburg-Weilburg.Für die einen ein rotes Tuch, für die anderen einfach Notwendigkeit: Die freiwilligen Feuerwehren sollen in Zukunft zusammenrücken. Denn die Personaldecke schrumpft vielerorts. Fahrzeuge sind teuer. Und einige Gerätehäuser entsprechen nicht mehr den heutigen Vorschriften und Bedürfnissen. Feuerwehrleute wehren sich allerdings dagegen, dass allein die Kosten entscheiden ...

Die Elbtaler Feuerwehrleute haben bereits ein gemeinsames, zentrales und modernes Domizil. In anderen Orten sträuben sich Wehrleute aus unterschiedlichen Gründen gegen Fusionen - Foto: Heike LachnitBild: Die Elbtaler Feuerwehrleute haben bereits ein gemeinsames, zentrales und modernes Domizil. In anderen Orten sträuben sich Wehrleute aus unterschiedlichen Gründen gegen Fusionen - Foto: Heike Lachnit

Nicht nur Kosten

Von HEIKE LACHNIT

Das Thema Zusammenlegung von Ortsteil-Wehren ist ein sensibles Thema. Die Politik führt finanziellen Gesichtspunkte an, die Feuerwehren sprechen sich dagegen aus. Doch nicht nur die Finanzen spielen dabei eine Rolle, sondern auch die Einhaltung der Hilfsfristen sowie die gesellschaftliche Bedeutung der Wehren vor Ort.

Im gesamten Landkreis gibt es mit der Freiwilligen Feuerwehr Elbtal sowie mit der Feuerwehr Runkel/Schadeck zwei bereits zusammengelegte Wehren. Die Ortsteilwehren Runkel-Hofen und Eschenau befinden sich im Prozess der Zusammenlegung. Während in Elbtal die Initiative von der Gemeinde ausging, trieben in Runkel die Feuerwehrleute selbst den Prozess voran.

Der Elbtaler Gemeindebrandinspektor (BBI) bilanziert: „Für uns war es der richtige Schritt und wir blicken auf eine positive Entwicklung.“ Aber das Konzept lasse sich nicht einfach auf andere Gemeinden übertragen. Die Ortsteilwehren Elbgrund, Dorchheim, Hangenmeilingen und Heuchelheim arbeiten seit 2013 zusammen als Feuerwehr Elbtal. Das Gerätehaus steht in Dorchheim und von dort können alle Ortsteile innerhalb der Hilfsfrist von zehn Minuten erreicht werden.

Dem voraus ging ein Bedarfs- und Entwicklungsplan, der viele Missstände aufzeigte. Nach diesem Plan hätte die Gemeinde mehrere Fahrzeuge anschaffen und einiges in die Sanierungen der vorhandenen Gerätehäuser stecken müssen. Das war für die Gemeinde nicht finanzierbar, so dass in den Ausschüssen über eine mögliche Zusammenlegung beraten wurde. „Von Feuerwehrseite aus haben wir der Gemeinde zugestimmt“, so Weimar. Bis dahin haben die Ortsteilfeuerwehren immer wieder gemeinsame Übungen gemacht und Hangenmeilingen sowie Heuchelheim arbeiteten bereits unter gemeinsamer Führung. Daraufhin entschied sich die Gemeinde, ein neues Feuerwehrgerätehaus zu bauen. Die Kosten für den Neubau betrugen insgesamt 1,2 Millionen Euro. Die laufenden Unterhaltskosten konnten um 7000 Euro gesenkt werden. Die Kosten für die Beschaffung feuerwehrtechnischer Geräte konnte um 5000 Euro gesenkt werden. Es seien zwar zehn Kameraden abgesprungen, aber es konnten auch neue Kameraden gewonnen werden, vor allem junge Leute, so der GBI. Seit drei Jahren zähle die Einsatzabteilung konstant 48 Aktive. „Wir sind gut zusammengewachsen, da wir uns auch vorher alle schon kannten“, so Weimar.

Auch die Ausrückzeiten hätten sich nicht verschlechtert. Im Gegenteil, die einzelnen Fahrzeuge können schneller besetzt werden. Mit dem neuen Gerätehaus gründete die Feuerwehr Elbtal auch eine Kinderfeuerwehr. „Wir können Dinge umsetzen, welche uns vorher nicht möglich waren“, so Weimar. In den Ortsteilen selbst sind weiterhin die Feuerwehrvereine aktiv und beteiligen sich an den Veranstaltungen.

Ein paar sind gegangen

Auch die freiwilligen Feuerwehren der Ortsteile Runkel und Schadeck sind seit 2013 zusammengelegt - Foto: Heike LachnitBild: Auch die freiwilligen Feuerwehren der Ortsteile Runkel und Schadeck sind seit 2013 zusammengelegt - Foto: Heike Lachnit

In Runkel ging dieser Prozess von der Feuerwehr selbst aus, so der GBI Andreas Schuld. „Keiner hat uns gesagt, das wir das tun müssten.“ Das ehemalige Feuerwehrgerätehaus befand sich vor der Burg in Runkel und es war sehr beengt. Auch die Situation in Schadeck war mehr als beengt. Zudem gab es keine Werkstatt oder Lager für das Stadtgebiet. 2001 saßen die Wehren Runkel und Schadeck das erste Mal zusammen, um über eine Zusammenlegung zu sprechen. 2006 erfolgte ein Antrag für ein gemeinsames Domizil und 2011 fand der Spatenstich statt. Seit 2012 wird vom gemeinsamen Feuerwehrgerätehaus gearbeitet. „Das jetzige Gelände gehörte der Stadt, so dass kein Grundstück gekauft werden musste“, so Schuld. In dem jetzigen Gebäude können die Schläuche gepflegt und die Atemschutzgeräte aller Ortsteilwehren geprüft werden. Dort befinden sich auch das Lager sowie ein Waschplatz für alle Wehren.

Parallel zu dem Neubau fanden ab 2010 die Einsätze gemeinsam statt, um sich besser kennenzulernen. Natürlich war die Zusammenlegung durch Veränderungen bestimmt. „Die Schadecker hatten vor der Zusammenlegung fünf bis sieben Einsätze im Jahr“, berichtet Schuld. „Inzwischen fahren sie 50 bis 80 Einsätze.“ Zudem sei die Fahrzeugausstattung für alle neu gewesen, so dass sich alle Einsatzkräfte erstmal damit zurechtfinden mussten. Andreas Schuld: „Es sind ein paar gegangen, es sind neue Kameraden hinzugekommen, von der Einsatzstärke waren wir immer stabil.“ Für Hofen und Eschenau wurde jetzt eine Zusammenlegung beantragt, da beide Ortsteilwehren alleine nicht mehr genügend Personal stemmen können. Auch die Zusammenlegung von Steeden und Dehrn sind in der Überlegung, da die vorhandenen Gebäude nicht mehr ausreichend sind und beide Wehren Probleme haben, auf ihren Soll zu kommen.

„Seit 2007 sind wir alle Feuerwehr Runkel mit einheitlichen Fahrzeugen“, erklärt Schuld, „Und wir arbeiten in vielen Dingen zusammen.“ Aber er weist auch darauf hin, dass Ennerich bestehen bleiben müsse, da diese die Hilfsfrist gewährleisten, wenn die Bahnschranken geschlossen sind. Insgesamt habe sich der Neubau des Gerätehauses für die gesamte Stadt Runkel gelohnt. Doch Andreas Schuld sieht auch einen Nachteil in der Zusammenlegung und dem Gerätehaus am Ortsrand: „Früher waren wir mitten in der Stadt und heute werden wir nicht mehr so wahrgenommen.“ Daher möchten die Wehrleute künftig auch Übungen mitten im Ort absolvieren.

Thomas Schmidt, Vorsitzender vom Kreisfeuerwehrverband, hat eine klare Meinung zum Zusammenlegen von Ortsteilwehren: „Eine Zusammenlegung sollte nicht aus monetärer Sicht erfolgen, sondern nur, wenn es die Mannschaften von sich aus wollen.“ Er plädiert ganz klar für den Erhalt der Ortsteilwehren. Die Erfahrungen würden zeigen, dass bei einer Zusammenlegung die Wehr vor Ort fehlt und damit gehe die Identifizierung mit der Feuerwehr verloren. Die Bindung an den Ortsteil sei einfach stärker als an die Gesamtkommune. Die Feuerwehren übernehmen nicht nur den Brandschutz, sondern sie erfüllen auch eine gesellschaftliche Aufgabe innerhalb der Ortsteile. Zudem sei die Mitgliederwerbung vor Ort einfacher.

In zehn Minuten vor Ort

Auch in Limburg ist eine Zusammenlegung kein Thema, so Stadtbrandinspektor René Jung. Aber er zeigt auf, dass die Wehren eng zusammenarbeiten. Bei einer Alarmierung in Limburg oder seinen Ortsteilen wird die Kernstadt immer mit alarmiert. Bei einem Wohnungsbrand fahren zwei Wehren raus, sind Menschenleben in Gefahr, sogar drei.

Kreisbrandinspektor Georg Hauch zeigte auf einer Landkarte, dass nicht in allen Kommunen von einem Standort aus die Hilfsfrist von zehn Minuten eingehalten werden kann. Daher sei es nicht damit getan, aus finanziellen Gründen eine Zusammenlegung zu fordern.

Der Hadamarer Stadtbrandinspektor Jürgen Horn kann dies bestätigen. Es gebe keinen Standort, von dem aus alle Stadtteile innerhalb von zehn Minuten erreichbar wären. Dennoch kooperieren die Wehren. Und jede Wehr übernimmt eine Sonderaufgabe: So hat die Feuerwehr Niederhadamar ein Rettungsboot, während die Niederzeuzheimer das Katastrophenfahrzeug besitzen und die Oberzeuzheimer einen extra Schlauchwagen. Damit können sich die Wehren optimal gegenseitig unterstützen.

Stefan Weimer, Gemeindebrandinspektor von Elbtal - Foto: Heike LachnitBild: Stefan Weimer, Gemeindebrandinspektor von Elbtal - Foto: Heike Lachnit

Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.

 

 

 


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