Hünfelden. Gemeindebrandinspektor Mario Bauer über die aktuelle Lage im Brandschutz – Hauptamtliche Stelle zur Entlastung von Ehrenamtlichen nötig ...

Mario Bauer ist seit 2016 Gemeindebrandinspektor der Gemeinde Hünfelden. Zuvor war er in seinem Heimatort Heringen schon als stellvertretender Wehrführer in führender Position tätig. Unser Mitarbeiter Robin Klöppel hat mit dem Chef von 207 Hünfeldener aktiven Helfern über die aktuelle Lage im Brandschutz in seiner Gemeinde gesprochen.

Herr Bauer, Gerade ist bei den Hünfeldener Feuerwehren die Entlastung der Ehrenamtler ein großes Thema, um wieder mehr Interessenten für Ehrenämter in den gemeindlichen Feuerwehren zu finden. Wie hoch ist denn Ihre Belastung als Gemeindebrandinspektor?

MARIO BAUER: Ich habe das Glück, dass ich von meinen Stellvertretern gute Unterstützung habe, mir beruflich meine Zeit frei einteilen und auch mal tagsüber Feuerwehrtermine machen kann. Aber die verlorene Zeit muss ich ja abends wieder reinholen. Ich bin im Schnitt täglich vier Stunden mit der Feuerwehrarbeit befasst. Es geht um Ausbildungsplanung, Materialbeschaffung, Rechnungsprüfungen, die Festlegung von Alarm- und Ausrückeplänen und natürlich auch Bedarfs- und Entwicklungspläne. Atemschutz ist auch immer ein großes Thema und natürlich die Schutzkleidung für unsere Aktiven. Die muss alle zehn Jahre erneuert werden.

Wie könnte die Kommune Sie noch mehr unterstützen?

BAUER: Eigentlich ist Feuerwehrarbeit Pflichtaufgabe der Kommunen, aber in der Hünfeldener Gemeindeverwaltung gibt es noch keine hauptamtliche Stelle zur Entlastung von uns Ehrenamtlichen dafür. Bürgermeisterin Silvia Scheu-Menzer und viele andere Mandatsträger sehen ebenso wie ich den Bedarf, mindestens eine halbe Stelle im Rathaus zu schaffen. Der Bürokratieaufwand für uns wird immer größer. Es wäre gut, wenn da uns die Verwaltung in Zukunft Arbeit abnehmen könnte. Aber bis so etwas umgesetzt werden kann, dauert es immer etwas. Ich denke aber, die Gemeindepolitiker wissen, wir fordern nichts, was nicht auch dringend für die fachgerechte Weiterführung unserer Arbeit vonnöten wäre. In Hünfelden werden wir von der Gemeindepolitik im Allgemeinen hervorragend unterstützt. Was wir an nötigen Anschaffungen nachvollziehbar begründen, das wird in der Regel auch bewilligt. Die heimischen Kommunen könnten die ehrenamtlichen Einsatzkräfte künftig noch besser unterstützen und Arbeitsvorgänge erleichtern, wenn in den Bereichen Sachbearbeitung für die Feuerwehren und Gerätewartung mehr als bisher überkommunal zusammengearbeitet würde. Gerätewartung ist eine zeitintensive Aufgabe, die von einem Ehrenamtler alleine in der heutigen Zeit kaum noch zu leisten ist. Manche Geräte müssen zwingend alle vier Wochen überprüft werden. Das könnte künftig etwa ein als Feuerwehrmann ausgebildeter Bauhofmitarbeiter mit einer Zusatzqualifikation machen.

Haben Sie in Hünfelden Probleme, genug Feuerwehrnachwuchs zu finden?

BAUER: Mit 207 aktiven Kräften im Bereich der Gemeinde Hünfelden können wir aktuell sehr zufrieden sein. Wir haben sieben Ortsteilfeuerwehren und das soll auch so bleiben. Die große Bereitschaft für Feuerwehrarbeit liegt in unserer Gemeinde auch daran, dass das Klima in den Wehren über die Jahre ein ganz anderes geworden ist. Wir fühlen uns auf Gemeinde-ebene als große Gemeinschaft. So gibt es drei Löschgruppen aus zwei bis drei Ortsteilen, die zusammen üben. Dadurch, dass die Kameraden aus den verschiedenen Ortsteilen dann auch Einsätze gemeinsam fahren, ist auf Gemeindeebene mittlerweile ein hoher Teamgeist entstanden. Wir haben für unser Zukunftskonzept sogar zwei Preise gewonnen. Feuerwehrleute sprechen Bürger aus ihrem Umfeld gezielt an, ob sie nicht auch Lust haben, zur Wehr zu kommen. Das System der persönlichen Ansprache funktioniert recht gut. Alleine 2017 haben wir dadurch 14 Aktive dazugewonnen. Wir versuchen auch, unsere Arbeit über die Presse, unsere Webseiten und die sozialen Medien zeitnah umfassend darzustellen und öffnen zum Beispiel bei Tagen der offenen Tür für die Bevölkerung. Die Aktiven haben nach außen eine positive Ausstrahlung, unsere Führungsarbeit ist transparent. Die Aktiven bekommen auch einige Anreize zur weiteren Mitarbeit, kostenlose Schwimmbad- und Fitnessstudiobesuche sowie im Sommer Aquafitnesstraining.

Wie läuft es in der Jugendarbeit?

BAUER: Nach unseren Erfahrungen bleibt von zehn Kindern, die heute anfangen, später oben in der Einsatzabteilung nur eines hängen. Wir versuchen mittlerweile, früher den Kontakt mit den Kindern herzustellen unter anderem über Brandschutzfrüherziehung. Wir haben mittlerweile in allen Ortsteilen Kinderfeuerwehren mit aktuell 87 Kindern, 75 Aktive darüber in den Jugendfeuerwehren. Die, die irgendwann aufhören, begründen das oft mit ihrer Ausbildung oder dem Start eines Studiums. Andere sagen, sie haben andere Interessen wie zum Beispiel viele Jungs dann Fußball. Von daher ist es wichtig, mehrere Kinder aus einer Clique in die Wehr zu bekommen, denn dann ist die Chance größer, dass sie dauerhaft dabeibleiben. Wir bieten den Kindern auch einiges über die Feuerwehrausbildung hinaus, Teilnahme an Zeltlagern oder Ausflüge wie in den Moviepark Bottrop, der aktiven Feuerwehrleuten vergünstigten Eintritt bietet.

Wie gewinnt man neue Führungskräfte?

BAUER: Nicht, indem man Interessenten immer mehr Pflichten aufbürdet. Es sind beispielsweise schon acht Lehrgänge Pflicht, um Gemeindebrandinspektor in einer Gemeinde wie Hünfelden werden zu können. In Großstädten gibt es noch mehr Pflichtlehrgänge. Auch die Einsatzkoordinierung wird immer anspruchsvoller. So sind die letzten Jahre immer mehr Unwetter festzustellen, mit deren Folgen wie Überschwemmungen oder Beseitigung umgestürzter Bäume die Aktiven zu kämpfen haben. Für 2017 hatten unsere Kameraden 3.022 Stunden für Einsätze und 3.370 Stunden für Lehrgänge und Seminare aufzuwenden. Wenn man das mit Hauptamtlichen stemmen müsste, wären das alleine 18 Vollzeitstellen. Die Zahl der Brände hat zum Glück die letzten Jahre nicht zugenommen, weil in der heutigen Zeit der Brandschutz besser als früher ist, in jedem Haus ein Rauchmelder vorhanden sein muss, der oft schon Leben gerettet hat. Trotzdem waren es im letzten Jahr im Gemeindebereich 85 Einsätze, also im Schnitt in 4,3 Tagen einer. Wir haben einen ebenfalls nur aus Freiwilligen bestehenden Katastrophenschutzzug mit 33 Einsatzkräften, die schon mal beim Hochwasser im Osten aktiv waren oder zuletzt bei der Flüchtlingswelle für Lager in Limburg und Runkel Feldbetten aufstellten.

Kommen tagsüber zu Einsätzen noch genügend Aktive?

BAUER: In Hünfelden ist problematisch, dass wir eine Auspendelkommune sind. Einige Aktive sind dann tagsüber nicht vor Ort . Aber wir haben im gemeindlichen Bauhof sieben Leute, die Feuerwehrkameraden sind, aber noch konzeptionell mit eingebunden werden müssten. Ich weiß vorher nie, wie viele Kameraden zur Verfügung stehen. Doch aufgrund der Erfahrung werden lieber mehr Ortsteile alarmiert, damit auch am Einsatzort genügend Kräfte schnell zur Verfügung stehen. Das klappt so gut.rok

Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.

 

 

 


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