Limburg-Weilburg. Polizisten, die beleidigt werden, Rettungssanitäter, die bedroht werden, Feuerwehrleute, die sich rechtfertigen müssen, nur weil sie ihre Arbeit machen. Auch im Kreis Limburg-Weilburg müssen sich Retter immer häufiger neben der eigentlichen Arbeit mit Attacken und fehlendem Respekt und herumschlagen ...

Retter im Einsatz - (c) NNP/FNPBild: Retter im Einsatz - (c) NNP/FNP

Respekt vor Rettern: Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst berichten von einer beunruhigenden Entwicklung

Die Polizei bemerkt eine zunehmende Verrohung der Gesellschaft. Im Landkreis Limburg-Weilburg seien sowohl 2016 als auch 2017 rund 30 Mal „Widerstand gegen Polizeibeamte“ angezeigt worden. Auch für das Jahr 2018 werde die Zahl in einem ähnlichen Bereich liegen, teilt Sprecherin Claudia Schäfer-Simrock mit. „Je rund zehn Fälle weniger wurde 2013, 2014 sowie 2015 zur Anzeige gebracht.“ Ein Widerstand liege vor, wenn sich jemand mit Gewalt oder durch Drohung mit Gewalt gegen eine polizeiliche Maßnahme zur Wehr setze.

Statistisch nicht separat erfasst würden hingegen Strafanzeigen wegen Beleidigungen und/oder Bedrohungen gegen Polizisten. „Beamte werden bei einfachsten Sachverhalten unter anderem beleidigt, bedroht und bespuckt, wie im vergangen Frühjahr bei einer ,Ruhestörung‘“, teilt die Sprecherin mit. „Der damals 40-jährige hatte bereits den ganzen Tag über seine Nachbarn mit Lärm und überlauter Musik terrorisiert. Der am frühen Abend hinzugerufenen Streife öffnete er nicht einmal die Wohnungstür. Nachdem die Beamten sich dann doch Zugang verschafft hatten, zeigte sich der leicht Alkoholisierte renitent, beleidigte und bespuckte die Beamten sofort, drohte diese umzubringen und ging mit einer Flasche auf sie los.“ Dieser Fall zeige, dass sobald Alkohol oder Drogen im Spiel seien, die Beamten jederzeit mit Widerständen rechnen müssten.

Bullhörner und Sichtschutz

Aber auch in der Öffentlichkeit mischten sich oft Unbeteiligte in polizeiliche Maßnahmen ein. So berichteten Streifen von Kontrollen, bei denen sich plötzlich Unbeteiligte einmischen und stören, so dass gegen diese auch Platzverweise erteilt werden müssten.

Für den Gemeindebrandinspektor von Elz, Hilmar von Schenck, ist diese Entwicklung eine Mischung aus mangelndem Respekt, Empathielosigkeit und Ignoranz. Diese beobachte er leider schon seit Jahren – er ist seit 40 Jahren bei der Feuerwehr –, und worauf die Elzer Feuerwehr habe reagieren müssen: mit Bullhörnern und Sichtschutzwänden. „Das ist eine Reaktion auf eine Entwicklung, die nicht besser wird“, sagt er. Er hat den Eindruck, dass sich immer mehr Menschen künstlich aufregen und dazu beitragen, dass wir zu einer „Empörungsgesellschaft“ werden, unter der Rettungskräfte zunehmend leiden.

Die Bullhörner sind akustische Warnsignale mit einem tiefen durchdringenden Ton, die neben dem Martinshorn von der Elzer Wehr vor allem auf der Autobahn eingesetzt werden, um Lkw-Fahrer zu bewegen, in einem Stau die mittlere Spur freizugeben, damit die Autofahrer eine Rettungsgasse für Feuerwehrautos bilden können. „Lkw-Fahrer sind oft sehr phlegmatisch“, sagt von Schenck diplomatisch.

Die Sichtschutzwände habe die Elzer Feuerwehr angeschafft, um Verletzten, die auf der Straße reanimiert werden, oder Menschen, die nach einem Unfall im Sterben liegen, ihre Würde zu bewahren. Immer wieder würden Schaulustige stehen bleiben und zugucken, manchmal sogar Mütter mit kleinen Kindern, was von Schenck nicht versteht. „Heute filmen sie auch noch mit ihren Smartphones. Jeder normale Mensch würde doch einfach weitergehen“, sagt er.

Vieles wird nicht gemeldet

„Verbale Entgleisungen“ von Autofahrern seien ebenso an der Tagesordnung bei Feuerwehreinsätzen wie anschließende Beschwerden von Bürgern, die Feuerwehr würde „rasen“ und sei mit dem Martinshorn außerdem viel zu laut. „Wenn ich gefragt werde, ob wir immer so rasen müssen, antworte ich immer: Wir fahren ja nicht zum Brötchen holen.“ Schon allein aus Gründen des Versicherungsschutzes müsse sich die Feuerwehr, wenn sie im Einsatz sei, das Martinshorn einschalten.

„Verbale Angriffe und Bedrohungen gehören nach Aussagen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter inzwischen zum Tagesgeschäft der Rettungskräfte“, sagt der Sprecher des Landkreises, Jan Kieserg über die Erfahrungen von Rettungssanitätern. Sogar zu Körperverletzungen und Nötigungen und Bedrohungen mit einer Waffe könne es in Einzelfällen kommen. Aber nicht immer hätten solche Erlebnisse eine Anzeige zur Folge. Weil der Eindruck entstanden sei, dass die Verfolgung solcher Straftaten „im Sande verläuft“, habe dazu geführt, „dass nur wenige Angriffe gemeldet werden“.

„Festzuhalten bleibt eine niedrigere Hemmschwelle für Angriffe – egal ob verbal oder körperlich – auf Einsatzkräfte im Rettungsdienst“, teilt Kieserg mit und begründet dies unter anderem damit, „dass die Patienten teilweise alkoholisiert sind“. Aber auch Nachbarn oder unbeteiligte Dritte würden sich in die Behandlung einmischen, „beispielsweise durch Filmen“. Die Einsatzkräfte im Rettungsdienst würden deshalb regelmäßig in „Deeskalations-Strategien“ geschult, damit diese Situationen nicht aus dem Ruder laufen.

„Problematisch ist auch der Respekt gegenüber dem Rettungsdienst im Allgemeinen einzuschätzen“, sagt Kieserg. Auf Einsätze mit Martinshorn werde kaum Rücksicht genommen. „So werden Rettungswagen mit Sondersignal überholt, blockiert oder bedrängt.“ red

Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.

 

 

 


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