Weilmünster. "Es brennt! Die Feuerwehr ist da, also muss es brennen! Da rennen sie schon am Gebäude vorbei und rollen in voller Ausrüstung große Schläuche aus. Oh je, das Dach muss brennen ...
Bild: Feuerwehrunterricht an der Weiltalschule Weilmünster
Da kommen drei mit einer riesenlangen Leiter angerannt. Gleich muss der Alarm losgehen und die Mathematikarbeit fällt aus. Aber ... Moment mal ... die Feuerwehrleute sind doch maximal 15-16 Jahre alt und die meisten kenne ich doch! Das sind doch auch Weiltalschüler! Was ist denn hier los? Warum sind die nicht im Unterricht?"
Diese Gedankengänge gingen bestimmt den Schülern – wie auch wahrscheinlich einigen Lehrkräften – durch den Kopf.
Alle Beobachtungen waren richtig. Bis auf die Tatsache, dass sich die Schüler im Unterricht befinden: Im Feuerwehrunterricht. Den gibt’s seit Beginn des Schuljahres 2018/19 nämlich an der Weiltalschule Weilmünster. Das hessische Innenministerium fördert diese Art von Ausbildung an den Schulen und aus diesem Grund nahm der Gemeindebrandinspektor Peter Schwarz die Idee auf und ließ ein Konzept zur Umsetzung von diesem Feuerwehrunterricht in Schulen entwickeln.
Umsetzbar war dieses jedoch nur dank der begeisterten Unterstützung der Schulleiterin Frau Schmittel (vielen Dank hierfür von Seiten der Feuerwehr) und des enormen Engagements vieler Feuerwehrleute aus der Großgemeinde. Diese werden von ihren Arbeitgebern extra freigestellt, gehen später zur Arbeit oder nehmen sogar Urlaub, um den Unterricht zu halten.
"Wasser Marsch"
Ohne Schutzkleidung können die Schüler natürlich nicht arbeiten. Also wurden die Fördergelder des Landes genutzt, um die komplette Schutzausrüstung anzuschaffen. Dass alle Beteiligten begeistert und konstruktiv dieses Projekt unterstützen, zeigt an dieser Stelle, dass die Hausmeister der Weiltalschule kurzerhand eine "Kleiderkammer" gebaut haben.
Bild: Feuerwehrunterricht an der Weiltalschule Weilmünster
Jeden Freitagmorgen kommen nun freiwillige Feuerwehrleute und "scheuchen" Schüler der Jahrgangsstufe neun oder zehn über das Schulgelände. Hierbei erklären sie im Sinne von "learning by doing" verschiedene Einsatzszenarien der Feuerwehr. Dass dieser alternative Unterricht Spaß macht, sieht man an den Gesichtsausdrücken aller Beteiligten.
Aber was ist der Sinn hinter diesem Konzept? Jede Gemeinde und Stadt in Deutschland muss bekannterweise eine Feuerwehr unterhalten. Die Aufgabenbereiche sind außer der klassischen Brandbekämpfung beispielsweise auch die Hilfeleistung (bei Unfällen, Hochwasser, ...). Die Freiwilligkeit der Feuerwehrleute ist die einzige Möglichkeit, diesen Bevölkerungsschutz in der bestehenden Qualität in Deutschland aufrecht zu erhalten. Und dafür benötigt man in erster Linie "(Wo-)Menpower". Somit soll mit diesem Feuerwehrunterricht das Interesse junger Menschen für die Feuerwehr geweckt, das Verständnis für die Tätigkeiten der Feuerwehrleute gestärkt und die Sensibilität vor Gefahren gefördert werden.
Konkret lernen die Schülerinnen und Schüler Dinge wie die Arbeitsweise der Feuerwehr, was ein Brand überhaupt ist, welche Stoffe mit welchen Eigenschaften brennen und wie man sich verhalten muss, wenn es brennt oder man an eine Unfallstelle kommt.
Und wenn es mal regnet, fällt der Feuerwehrunterricht dann aus? Mitnichten. In Hinblick darauf, dass auch ein Einsatzfall keine Rücksicht auf die Wetterlage nimmt, wurden natürlich auch für diesen Fall alternative Übungen ausgearbeitet. Beispielsweise funktioniert für diesen Fall auch die Simulation eines Innenangriffs mit Menschenrettung aus der Hausmeisterwohnung. Mit hohem Aufwand werden hier von
WTS-Schüler mit voller Ausrüstung
den aktiven Feuerwehrleuten Atemschutz-Attrappen zur Übung organisiert. Manch ein Schüler fragt sich beeindruckt beim Anblick der Ausrüstung mit Atemschutzmaske, Atemluftflasche, Funkgerät, Fluchthauben, Seile, Lampe und vielem mehr, wie die Feuerwehr das im Einsatzfall alles zur Einsatzstelle bringt. Und die Jugendlichen, die nicht in den Inneneinsatz „reingehen“? Die müssen die Schlauchleitungen legen, um die im Innenangriff Befindlichen mit Wasser zu versorgen. Bezüglich des schlechten Wetters gilt hier die Devise: "Wird es zu kalt, bewegt man sich zu langsam".
Wenn die Übung beendet ist, ist die Arbeit jedoch noch nicht vorbei, da alles wieder ordentlich an seinen Platz gebracht werden muss. Das wird dann noch einmal mühsam, denn so ein Schlauch wickelt sich nicht von alleine. Aber trotz all der Mühe sind sich alle einig: Es macht mächtig viel Spaß!
Bild: Feuerwehrunterricht an der Weiltalschule Weilmünster
Hinweis: Verwendung der Artikel mit freundlicher Genehmigung der Wittich Verlage KG, Höhr-Grenzhausen.
Interesse am Mitmachen bei der Freiwilligen Feuerwehr?
Das kann bei uns JEDER, zumindest als Unterstützer im Feuerwehrverein und wer geistig und körperlich in der Lage und Willens ist, kann auch aktiv in einer Kinder- oder Jugendfeuerwehr, in einer Einsatzabteilung oder bei der Feuerwehrmusik mitmachen!
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