Beselich. Soll die Feuerwehr auch in Zukunft noch in allen vier Beselicher Ortsteilen präsent sein? Um diese Frage drehte sich am Montagabend eine Debatte im Gemeindeparlament. Anlass war der Bedarfs- und Entwicklungsplan (BEP) der Feuerwehr, den die Gemeindevertretung mehrheitlich beschlossen hat ...
Gemeindeparlament beschließt Bedarfs- und Entwicklungsplan – Bürgerliste: Erhalt aller Standorte zu teuer
VON ROLF GOECKEL
Für Eric Heymann (CDU) war es ein „wichtiger Tag für die Feuerwehr“, für Bernd Litzinger (Bürgerliste) ein „Luxus“, den sich die Gemeinde nicht leisten könne: Nach jahrelanger Debatte hat das Gemeindeparlament am Montagabend den Bedarfs- und Entwicklungsplan (BEP) für die Beselicher Feuerwehren mit großer Mehrheit beschlossen. Zwei Mitglieder der Bürgerliste stimmten dagegen, vier weitere enthielten sich der Stimme. CDU und SPD stimmten geschlossen für den Plan.
Laut einer Protokollnotiz soll ein Ingenieurbüro ein Gutachten über die Zukunft der Feuerwehrhäuser erstellen. Hintergrund ist, dass die Feuerwehr-Immobilien in Obertiefenbach, Schupbach und Heckholzhausen vom TÜV als mangelhaft eingestuft wurden und möglicherweise ersetzt oder umgebaut werden müssen.
Drei Fahrzeuge ersetzen
Aber nicht nur um die Zukunft der Feuerwehrhäuser geht es in dem Bedarfs- und Entwicklungsplan. Das Konzept listet umfassend den Bestand an Material, Fahrzeugen, Gebäuden und Personenstärke der Beselicher Feuerwehren auf, um daraus den künftigen Bedarf für die Feuerwehren abzuleiten. Laut BEP muss die Beselicher Wehr in naher Zukunft drei alte Fahrzeuge ersetzen. Um dafür Förderanträge beim Land stellen zu können, ist ein gültiger BEP die Voraussetzung.
Deutliche Kritik an dem BEP übte die Bürgerliste (BLB). Die Gemeinde Beselich mit ihren 5800 Einwohnern könne sich einen Neubau von Feuerwehrhäusern in Heckholzhausen und Schupbach sowie einen aufwendigen Umbau in Obertiefenbach „einfach nicht leisten“, meinte Fraktionsvorsitzender Bernd Litzinger. Der BEP setze den Status quo mit Feuerwehrhäusern in allen vier Beselicher Ortsteilen fort, obwohl die Wehren in drei Orten gar nicht mehr die Tageseinsatzstärke erreichten, kritisierte er. Das sei nicht nachvollziehbar.
Litzinger warf CDU und SPD vor, „diese klare Erkenntnis“ aus Angst vor Stimmenverlust bei der nächsten Wahl nicht aussprechen zu wollen. Um ihrem Auftrag nachzukommen, benötige die Wehr keine vier voll ausgestatteten Standorte. Allenfalls für die Vereinsarbeit und die Nachwuchsförderung könne er das Argument einer Anbindung vor Ort gelten lassen.
Weiter kritisierte er, dass nicht einmal ein unabhängiger Gutachter die in dem BEP festgelegten Bedarfe überprüft habe. Stattdessen habe die Feuerwehr ihren Bedarf selbst ermittelt. Litzinger betonte, dass er keine Zweifel an der „sehr guten Arbeit“ der Beselicher Wehren habe. Aber die Zeiten änderten sich und machten „intelligente Konzepte“ notwendig, um nicht „auf der Strecke zu bleiben“.
Dagegen verteidigte der SPD-Fraktionsvorsitzende Michael Jahn den BEP. Das Feuerwehrwesen sei kein Luxus, sondern eine Pflichtaufgabe der Kommune. „Wir können stolz darauf sein, dass wir in allen vier Orten eine Feuerwehr vorhalten können“, sagte Jahn und erhielt dafür auch Applaus von der CDU-Fraktion. Er betonte, dass über den Neubau von Feuerwehrhäusern in dem BEP noch gar nicht entschieden worden sei; mit diesem Thema werde man sich aber in Zukunft noch zu befassen haben.
Eric Heymann warf Bernd Litzinger vor, er rede „aus dem Elfenbeinturm“ heraus. Es sei gar nicht möglich, Feuerwehrstandorte für die Vereinsarbeit und Nachwuchsausbildung zu erhalten, wenn das dafür erforderliche Material fehle. Von einer „Vollausstattung“ aller vier Standorte, wie sie Litzinger unterstellt habe, könne gar nicht die Rede sein, so Heymann.
Wenige Minuten wichtig
Aus der Praxis berichtete der CDU-Mann, der selbst der Feuerwehr angehört, dass bei der Brandbekämpfung sehr häufig wenige Minuten entscheidend seien. Bei einem Feuer in Niedertiefenbach vor zwei Monaten beispielsweise wäre ein Wohnhaus abgebrannt, wenn die Wehr nur zwei Minuten später eingetroffen wäre. Und in Obertiefenbach wäre ein Nachbarhaus gleich mit abgebrannt, wenn die Wehr nicht rechtzeitig zur Stelle gewesen wäre.
Heymann wies zudem darauf hin, dass Beselich eine Feuerwehr habe, die auf Freiwilligkeit basiert. Nach seiner Schätzung würde die Hälfte der 130 Beselicher Wehrleute ihren Dienst quittieren, wenn sie keinen Standort mehr in ihren Dörfern hätten. Heymann betonte weiter, dass mit dem BEP noch über keine einzige Fahrzeugbeschaffung und keinen Feuerwehrhaus-Neubau entschieden worden sei. Darüber werde das Parlament noch im Einzelfall beraten müssen.
Bernd Müller (SPD) sah die Herausforderung in der Zukunft vor allem im Mangel an Personal: Immer weniger Feuerwehrleute müssten immer mehr Aufgaben schultern. „Was nützt uns die beste Ausstattung, wenn wir keine Leute haben?“, fragte er. Bürgermeister Michael Franz (parteilos) beruhigte, dass die Wehren schon seit Jahren aktiv an der Mitgliedergewinnung arbeiteten. So sei er aktuell gebeten worden, in Niedertiefenbach zusätzliche Spinde für neu gewonnene Feuerwehrleute aufstellen zu lassen. Heymann ergänzte, dass allein 2018 in der Beselicher Feuerwehr sieben neue Einsatzkräfte gewonnen worden seien.
Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.
Interesse am Mitmachen bei der Freiwilligen Feuerwehr?
Das kann bei uns JEDER, zumindest als Unterstützer im Feuerwehrverein und wer geistig und körperlich in der Lage und Willens ist, kann auch aktiv in einer Kinder- oder Jugendfeuerwehr, in einer Einsatzabteilung oder bei der Feuerwehrmusik mitmachen!
Mehr Infos auf www.steig-ein.info per Klick auf das nebenstehende Logo.