Limburg-Weilburg. Erst am vergangenen Freitag haben Unwetter in Rheinland-Pflaz gewütet. Auch der Kreis Limburg-Weilburg ist immer wieder betroffen. Aber nehmen die Starkregenereignisse und Unwetter wirklich zu? Und wie ist der Landkreis darauf vorbereitet. Mitarbeiterin Heike Lachnit hat bei Kreisbrandinspektor Georg Hauch nachgefragt ...

Am 5:Juli 2018 zog ein schweres Unwetter über Teile des Kreises. Hier ist es zwischen Dehrn und Niedertiefenbach zu sehen. Foto: PötzBild: Am 5:Juli 2018 zog ein schweres Unwetter über Teile des Kreises. Hier ist es zwischen Dehrn und Niedertiefenbach zu sehen. Foto: Pötz

Kreisbrandinspektor Georg Hauch spricht über Unwetter und den Katastrophenfall

Kreisbrandinspektor Georg Hauch sieht den Kreis Limburg-Weilburg gut gerüstet bei Unwetterereignissen. Foto: LachnitBild rechts: Kreisbrandinspektor Georg Hauch sieht den Kreis Limburg-Weilburg gut gerüstet bei Unwetterereignissen. Foto: Lachnit

Herr Kreisbrandinspektor Georg Hauch, wie informieren Sie sich über eventuelle Unwetterlagen?

Generell ist es so, dass der Deutsche Wetterdienst die Leitstelle über anstehende Gewitter oder Unwetter informiert. Dies geht automatisch über Fax und die Mitarbeiter der Leitstelle erhalten direkt die Frühwarnung als Meldung. Bei länger anhaltenden Wetterlagen beobachten die Kollegen die Situation über die Plattform Fewis des Katastrophenschutzes im Detail. Gewitter, Starkregen und Verlauf von Gewitterzellen wie ihre Geschwindigkeiten sind zu sehen. Damit können wir einschätzen, wann und ob sich eine Gewitterzelle über dem Kreis entlädt.

Versetzen Sie dann die Feuerwehren in den jeweiligen Orten schon in Alarmbereitschaft?

Vorsorglich erfolgt keine Alarmierung. Als das System eingeführt wurde, haben wir das gemacht. Das führte dann aber aufgrund der Vielzahl der eingegangenen Meldungen und nicht stattgefundenen Unwetter zu Verwirrungen und Unmut, weil man sich immer wieder in Alarmbereitschaft befunden hat und dann ist doch nichts passiert. Die gesamte Gefahrenabwehr ist so aufgebaut, dass sie sofort und jetzt zugleich mit den Möglichkeiten, die zur Verfügung stehen, tätig werden kann.

Wenn Starkregen über den Kreis hinwegzieht und die ersten Anrufe kommen, alarmieren Sie die Feuerwehr vor Ort. Legen Sie fest, zu welchem Einsatzort die Brandbekämpfer zuerst fahren oder entscheiden sie dies selbst?

So eine Lage wächst vom ersten Anrufer bis vielleicht zum 200. Vor Jahren haben wir das so geregelt, dass die Kommunen selbst örtliche technische Einsatzleitungen bilden sollen. Die sind mit technischen Gerätschaften wie Fax und Computer ausgestattet. Alle eingehenden Anrufe die Kommune betreffend werden an diese Stelle übermittelt. Der Einsatzleiter vor Ort entscheidet dann, wo er zuerst tätig wird, natürlich auch unter der Prämisse, wo der Schaden und die Not am größten sind. Wir fragen bei den Anrufern ab, wie viel Wasser bei ihnen im Haus steht und raten ihnen eventuell auch, bereits selbst tätig zu werden.

Wie läuft die Kommunikation ab, wenn weitere Hilfe etwa vom Technischen Hilfswerk benötigt wird? Fordert die Einsatzleitung vor Ort diese dann an?

Mitunter. Wir sind dann auch im Spiel, sobald mehrere Kommunen betroffen sind, schrauben wir uns führungstechnisch obendrüber, damit eine einheitliche Lenkung der Einheiten mit Fahrzeugen, Geräten und Mannschaften erfolgt. Es ist immer schnell gerufen, aber woanders ist es dann eventuell dringlicher. Bei den Unwetterlagen im letzten Jahr haben wir das THW in Einsatzbereitschaft versetzen lassen und es dann dorthin koordiniert, wo die Hilfe benötigt wurde. Der Zugriff des Einsatzleiters vor Ort ist erstmal möglich. Aber es muss koordiniert werden, so dass wir Kontakt aufnehmen, abstimmen und auch rausfahren.

Wann wäre die Situation gegeben, dass es ein Katastrophenfall ausgerufen wird?

Ab zwei betroffenen Gemeinden sind wir mit im Spiel. Wir bilden einen kleinen Führungsstab, analysieren die aktuelle Wetterlage, schauen, was zu erwarten ist. Wir schließen uns auch kurz mit Polizei und Straßenmeisterei und wie dort die Leistungsfähigkeit ist. Und ausschlaggebend ist auch, wie groß das Schadensgebiet ist. Bis zu einer Katastrophe müsste schon einiges anwachsen, obwohl unser Führungsstab auch unter dem Katastrophenfall zum Einsatz kommen kann. Dies kann zum Beispiel sein, wenn jede Menge Dächer abgedeckt und Obdachlosigkeit drohen würde. Dann können wir diese Instrumente in Betrieb nehmen und die Kommune unterstützen.

Gefühlt haben die Unwetterereignisse in den vergangenen Jahren zugenommen...

Das würde ich so nicht sagen. In den 80er Jahren hatten wir mehr starke Stürme, die uns belastet haben. Da gab es sogar einen Fall, dass wir den gesamten Landkreis in Alarmbereitschaft versetzt haben. Da hatten wir abgedeckte Dächer, umgeworfene Bäume und die Infrastruktur hat nicht mehr überall funktioniert.

Also haben wir nur eine gefühlte Zunahme?

Ja. Ich betrachte das Wetter schon länger. Früher hatten wir mehr Hochwasser. Drei Hochwasser im Frühjahr waren normal. In den 80er Jahren gab es auch Hochwasser im Sommer. Die Wetterereignisse haben sich verlagert, aber sie sind nicht mehr geworden.

Gab es dennoch Anpassungen an die Situationen?

Anpassungen gibt es immer wieder. Natürlich muss man einem Starkregen anders entgegenkommen als einem Hochwasser. Starkregen tritt punktuell auf und dann heftig. Das Hochwasser ist gestiegen und kam, dass wussten die Leute. Und die junge Generation kennt es nicht mehr, so dass es gefühlt schlimmer ist. Aber es ist noch keine Worst-Case-Situation bei uns aufgetreten, dass es als Katastrophenfall eingestuft wurde. Die Kommunen haben aufgrund der zahlreichen Einsätze in diesem Bereich zusätzliche Vorsorge getroffen durch Einlagerung von Sandsäcken, zusätzlichen Kauf von Wassersaugern für vollgelaufene Keller oder stark saugende Schmutzwasserpumpen.

Welche Empfehlungen gibt es an die Bürger, wenn es eine Unwetterwarnung gibt?

Wenn Unwetter gemeldet sind, sollten lose Gegenstände auf der Terrasse entfernt werden. Bei Sturm oder auch Hagel sollten die Bürger das Haus nicht verlassen und sich nicht in Gefahr begeben. Ich empfehle jedem die App Katwarn, über welche frühzeitig gewarnt wird. Für Notfallsituationen unter Katastrophenalarm gibt es einen Ratgeber unter www.bbk.bund.de.

Lesen Sie morgen den zweiten Teil über die Waldbrandgefahr.

Gleich mehrere Unwetter im Kreis

Im vergangenen Jahr gab es im Kreis Limburg-Weilburg mehrere Unwetterereignisse, welche die Einsatzkräfte beschäftigten. Zum einen gab es eine Folge von Ereignissen vom 28. Mai bis 1. Juni sowie am 5. Juli, bei denen mehrere Kommunen im Landkreis betroffen waren. Insgesamt gab es 372 Einsätze, an denen 1030 Einsatzkräfte beteiligt waren. Sie leisteten 7536 Einsatzstunden. Sie kümmerten sich um umgestürzte Bäume, Erdrutsche, überflutete Straßen und vollgelaufene Kellern. Mit am schlimmsten traf es den Weinbacher Ortsteil Edelsberg, der innerhalb kürzester Zeit vier Mal von Wasser und Schlammmassen heimgesucht wurde. Die Feuerwehr hat hier mit Unterstützung des Technischen Hilfswerkes rund 50 Tonnen Sandsäcke abgepackt, um einzelne Gebäude zu schützen. Weiterhin wurde ein künstliches Regenrückhaltebecken errichtet - mit 1000 Tonnen Sand in sogenannten Big-Packs. lh

Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.

 

 

 


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