Runkel. Der Haupt- und Finanzausschuss des Runkeler Stadtparlaments konnte sich vor Weihnachten nicht auf eine Richtlinie über die Gewährung von Gratifikationen und Prämien von Lehrgangsteilnehmern der Freiwilligen Feuerwehren Runkel einigen ...
RUNKEL - Warum Wehrführer André Pleyer für Prämien ist
Das Thema soll noch einmal im Ausschuss beraten werden.
Im sozialen Netzwerk Facebook löste die zögerliche Haltung der Ausschussmehrheit einen Sturm der Entrüstung aus. Auch der Runkel-Schadecker Wehrführer André Pleyer kann das Zögern des Ausschusses nicht nachvollziehen, wie er im Gespräch mit dieser Zeitung erklärte. "Ich habe mich geärgert", sagte er offen. Unverständlich sei ihm vor allem, dass bereits für das Jahr 2017 auf Betreiben des damaligen Bürgermeisters Friedhelm Bender (SPD) eine Gratifikation für Lehrgangsteilnehmer der Feuerwehr ausbezahlt worden sei - und jetzt, drei Jahre später werde dies auf einmal mit einem Fragenzeichen versehen. "So geht das nicht", meinte Pleyer.
Laut dem vom Magistrat vorgeschlagenen Richtlinien-Entwurf sollen jedem Lehrgangsteilnehmer 20 Euro pro Tag Gratifikation ausbezahlt werden - allerdings für die zurückliegenden Jahre nur zur Hälfte. Damit will das Parlament der schlechten Haushaltslage der Stadt Rechnung tragen. Insgesamt geht es um eine Summe von 9600 Euro jährlich. Maximal 200 Euro sollen pro Lehrgang gezahlt werden. Im Gegenzug müssen sich die Empfänger der Prämie für fünf Jahre weiteren Dienst bei der Feuerwehr verpflichten.
Pleyer machte deutlich, dass Prämien aus seiner Sicht keine Bezahlung für die Wehrangehörigen sind, sondern Ausdruck einer Wertschätzung für die ehrenamtliche Arbeit der Feuerwehr. Dies sei aus seiner Sicht notwendig, um der tendenziell schwieriger werdenden Nachwuchsgewinnung bei den freiwilligen Feuerwehren entgegenzusteuern. Vorbild für die Prämienzahlung sei die Gemeinde Löhnberg gewesen, von der sich Stadtbrandinspektor Andreas Schuld die Idee "abgeguckt" und an die politischen Entscheidungsträger herangetragen habe.
"Die Feuerwehr ist kein Verein"
Für völlig überzogen hält Pleyer die von Thomas Kuhlisch (Bürgerliste) geäußerte Befürchtung, dass die Prämien Anreiz für einen "Lehrgangstourismus" sein könnten. "So etwas wird mit Sicherheit nicht entstehen", ist sich der Wehrführer sicher. Im Gegenteil: Schon jetzt lasse die Motivation nach, an Lehrgängen teilzunehmen, die den Wehrleuten viel Freizeit abverlangten. Ein Beispiel: Ein Grundlehrgang erstreckt sich über sechs Wochenenden hintereinander, so dass in dieser Zeit das Privatleben zurückstehen müsse. "Früher war das normal", berichtet der Wehrführer. "Heute ist das für viele nicht mehr selbstverständlich." Daran ändere auch nichts, dass der Landkreis den Feuerwehrleuten die Fahrtkosten erstatte und ein Verpflegungsgeld zahle.
Für völlig deplatziert hält André Pleyer den von einigen Stadtverordneten angestellten Vergleich zwischen Fußballtrainern und Feuerwehrleuten. "Die Feuerwehr ist kein Verein, sondern eine Abteilung der Stadtverwaltung", erläutert der Wehrführer. "Mit dem Unterschied, dass der Dienst bei der Feuerwehr ehrenamtlich ist." Lediglich die Funktionsträger wie er selbst erhielten eine Aufwandsentschädigung, die in seinem Falle 80 Euro pro Monat betrage, so Pleyer.
Bei allem Ärger über den Ausschuss hält der Runkeler Wehrführer nichts davon, im Gegenzug den Stadtverordneten das Sitzungsgeld streichen zu wollen - ein Vorschlag, der bei "Facebook" diskutiert wurde. "Das würde keinen Sinn machen und Ehrenamtliche gegeneinander ausspielen", meint Pleyer. Aus seiner Sicht führt kein Weg an einer Anerkennung für Feuerwehrleute vorbei. "Die Politik muss sich mit dem Motivationsproblem auseinandersetzen", ist Pleyer überzeugt. Es gebe auch Kommunen, die ihren Einsatzkräften das Fitnessstudio bezahle oder sie kostenlos das gemeindeeigene Schwimmbad besuchen lasse. Egal wie: "Am Ende muss man irgendwie Geld in die Hand nehmen", meint der Wehrführer. Rolf Goeckel
Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.
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