

Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.
Feuerwehrhaus Wilsenroth: Haushaltsposten zu gering angesetzt – Jetzt Nachzahlung nötig
«Das Ding war von Anfang an verkorkst.» Mit Namen will der Dornburger Gemeindepolitiker in der Zeitung nicht genannt werden, aber sein Kommentar zum Bau des Feuerwehrhauses in Wilsenroth ist eindeutig: Dort ist eine Menge falsch gelaufen. Bürgermeister Andreas Höfner (CDU) hatte bereits in der jüngsten Gemeindevertretersitzung verkündete, dass die geplanten Kosten um 80 000 Euro überschritten werden und dass sich die Fertigstellung weiter verzögert (wir berichteten). In der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses in Thalheim wurden am Montagabend die Hintergründe der ungeahnt hohen Baukosten deutlich.
Offenbar haben alle Beteiligten die Möglichkeiten zum Sparen durch die eingebrachte Arbeitskraft von Feuerwehr und Dorfgemeinschaft überschätzt. Als die Gemeindevertreter 2007 über das Bauvorhaben abstimmten, lag eine Kostenschätzung der Architektin über 654 000 Euro vor, wie Bürgermeister Höfner am Montagabend in Erinnerung rief. Die Gemeindevertretung beschloss aber, nur maximal 500 000 Euro aus der Gemeindekasse zur Verfügung zu stellen. Die fehlenden 154 000 Euro sollten durch Wilsenrother Arbeitskraft sowie über Spenden und Fördermittel finanziert werden. Genau das hat offenbar nicht oder nur zum Teil funktioniert. Die Folge ist, dass die Gemeinde nun die letzte Rate für den über mehrere Jahre gestreckten Bau des Feuerwehrhauses im aktuellen Nachtragshaushalt von 150 000 auf 230 000 Euro erhöhen muss.
Ansatz 154 000 Euro unter Kostenschätzung
Im Haupt- und Finanzausschuss, der nun über den Nachtragshaushalt beriet, gingen die Meinungen darüber auseinander, ob und in welchem Umfang abzusehen gewesen war, dass der 500 000-Euro-Rahmen unrealistisch sei. Als «Irrwitz» bezeichnete Ottmar Baron (SPD) eine Planung, die davon ausgehe, die ursprüngliche Kostenschätzung in so hohem Maß unterschreiten zu können. «Wir haben von Anfang an bezweifelt, dass das Bauvorhaben für 500 000 Euro zu machen ist», sagte Baron. Erhard Gräf (CDU) schätzte die Wissenslage von vor gut zwei Jahren ähnlich ein: «Uns allen war bewusst, dass nachfinanziert werden muss, weil Kostenvoranschlag und Deckelungsbetrag erheblich auseinander gingen. Das unter einen Hut bekommen zu wollen, war nicht realistisch.» Allerdings waren die 500 000 Euro 2007 auf Betreiben der CDU so beschlossen worden.
Doch nicht nur die Eigenleistungen scheinen falsch eingeschätzt worden zu sein. Peter Trottmann (CDU) erinnerte daran, dass der Bau zum Teil über Grundstücksverkäufe finanziert werden sollte. Die Gemeinde hatte ursprünglich das Areal der alten Dreschhalle für das Feuerwehrhaus vorgesehen. Als sich der jetzige Standort in der Ortsmitte durchsetzte, war laut Trottmann beschlossen worden, das Dreschhallen-Gelände zu Bauplätzen zu machen und zu verkaufen. Das sei jedoch nicht gelungen. Gilbert Ehl (FWG) wandte ein, dass diese Gegenfinanzierung nichts mit den Baukosten zu tun habe, sondern lediglich für den Grundstückserwerb am neuen Bauplatz gedacht gewesen sei. Erhard Gräf merkte außerdem an, dass sich der Untergrund der Baustelle abschnittsweise als nicht ausreichend tragfähig herausgestellt habe, was größeren Aufwand und höhere Kosten verursacht habe.
Mit den Stimmen der CDU und bei Enthaltung von SPD und FWG stimmte der Ausschuss schließlich dem Nachtragshaushalt 2009 ohne Änderungen zu. Abschließend entscheidet die Vollversammlung der Gemeindevertreter in ihrer kommenden Sitzung. vt